Zufall und Glück. Ernst Kieninger, der Chef des Filmarchivs Austria, spricht von einem „schönen Zufall und großen Glück“: Weil im Haus des Wiener Metro-Kinos große Flächen frei wurden, konnte das schon lange geplante Projekt eines Kinokulturhauses mitten im Zentrum der Hauptstadt verwirklicht werden.
Das Metro-Kino mit seiner denkmalgeschützten „Neo-Rokoko-Architektur“ (Kieninger), 1893 als Theater errichtet, bleibt natürlich das Fundament des Projekts. Der intime Saal (175 Plätze) mit seiner Inneneinrichtung voller Plüsch und Holz schaut so wie immer – mit einer Ausnahme: „Wir haben das sichtbare Kino errichtet“, sagt Ernst Kieninger.
Sichtbares Kino? Zwischen dem Saal und dem Foyer wurde eine Glaswand eingezogen, die für die Passanten den Blick bis zur Leinwand und für die Besucher den Blick nach draußen freigibt. Erst wenn die Vorstellung beginnt, wird die Glaswand verdunkelt.
Technik. Technisch spielt das historische Kino, wie man in Wien sagt, alle Stückln: Die Projektions-Kabine ist analog für sämtliche Filmformate, beginnend bei acht Millimetern, ausgestattet. Eine digitale Projektions-Anlage kam neu hinzu. Das gilt auch für das frisch eingebaute zweiten Kino, das nach Hollywood-Legende Eric Pleskow, dem Präsident der Viennale, benannt wurde. Der Eric-Pleskow-Saal ist klein, aber fein. Er bietet 49 Sitze mit Business-Class-Komfort und dazu ebenfalls eine Projektionsanlage, die analog wie digital dem State of the Art entspricht.
In den drei Stockwerken des Kinokulturhauses stehen auf 1800 Quadratmetern Fläche auch großzügige Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung, die in nächster Zukunft nach und nach bespielt werden. Zum Start wurde hier „Kino elementar“, eine audiovisuelle Intervention von Siegfried A. Fruhauf, eingerichtet: Ein Projekt, das auf geschäftig ratternden Projektoren von Eumig basiert, dem einstigen Schmalfilm-Weltmarktführer aus Österreich.
Mitte 2015 wird eine audiovisuelle Bibliothek mit digitalen Sichtungsplätzen eröffnet. Cineasten können dann Einblick in die Schätze des Filmarchivs Austria nehmen – von der Zeit der Gebrüder Lumière bis in die Gegenwart.
Peter Handke. Der reguläre Betrieb hat jetzt mit der Reihe „Peter Handke geht ins Kino“ begonnen, in welcher der cinephile Schriftsteller eine Auswahl seiner ganz persönlichen Lieblingsfilme präsentiert. Diese Filmschau läuft bis zum 19. November, wird aber vom 24. Oktober bis zum 6. November unterbrochen. Da zieht die Viennale in die beiden Säle des Metro-Kinos ein.
Die Umwandlung des Gebäudes zum Kinokulturhaus kostet insgesamt 1,9 Millionen Euro, wobei Filmarchiv-Chef Kieninger von einem „geglückten Private-Public-Partnership“ spricht. Außer öffentlichen Stellen (Bund, Stadt Wien, Österreichisches Filminstitut und Filmfonds Wien) investieren auch Sponsoren große Summen in das Projekt. Hier sind die Satel Privatstiftung, die RD Foundation Vienna und die VDFS, die Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden, zu nennen.
Fassade. Obwohl das Filmkulturhaus innen fertig ist, schaut es von außen noch nach einer Baustelle aus. Das Gebäude ist eingerüstet: Die Stadt Wien entschloss sich, Nägel mit Köpfen zu machen und auch die Fassade zu renovieren.
Fazit: Wien besitzt nun ein Filmkunst-Zentrum, auf das viele Metropolen neidisch sein werden. Das Kinokulturhaus, das Österreichische Filmmuseum in der Albertina, das kommunale Stadtkino im Künstlerhaus sowie das Gartenbau-Kino, Haupt-Schauplatz der Viennale, liegen nur kurze Fußwege voneinander entfernt.