Disney-Pixar

Dinos und andere Viechereien

06.11.2015
von  Gunther Baumann
Ab 26. November im Kino-Einsatz: Arlo, der freundliche Dino, und sein kleiner Menschen-Kumpel Spot © Disney-Pixar
Hochbetrieb bei Disney-Pixar. Das Animations-Studio, derzeit mit „Alles steht Kopf“ im Kino, schickt in den nächsten Monaten gleich zwei neue Blockbuster ins Rennen. Auf das Dino-Abenteuer „Arlo & Spot“ (Kinostart: 26. November) aus dem Hause Pixar folgt im März 2016 die tierische Thriller-Komödie „Zoomania“ von Disney. FilmClicks war bei Präsentationen der Projekte dabei.
Boom. Animationsfilme boomen. „Die Minions“ ist mit knapp 800.000 Besuchern der bisher größte Kino-Hit des Jahres 2015 in Österreich. Seit Oktober macht das Gedanken-Spiel „Alles steht Kopf“ auf der Leinwand Furore  – der erste von drei neuen Hits aus dem Hause Disney-Pixar.
 
Am 26. November läuft die Pixar-Produktion „Arlo & Spot“ an: ein Urzeit-Abenteuer, in dem ein freundlicher Dinosaurier und ein kleiner Höhlenmensch zu ziemlich besten Freunden werden. Im März 2016 folgt dann der 55. abendfüllende Spielfilm des Walt Disney Studios, „Zoomania“. In dieser Sprechende-Tiere-Komödie ist Judy, eine Kaninchen-Kommissarin, hinter einem Fuchs zweifelhaften Charakters her.

Die Dinos sind los! Pixar-Komödie „Arlo & Spot“ © Disney-Pixar

Arlo & Spot. Leinwand frei für „Arlo & Spot“. Dass im jüngsten Pixar-Spaß ein Dino und ein Menschenkind zu Kumpels werden, ist zwar erdgeschichtlich unmöglich – aber wen kümmert in der Illusionsfabrik Kino schon die Realität?
 
Die Filmemacher haben die Entwicklung des Planeten Erde tollkühn umgeschrieben. Sie lassen jenen gigantischen Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren auf unserem Planeten einschlug, einfach vorbeifliegen. Deshalb sterben die Dinos nicht aus. Und deshalb können Arlo, der nette Apatosaurus, und Spot, der Menschenjunge, zueinander finden.
 
Natürlich geht’s in dem Film, der kurz vor dem Start noch von „Der gute Dinosaurier“ in „Arlo & Spot“ umgetauft wurde, nicht um Wissenschaft. „Der Kern des Films ist die Geschichte eines Jungen mit seinem Hund“, sagte Regisseur Peter Sohn beim FilmClicks-Interview in London. „Nur, dass bei uns der Dino der Junge ist, und der Junge ist der Hund.“

„Arlo & Spot“-Regisseur Peter Sohn © Disney-Pixar

Von diesem Fundament ist es nicht weit zu Themen, die zu den Klassikern im Animations-Genre gehören. Regisseur Peter Sohn: „Arlo hat Probleme, denen auch wir Menschen uns in unserem Leben stellen müssen. Da geht es um die  Überwindung von Angst oder um die Konfrontation mit äußeren und inneren Dämonen. Und um das Ringen darum, die eigenen inneren Kräfte zu finden.“
 
Diese Aussage beschreibt recht treffend einen Gemütszustand, dem auch (Film-)Künstler immer wieder ausgesetzt sind. Gut fünf Jahre sind seit dem Beginn des Dino-Projekts vergangen. Zwischendurch gab’s eine Krise mit der Story, und Regisseur Bob Peterson (Oscar-Nominierung für das Drehbuch zu „Oben!“) reichte den Regie-Sessel an Peter Sohn weiter. Sohn, ein New Yorker mit koreanischen Wurzeln, liefert jetzt seine erste Inszenierung ab.
 
Erste Eindrücke von Ausschnitten des Films lassen ein großes Spektakel erwarten. Wie bei den Animations-Avantgardisten von Pixar gewohnt, stehen auch die Bilder des Hintergrunds oft im Vordergrund. Peter Sohn: „Wir benutzen die Umwelt, um den Eindruck zu verstärken, wie sich unsere Figuren fühlen – einmal total kraftvoll, und dann wieder ganz klein. Auch das Licht spielt da eine wichtige Rolle. Unsere Kamerafrau stammt aus dem Nordwesten der USA, wo der Film geografisch angesiedelt ist, und es ist wirklich faszinierend, wie es ihr gelingt, die Lichtstimmungen von dort in den Computer zu übertragen.  Manchmal fühlt sich eine Szene an, als wäre die Natur eine Kathedrale.“

