Let's Cee 2014

Starke Filme - starker Besuch

13.10.2014
von  Gunther Baumann
Let's-CEE-Chefs Magdalena Zelasko & Wolfgang Schwelle, Regisseurin Una Gunjak, Juror Robert Menasse © Let's CEE / Halada
91 Filme, 138 Screenings und Veranstaltungen: Das Wiener Festival Let’s CEE, das am 11. Oktober endete, bot einen eindrucksvollen Überblick über die wichtigsten Filme aus Zentral- und Osteuropa. Der Publikumstrend zeigte erneut deutlich bergauf. Kamen im Vorjahr 9.600 Besucher zu Let’s CEE, so waren es heuer mit gut 13.000 ein sattes Drittel mehr.
Drehscheibe. Vor Festivalbeginn hatte Let’s-CEE-Direktorin Magdalena Zelasko im FilmClicks-Gespräch gesagt, Wien sei mit seiner Drehscheiben-Funktion zwischen Ost und West prädestiniert für ein Osteuropa-Filmfest. Der starke Publikums-Zuwachs belegt, dass diese These stimmt. So reagieren die Organisatoren mit großer Freude auf die Entwicklung, die freilich durch finanzielle Not ein wenig getrübt wird. Zelasko: „Vom Bund und von der EU bekommen wir keinen Cent, von der Stadt Wien 15.000 Euro. Das ist ein Bruchteil dessen, was wir brauchen würden.“
 
Tolle Arbeit: Das Team des Festivals Let's CEE © Let's CEE / Halada

Mit Sponsorgeldern und Kartenverkauf kam Let’s CEE auf ein Gesamtbudget von rund 100.000 Euro. Was dafür geleistet wurde, verdient das Prädikat „erstaunlich“. Das Festival zeigte nicht nur 91 Filme (gratis an- und abtransportiert vom Sponsor GLS) in drei Wiener Innenstadt-Kinos (kostenfrei zur Verfügung gestellt vom Sponsor Cineplexx) – man holte  auch mehr als 100 Filmschaffende nach Wien.
 
Ehrengast: Der kroatische Produzent und Oscar-Gewinner Branko Lustig © Let's CEE / Halada

Gäste.
Der ungarische Regisseur und Oscar-Preisträger Istvan Szabo  wurde mit dem „Stern der Urania“ für sein Lebenswerk gewürdigt. Der kroatische Produzent und zweifache Oscar-Besitzer (für „Schindlers Liste“ und „Gladiator“) Branko Lustig hielt, wie Szabo, einen Workshop und wurde von Wiens Bürgermeister Michael Häupl mit dem Goldenen Rathausmann  geehrt.
 
Wettbewerb. Zum Abschluss des Festivals war am Wochenende die Preisverleihung in den drei Let’s-CEE-Wettbewerben (Kurzfilm, Dokumentation und Spielfilm) angesetzt. Auf die Gewinner warteten Statuen, entworfen vom renommierten Vorarlberger Künstler Tone Fink, sowie Barpreise in Höhe von 1.500 Euro, die vom Festival-Sponsor Artdeluxe von Produzent Robert Hofferer („Die Wälder sind noch grün“) zur Verfügung gestellt wurden.
 
Die Gewinner: Die junge bosnische Regisseurin Una Gunjak wurde mit „The Chicken“ einstimmig zur Gewinnerin des hochkarätigen Kurzfilm-Wettbewerbs gekürt. Der russische Regisseur Vitaly Mansky  bekam für den „ebenso fesselnden wie scharfsinnigen“ Film „Pipeline“ den Dokumentar-Preis.  Die Spielfilm-Jury, der Regisseur Kurt Ockermüller, Produzentin Gabriele Kranzelbinder und FilmClicks-Chefredakteur Gunther Baumann angehörten, entschied sich für das Road Movie „I Won’t Come Back“ des estnischen Regisseurs  Ilmar Raag. Thema: Die fast aussichtslose Reise zweier elternloser Mädchen, die sich per Autostop durch halb Russland bis nach Kasachstan durchschlagen wollen.
 
„,I Won’t Come Back‘ berührt durch das herausragende Spiel der jungen Darstellerinnen und durch eine Geschichte, in der trotz extrem widriger oder gar grausamer Umstände stets Platz für Hoffnung und Optimismus bleibt“, hieß es in der Begründung der Jury.  Wermutstropfen für Cineasten: Einen Verleih in Österreich haben die Siegerfilme nicht. Für jene, die einen optischen Eindruck von „I Won’t Come Back“ bekommen wollen, stellen wir den Originaltrailer online. Sprachversion: Russisch mit estnischen Untertiteln…


 
Ausblick. Nach dem Festival ist vor dem Festival: Die Festival-Direktoren Magdalena Zelasko und Wolfgang P. Schwelle beginnen schon bald mit ersten konzeptionellen Überlegungen für Let’s CEE 2015. Verbunden mit der Hoffnung, dass das Osteuropa-Filmfest im kommenden Jahr von der öffentlichen Hand höher dotiert wird.
 
Gerechtfertigt wäre eine bessere finanzielle Ausstattung allemal. Let’s CEE, als Privatinitiative des Direktions-Duos entstanden, ist schon jetzt eine bemerkenswerte Bereicherung des Wiener Jahres-Kulturkalenders. Der große Publikums-Zustrom von Filmfans mit und ohne Migrations-Hintergrund beweist es.