Johnny Depp über „Lone Ranger“

Viel mehr als nur ein Western

10.08.2013
von  Anna Wollner
Johnny Depp in Berlin: „Tonto ist eine Figur, die ich unbedingt spielen wollte" © Disney
Für Johnny Depp ist sein aktueller Film „Lone Ranger“ mehr als nur ein unterhaltsamer und actionreicher Western. Beim Pressegespräch in Berlin erzählte er, dass ihn die Rolle von Tonto, dem stolzen Indianer, faszinierte. Der Ursprung des Interesses: seine eigenen indianischen Wurzeln – und der Wunsch, den jungen Indianern von heute eine Botschaft zu senden. Hier die wichtigsten Aussagen des Megastars über seine Rolle, den Dreh und den Hintergrund von „Lone Ranger“.
Johnny Depp über…
…sein Interesse am Projekt „Lone Ranger“:
Tonto ist eine Figur, die ich unbedingt spielen wollte. Der Hintergrund: Ich dachte, ich könnte durch diese Arbeit vielleicht ein kleines bisschen dazu beitragen, das Unrecht geradezurücken, das man den indigenen Bewohnern Nordamerikas angetan hat. Dieses Unrecht existiert, auf eine irgendwie offizielle Weise, bis heute. Damals hat man die Menschen einfach abgeschlachtet. Ich will den kleinen Kindern in den Indianerreservaten etwas zeigen, die nichts haben und froh sein müssen, wenn es bei ihnen fließendes Wasser gibt. Ich will ihnen etwas über ihr Erbe und ihre Herkunft erzählen und darüber, dass sie Krieger sind, doch keine verlorenen Seelen, die in der Wüste von der Gnade der Regierung abhängig sind. Der Film ist für mich ein Liebesbrief mit einer Botschaft an diese Kids.
 
…seine indianischen Wurzeln:
Durch meine Urgroßmutter wusste ich schon während meiner Kindheit in Kentucky, dass auch eine Spur indianischen Bluts in meinen Adern fließt. Ich bin darauf immer sehr stolz gewesen. Davon abgesehen: Ich habe das Gefühl, dass in den Geschichtsbüchern gern vergessen wird, zu erwähnen, was man den Indianern antat und ihnen auf einem gewissen Level immer noch antut. Die Geschichtsbücher werden halt von den Siegern geschrieben. Die Geschichte Amerikas ist eine Leidenschaft von mir. Diese Geschichte begann, was die Weißen betrifft, damit, dass ein Typ aus Italien 1492 die amerikanische Küste betrat, wo er eine radikal ignorante Annahme traf. Er glaubte, er sei in Indien gelandet und die Menschen dort seien folglich Indianer.
  
 
Johnny Depp als Tonto und Armie Hammer als Lone Ranger © Disney

…die Produktion:
„Lone Ranger“ zu drehen, war ein Erlebnis. Es war eine immense Strapaze für alle, weil es in der Wüste gefühlt eine Million Grad heiß war, doch jeder Tag wurde zum Abenteuer. Was mir besonders gefiel: Wir drehten in der Nähe der unglaublichen schönen und heiligen Gebiete der amerikanischen Ureinwohner beim Monument Valley.
 
…Ähnlichkeiten zwischen Captain Sparrow und Tonto:
Ich werde immer wieder gefragt, ob es Gemeinsamkeiten gibt, die meine Filmfiguren zusammenhalten. Nun, die Rollen haben einen gemeinsamen Ursprung - sie entstehen in meinem unseligen Kopf. Wenn Sie also bei „Lone Ranger“ in Tonto etwas von Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ sehen, dann sehen Sie in Wirklichkeit mich. Ich finde aber, dass Tonto das totale Gegenteil von Captain Sparrow ist. Sparrow ist ein Macher und ein Manipulator, dem seine Schachzüge oft mächtig schiefgehen. Tonto ist mehr ein Beobachter und ein Einsiedler – eine Art-One-Man-Band. Sparrow braucht ständig Leute um sich, um gut zu sein. Tonto kommt auch allein sehr gut zurecht.
 
…seinen Kopfschmuck als Tonto mit dem toten Vogel:
Wenn man als Schauspieler ein Kostüm anlegt, und sei es mit einem toten Vogel auf dem Kopf, dann beginnt die Filmfigur zu leben, zu atmen, und sie sagt einem, wer sie sein und wohin sie gehen möchte.
 
…amerikanische Kritiker:
Amerikanische Kritiker sind eine sehr spezielle Gruppe. Ihre Meinungen zu meinen Filmen sind mir, um ehrlich zu sein, völlig egal. Wichtig hingegen ist mir das Urteil meiner Kinder. Auch wenn sie möglicherweise ein bisschen voreingenommen sind, was mich betrifft. Bei „Lone Ranger“ haben sie es jedenfalls nach zehn Minuten geschafft, zu vergessen, dass sie ihrem Daddy zuschauen. Sie haben einfach die Geschichte genossen.