A Star Is Born
Genre: Musik-Drama und Love-Story
Regie: Bradley Cooper (USA)
Star-Faktor: Sehr hoch (Lady Gaga und Bradley Cooper)
Venedig-Premiere: Außer Konkurrenz
„A Star Is Born“ ist bereits die vierte Verfilmung der Geschichte einer unbekannten Sängerin, die von einem berühmten Musiker entdeckt wird und diesen karrieremäßig bald hinter sich lässt. Die Story funktioniert auch 2018 ganz prächtig. Regie-Novize Bradley Cooper lässt Lady Gaga als Schauspielerin wie als Sängerin glänzen und er hat auch selbst viele bärenstarke Momente vor der Kamera.
Der Plot: Der dem Alkohol und den Drogen zugeneigte Countryrock-Star Jackson Maine (Cooper) hat nach einem Konzert noch Durst und landet auf der Suche nach einem Drink in einer Travestie-Bar, in der eine scheue junge Dame namens Ally (Lady Gaga) singt. Jackson ist beeindruckt vom unüberhörbaren Talent Allys, die als Kellnerin ihr Geld verdient. Erst entsteht ein Flirt, dann Liebe – und bald überredet der Rocker seine neue Freundin, mit ihm auf die Bühne zu gehen. Wo es nicht lange dauert, bis die Musikindustrie auf Ally aufmerksam wird – A Star Is Born…
Eine tobende Rock-Arena, eine schneidende Stromgitarre: Mit diesen Klängen geht die Neufassung von „A Star Is Born“ los. Bradley Cooper ist der Mann am Instrument. Er spielt nicht Luftgitarre, sondern haut höchstpersönlich in die Saiten und rockt auch als Sänger eindrucksvoll drauf los. So bekommt man zur Einstimmung auf den Film gleich mal eine pfundige Countryrock-Nummer, die sich ausgiebig entfalten darf.
Musik, viel Musik, ist von der ersten bis zur letzten Szene ein Hauptelement dieses Films. Lady Gaga wird als scheue Ally mit einer wunderschönen Version von „La vie en rose“ vorgestellt. Später kann Ally in etlichen Songs ihre Talente von Rock bis Country vorführen, um schließlich zu jenen Pop-Sounds zu wechseln, mit denen die echte Lady Gaga weltberühmt geworden ist.
Bradley Cooper wiederum beweist, dass er auch als Musiker ein Mann fürs große Publikum sein könnte. Einige Songs aus dem Film wurden von ihm und Lady Gaga live bei Festivals aufgenommen.
Den Country-Star Jackson Maine legt der Filmstar Cooper als zwiespältiges Wesen an: Einerseits großherziger, souveräner Kumpeltyp, andererseits hochlabiler Mann mit Hang zur Selbstzerstörung.
Diese Rollencharakteristik funktioniert wie auf Schienen. So bleibt Bradley Cooper viel Zeit, sich als Regisseur zu versuchen – und auch das gelingt ihm ausgesprochen gut. „A Star Is Born“ ist ein rauer und zärtlicher, fröhlicher und tragischer Film geworden, der nur bei einer Szene, bei einer Grammy-Verleihung, allzu tief in Richtung Melodram abrutscht.
Bemerkenswert ist das famose Spiel der Hauptdarstellerin, für das ja auch der Regisseur viel Verantwortung trägt. In den frühen Szenen der talentierten Ally hat man nie das Gefühl, dem Weltstar Lady Gaga dabei zuzuschauen, wie sie ein Mauerblümchen spielt.
Ganz im Gegenteil – diese Ally wirkt absolut authentisch in ihrer Zurückhaltung, ihren Zweifeln und auch in dem leicht absurden Kummer, nicht attraktiv genug zu sein für eine Karriere in der Popwelt („meine Nase ist zu groß“). Und wenn sie dann erstmals auf eine große Bühne darf, strahlt sie Lampenfieber aus und grenzenloses Staunen über diese Zauberwelt des Pop.
Die Atmosphäre zwischen Gaga und Cooper knistert nur so – auch im Schlussdrittel des Films, wenn die Beziehung zwischen Ally und Jackson in die Krise gerät. Wer die früheren Versionen von „A Star Is Born“ kennt, weiß ja, dass diese Geschichte über die Liebe, die Musik und den Ruhm keine Komödie ist. Doch zum Glück gibt es Lady Gaga: Mit einer wunderschönen Ballade schenkt sie dem Film ein bittersüßes Finale.
Kinostart: 4. Oktober 2018
Kinochancen: Hoch
Gesamteindruck: Großes Hollywood-Kino mit großen Gefühlen und großartiger Musik