Festival Cannes 2018

Faszinierende Begegnung mit dem Papst

14.05.2018
von  Peter Beddies
Wim Wenders und der Papst führten für den Film vier ausführliche Gespräche miteinander © Festival Cannes
Deutschlands Regie-Grande Wim Wenders ist dieses Jahr mit dem ungewöhnlichsten Film seiner Karriere in Cannes vertreten. Für die Dokumentation „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ führte er vier lange Gespräche mit dem Oberhirten der katholischen Kirche. Der Film, der schon Mitte Juni im Kino anläuft, ist eine faszinierende Momentaufnahme geworden, in der man sehr viel über die Gedankenwelt des Pontifex Maximus erfährt.   
Ein Kirchenfürst voller Bescheidenheit: Papst Franziskus segnet einen Gläubigen © Festival Cannes

Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes

Genre: Dokumentarfilm 
Regie: Wim Wenders (Deutschland)
Star-Faktor: Extrem hoch - prominenter als der Papst geht es kaum
Cannes-Premiere: In der Reihe Séance Spéciale
Viele Menschen mögen ihn, diesen Papst Franziskus; selbst dann, wenn sie gar nicht in der Kirche sind. Warum man diesen Mann der Bescheidenheit und Hasser allen Überflusses so schätzt, das zeigt Wim Wenders in seinem neuen Dokumentarfilm „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“. 
Über zwei Jahre hinweg hat Wenders - der von der katholischen Kirche gefragt wurde, diesen Film zu machen - insgesamt vier lange Interviews mit dem Papst geführt. Er äußert sich darin ausführlich zu zahlreichen Fragen: Etwa, warum die Kirche eine Kirche der Armen sein sollte. Oder wie Gott zu Menschen stehe, die nicht glauben. Aber es kommen auch Missbrauch und andere schwierige Themen zur Sprache.
Das Besondere an den Interview-Szenen: Wenders hat eine Technik entwickelt, die es so aussehen lässt, als würde der Papst direkt dem Zuschauer ins Auge blicken. Das wirkt am Anfang sehr ungewohnt. Aber man gewöhnt sich rasch daran und fühlt sich bald wie in einer sehr persönlichen Zwiesprache mit diesem sehr besonderen Menschen, den Wenders sehr oft lachend und lächelnd zeigt.
Der Film wird eingerahmt von der wie immer sehr ruhigen Sprache von Wim Wenders, der sich in seinen Worten zum Beispiel den Namen Franziskus vornimmt und erläutert, woher er kommt. Um dann zu fragen, ob es uns allen nicht sehr gut zu Gesicht stehen würde, bescheidener zu sein. Bescheiden wie der Papst, den Wim Wenders immer wieder dabei zeigt, wie er es liebt, Menschenmassen zu begrüßen und dabei jedem klarmacht, dass er einer unter vielen Gleichen ist.
Dieser Dokumentarfilm ist keine Biografie des aktuellen Papstes. Vielmehr ist er eine packend gefilmte Bebilderung der Ideen von Franziskus, der hier - auch wenn er das sicher bestreiten würde - als ein wunderbarer Filmstar rüberkommt.
Kinostart: 14. Juni 2018
Kinochancen: Hoch. Wenn sich herumspricht, dass man hier eine persönliche Audienz beim Pontifex bekommt, ohne nach Rom zu müssen, könnten viele Menschen ein Ticket lösen.
Gesamteindruck: Wim Wenders lässt den Papst sehr offen zum Zuschauer sprechen. Sein Charisma wird die Herzen der Kinogänger im Sturm erobern.