FilmClicks: In „Ant-Man And The Wasp” verwandeln Sie sich in eine Wespe und eine Ameise. Können Sie sich nach dem zweiten Film inzwischen mit Ihren tierischen Doppelgängern identifizieren?
Evangeline Lilly: Ich mag Wespen. Mich hat nie eine gestochen. Vielen anderen ist das schon passiert, die mögen sie vermutlich weniger.
Paul Rudd: Ich habe Respekt vor Ameisen und weiß inzwischen ziemlich viel über die verschiedenen Arten. Es gibt sogar welche, die Strom produzieren. Ich finde das äußerst faszinierend.
Ms. Lilly, Sie spielen als The Wasp eine der wenigen Marvel-Superheldinnen. Wie geht es Ihnen mit dieser Ehre?
Lilly: Ich bin sehr stolz darauf, dass ich die Frau sein darf, die sagt „Time is up“, es ist Zeit für eine Superheldin. Ich will zeigen, dass Frauen genauso mutig, stark und intelligent wie Männer sind – und obendrein noch sexy. Ich habe mich immer gewundert, warum es nicht schon früher Superheldinnen auf der Leinwand gab. Immerhin spielen sie in Comics seit Jahrzehnten die Hauptrolle. Als Mädchen habe ich mich nur für die Superheldinnen interessiert – und ich glaube, in Wahrheit die Buben auch. Es hat leider lange gedauert, bis die männlichen Produzenten und Filmemacher, die Hollywood beherrschen, begriffen haben, dass die Welt eine Frau als Heldin akzeptiert.
Wie ging es Ihnen, Mr. Rudd, mit der weiblichen Konkurrenz?
Rudd: Es ist schön, Teil eines Films mit einer Marvel-Superheldin zu sein. Und dazu ist diesmal ja auch noch einer der Bösewichte (Hannah John Kamen, Anm.) eine Frau. Das hat es noch nicht oft gegeben. Evangeline ist großartig im Film, aber auch privat. Sie ist eine wirklich nette Person. Wir verstehen uns sehr gut und der Dreh hat richtig Spaß gemacht.
Ms. Lilly, wollen Sie mit Ihrer Filmfigur auch ein Zeichen setzen?
Lilly: Das ist der einzige Grund, warum ich es mache. Ich bin nicht gerne Schauspielerin. Für mich ist das eine Qual. Ich habe mich schon einmal aus Hollywood zurückgezogen, nach „Lost“, weil ich es gehasst habe, berühmt zu sein. Mein einziger Anreiz, zu spielen, ist, dass ich durch meine Arbeit etwas Positives bewirken, Menschen berühren und inspirieren kann – ja, und natürlich muss ich auch irgendwie meine Rechnungen bezahlen
(lacht).
Mr.Rudd, Sie haben mit Komödien Karriere gemacht, sind aber als Ant-Man nicht unumstritten. Selbst Michael Douglas nannte Ihre Besetzung in unserem Interview „ungewöhnlich“. Geht es Ihnen auf die Nerven, dass alle Welt daran zweifelt, ob Sie wirklich das Zeug zum Helden haben?
Rudd: Für mich ist das ok, ich habe kein Problem damit. Schon bevor ich in der Rolle von Scott alias Ant-Man präsentiert wurde, war mir klar, dass die Leute überrascht sein würden. Ich glaube aber, dass sie sich mit mir identifizieren können. Ich spiele einen normalen Typ, der mit seinem Dasein als Superheld überfordert ist. Scott will einfach nur ein guter Vater für seine Tochter sein.
Wie reagieren Ihre eigenen Kinder darauf, Sie als Superhelden auf der Leinwand zu sehen?
Lilly: Mein Sohn hat mich mal am Set besucht, als ich gerade in voller Montur war. Da war er schon ziemlich beeindruckt. Er wollte gleich meinen Anzug anziehen. Ein anderes Mal, wir drehten gerade eine Szene im Labor, drehte er sich plötzlich um und sagte stolz: „Schau her, ich bin die Wespe!“ In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mit dem Film nicht nur Mädchen ermuntere, sondern auch Buben. Wenn die plötzlich eine Frau bewundern, die mächtig, autonom und stark ist, wächst hier eine ganze Generation an jungen Männern heran, die nicht einmal mehr versteht, was Patriachat bedeutet. Das ist großartig!
Rudd: Wenn meine Kinder am Set sind, finden sie das zwei Minuten spannend, dann fragen sie nach den Süßigkeiten. Sie interessieren sich nur für das Essen. Beim Dreh zum ersten Teil wollten sie den Ant-Man-Helm aufsetzen und wir haben Fotos gemacht. Dann waren sie gelangweilt und wollten nach Hause. Meine Tochter, sie ist acht, zeichnet Zuhause oft Bilder von Ant-Man. Mein Sohn hingegen sagt, Dad, es ist zwar cool, dass du Ant-Man bist, aber Bucky Barens als Winter Soldier ist viel cooler
(lacht). Am Ende des Tages bin ich für meine Kinder kein Held, sondern einfach ihr Dad, der komische Witze erzählt und sie am Abend ins Bett schickt.
Ms. Lilly, Michael Douglas hat uns verraten, dass Sie die einzige am Set sind, die die ganze Physik und Wissenschaft hinter der „Ant-Man“-Geschichte versteht. Wie kommt es dazu?
Lilly: Ich liebe Physik. An der Uni habe ich zum Spaß Kurse belegt, obwohl ich sie nicht gebraucht habe. Mit Quantenphysik habe ich mich zum ersten Mal 2004 beschäftigt, während ich „Lost“ gedreht habe. Es gab diese großartige Dokumentation „What the Bleep do we (k)now!?“, in der alles ganz genau erklärt wurde. Ich war total begeistert. Ich bin keine Expertin, aber ich verstehe, wie Physik funktioniert und welche Rolle sie in unserer Geschichte spielt.
Im Film müssen Sie kämpfen und um Ihr Leben rennen. Wieviel hat Ihnen der Dreh körperlich abverlangt?
Rudd: Wenn ich eine Figur spiele, will ich sie auch fühlen. Und wenn ich einen Superhelden spiele, will ich auch so aussehen. Ich muss mich nicht gleich in Thor verwandeln, aber ich will es so gut wie möglich hinbekommen. Die größte Herausforderung für mich beim Dreh war, jeden Tag Lachs zu essen. Ich habe das schon beim ersten Teil gemacht. Ich hatte einen strengen Essensplan und habe dazu fünf, sechs Tage pro Woche mit einem Personal Trainer trainiert. Früher war es so, dass ich trainiert habe, wenn ich gerade Zeit hatte. Während der „Ant-Man“-Drehs ist es umgekehrt: Ich organisiere mein Leben rund um die Workouts.
Lilly: Für mich war die Kate Austen in „Lost“ eine viel größere körperliche Herausforderung. In „Ant-Man“ kämpfe ich ja fast nur als Wespe. Diese Szenen spiele aber nicht ich, sondern die übernimmt eine Stunt-Frau. „Lost“ war dagegen ein Fulltime-Workout. Nach der dritten Saison habe ich das Fitnessstudio an den Nagel gehängt, weil sowieso jeder Drehtag eine Art Trainingseinheit war.
Wer sind Ihre Superhelden im echten Leben?
Lilly: Meine Mutter.
Rudd: Mein Dad und meine Mum. Und Paul Newman, weil er viel mehr gab als er nahm. Ich finde, das ist das, was wir in unserem Leben alle tun sollten.