Keira Knightley
„Wenn ich schauspiele, dann will ich die Chefin sein“
03.01.2019
von
Astrid Hofer
Die britische Schauspielerin Keira Knightley (33) kämpft im Historiendrama „Colette“ als Schriftstellerin um Anerkennung in der von Männern dominierten Welt der Literatur. Warum sie Gleichberechtigung auch heute noch für eine Illusion hält, was sie an der berühmten Autorin Colette bewundert und warum es sie nervt, schauspielerisch ständig in eine Schublade gesteckt zu werden, verriet sie bei der „Colette“-Premiere im Rahmen des London Film Festivals. FilmClicks war dabei.
Keira Knightley über…
…die französische Schriftstellerin Colette (1873 – 1954):
„Colette ist wahrscheinlich die inspirierendste Rolle, die ich je gespielt habe. Sie ist eine starke, tapfere Frau. Eine Frau, die eine Stimme hat und dafür kämpft, dass diese auch gehört wird. Die meisten Frauen können sich wohl damit identifizieren, dass ihnen die Stimme genommen wird – ich auf jeden Fall. Aber sie gibt nicht auf. Auch ihre Sexualität hat sie ganz ohne Scham entdeckt, was selbst heutzutage noch selten ist. Sie ist eine Kämpferin und solche Menschen faszinieren mich. Ich wäre gerne mehr wie sie.“
…ihre Vorliebe für starke Frauenrollen:
„Sobald ich mir meine Rollen aussuchen konnte, habe ich mich immer für starke Figuren entschieden, für Frauen, die ich bewunderte und die ich näher kennenlernen wollte. Ich wollte immer die Hauptrolle spielen. Oft hätte ich mehr Geld verdienen können, wenn ich die zweite Geige gespielt hätte, die Ehefrau oder die Freundin, aber das hat mich nie interessiert. Wenn ich spiele, dann will ich die Chefin sein.“
…ihre Anfänge als Schauspielerin:
„Ich wollte immer zum Theater. Dass ich jetzt Filme drehe, überrascht mich selbst immer noch am meisten. Als ich drei Jahre alt war, habe ich meine Eltern (Schauspieler Will Knightley und Dramatikerin Sharman Macdonald, Anm.) nach einem Manager gefragt. Sie hatten beide einen und ich konnte nicht verstehen, warum sie einen hatten und ich nicht. Ich musste dann aber noch ziemlich lange auf meinen ersten Manager warten – bis ich sechs war. Ich hatte mein Ziel immer klar vor Augen. Und auch wenn ich mich heute ständig frage, ob es nicht auch noch etwas anderes gäbe, das ich machen könnte, fällt mir absolut nichts ein. Professionelle Fußballspielerin vielleicht.“
…Frauen in Hollywood:
„Es gibt in Hollywood derzeit überhaupt keine Unterstützung für junge Frauen. Wenn du als Schauspielerin anfängst, bist du völlig auf dich alleine gestellt und am Ende schaffst du es – oder eben nicht. Ähnlich ist es bei Regisseurinnen. Ich habe bislang mit fünf Frauen gearbeitet. Ich würde mir wünschen, dass es mehr werden. In Sachen Gleichberechtigung hat sich zwar schon einiges getan, aber gerade hier im Westen, wo wir so stolz darauf sind, progressiv zu sein, sind wir noch nicht weit gekommen. Veränderung ist schwierig, dauert sehr lange. Aber wir dürfen nicht aufgeben und müssen uns Stück für Stück langsam vorarbeiten.“
...ihre Doppelrolle als Schauspielerin und Mutter einer dreijährigen Tochter:
„Ich habe wirklich Glück, dass ich mir gute Nannys leisten kann. Ich habe eine ganz wunderbare Nanny, die mit mir mitreist. Mein Mann (Musiker James Righton, Anm.) hat seine Karriere zurückgestellt, damit wir als Familie zusammenbleiben können, meine Mutter und mein Vater haben mich sehr unterstützt und springen immer ein, wenn es eng wird. Man braucht eine ganze Menge Unterstützung, damit alles läuft – und mein Glück ist, dass ich sie habe.“
…die nervigste Frage, die ihr je gestellt wurde:
„Es ist keine Frage, aber dieser eine Satz: „also wieder eine historische Rolle”. Die Leute denken, die Rollen sind alle gleich, nur weil es historische Filme sind. Ich kann das nicht verstehen: Wenn ich jemanden auf der Straße in Jeans sehe, gehe ich ja auch nicht davon aus, dass wir dasselbe Leben führen, nur weil wir beide Jeans tragen. Möglich, dass manche mich lieber öfter in Komödien sehen würden, aber Comedy stresst mich. Wenn du eine lustige Szene am Set zum ersten Mal spielst, lachen alle. Beim zweiten, dritten oder hundertsten Mal lacht keiner mehr und du beginnst an dir zu zweifeln. Mich macht das nervös, deshalb spiele ich lieber Dramen.“