Eine Mega-Metropole nur für Tiere: Der Schauplatz von „Zoomania“ © Disney

Zoomania. Von der Urzeit geht’s weiter in die urbane Welt der Tiere. „Zoomania“, der für den März 2016 angesagte neue Disney-Film, spielt in einer modernen Mega-Metropole, die von Tieren für Tiere gebaut wurde (und trotzdem einer futuristischen Menschenstadt sehr ähnlich sieht). Produzent Clark Spencer erläuterte bei einer Präsentation in München die sehr speziellen Besonderheiten der gigantischen Siedlung: „Erstens: Raubtiere und Beutetiere leben in Frieden nebeneinander.  Zweitens: Für alle Tiere gibt es Klimazonen, die ihrem natürlichen Habitat entsprechen.“
 
So sind’s im Film nur ein paar Schnellbahn-Stationen von der eiskalten Tundra Town bis in die Tropen oder zum wüstenhaften Sahara Square. Denn die Stadt ist komplett klimatisiert – auf umweltfreundliche Art. Produzent Spencer: „Die Abwärme aus der Kühlung von Tundra Town wird genutzt, um den Regenwald und die Wüste aufzuheizen.“
 
Im US-Original heißt der Film „Zootopia“ (Spencer: „Eine Verbindung von Zoo und Utopie“), auf Deutsch „Zoomania“. Einen Zoologischen Garten sucht man aber hier wie dort vergebens, denn die Vierbeiner leben ja in Freiheit. Sie schreiten auf der Leinwand als, äh, antropomorphe Wesen auf zwei Beinen durchs Leben und sie tragen Kleidung .
 
„Zoomania“-Produzent Clark Spencer © Disney

Das „Zoomania“-Projekt hat so wie „Arlo & Spot“ eine Herstellungszeit von mehr als fünf Jahren. „Das Thema wurde Ende 2010 vorgeschlagen“, erzählt Produzent Spencer im FilmClicks-Interview. „Dann begannen wir, die Story zu entwickeln und gingen erst einmal auf Recherche. 18 Monate lang haben wir das Verhalten der Tiere studiert. Alles im Film sollte total glaubhaft wirken. Wir arbeiteten zum Beispiel neun Monate an einer Wind-Simulationstechnik für die Bewegung des Fells der Tiere.“
 
Hauptfiguren von „Zoomania“ sind die Kaninchen-Dame Judy Hopps und der Fuchs Nick Wilde. Judy ist eine sehr ehrgeizige Jung-Polizistin. Nick ist ein Strizzi, dessen kreative Ideen zur Geldbeschaffung immer wieder mit dem Strafgesetzbuch kollidieren. Allerdings jagt Judy den Fuchs wegen eines Coups, den der gar nicht begangen hat. So werden die beiden irgendwann zu Kumpels, die gemeinsam nach den wahren Übeltätern suchen.

Die Stars von „Zoomania“: Nick Wilde, der Fuchs, und Judy Hopps, die Kaninchen-Dame © Disney

„Ich war noch nie stolzer auf einen Film als bei diesem“, sagt Clark Spencer. „Wir erleben eine Renaissance der Disney-Animation.“ Diese Renaissance trägt einen Namen: Jenen von Animations-Guru John Lassater, 58.
 
Als junger Mann wurde Lasseter wegen seiner neumodischen Ideen zur Computer-Animation aus dem Zeichentrick-Imperium von Disney verbannt. Nach dem Rausschmiss machte er Pixar (lange Zeit eine Firma von Apple-Gründer Steve Jobs) zur weltweit ersten Adresse in Sachen Animationsfilm. Und als das kleine Pixar-Studio 2006 mit dem großen Disney-Konzern fusioniert wurde, kehrte er in sein Stammhaus zurück – als Kreativ-Chef der Walt Disney Animation Studios (und natürlich weiterhin von Pixar).
 
Seine erste Auszeichnung hat der zweifache Oscar-Preisträger Lasseter, wie er gern erzählt, übrigens in Österreich erhalten. 1988 gewann er für den vierminütigen Computer-Animationsfilm „Red’s Dream“ den Prix Ars Electronica des Linzer Ars-Electronica-Festivals.

Trickfilm-Guru: Studioboss John Lasseter © Disney

Bei der Rückkehr zu Disney sorgte Lasseter erst einmal für frische Luft in dem reichlich verknöcherten Konzern. „Zoomania“-Produzent Spencer: „Unsere Animationsfilme sind jetzt wieder in der Hand der Künstler, nicht in jener der Kaufleute.“ Seither brachte das  Studio wieder Welterfolge wie „Ralph reicht’s“ (2012), „Die Eiskönigin“ (2013) und „Baymax – Riesiges Robowabohu“ (2014) heraus.
 
Und seither gelten die ehernen Regeln von Pixar auch bei Disney. In den Worten von Clark Spencer: „Unsere Filme erzählen eine zeitlose Story für die Welt von heute. Sie müssen Zuschauer aller Altersgruppen ansprechen. Und sie brauchen Humor genauso wie tiefes Gefühl.“