Krista Stadler über ihr US-Kinodebüt, kosmetische Operationen und ihren Film „Krampus“


Horror, Hollywood und Vorarlberg

06.12.2015
Interview:  Gunther Baumann

„Krampus“: Die Wienerin Krista Stadler als Omi mit ihrem Film-Enkel Emjay Anthony © Universal

„Krampus“. Der Film spielt in den USA, wurde in Neuseeland gedreht und hat eine österreichische Hauptdarstellerin im Ensemble: Die große Wiener Schauspielerin Krista Stadler gibt in der Horror-Komödie ihr Hollywood-Debüt. Als knorrige Omi porträtiert sie eine eigenwillige ältere Dame aus der alten Welt, die mit ihrer US-Familie nur Deutsch spricht. Im FilmClicks-Interview erzählt Krista Stadler über den Dreh, die Horror-Gestalten im Film, kosmetische Operationen („schwachsinnig!“)  – und über die Lösung des Problems, wie sie auch in der deutschen Fassung eine sprachliche Sonderstellung behielt: „Ich habe meine Rolle auf Vorarlbergerisch synchronisiert!“


FilmClicks: Frau Stadler, ist „Krampus“ der erste Hollywood-Film, in dem Sie mitspielen?
Krista Stadler: Ja. Es ist der erste außereuropäische Film, den ich gemacht habe. Das Angebot kam, und mein Agent fragte mich, ob ich sieben Wochen nach Neuseeland fahren könnte, um dort einen Hollywood-Thriller zu drehen.  Ich antwortete, das Drehbuch müsse her. Denn, wie schon Billy Wilder sagte: Ein Film ist das Buch, das Buch, das Buch und das Buch. Und die Rolle. Die gefiel mir sehr: Die Omi, die ich spiele, ist eine sehr merkwürdige Frau. Sie redet nur mit ihrem Enkel, und das nur auf Deutsch, obwohl das in ihrer Familie niemand versteht.  In einer wichtigen Szene spricht sie dann doch Englisch, und dafür habe ich mir ein horribles Englisch angeeignet, das grässlichste Englisch, das man sich vorstellen kann. Wie eben eine deutsche Großmutter, die es nach Amerika verschlagen hat, dort spricht.
 
Und damit haben Sie offenbar die Produzenten überzeugt.
Nun, nach dem Casting habe ich erst einmal 14 Tage nichts gehört. Da hieß es, nein, das macht nun doch eine amerikanische Schauspielerin oder eine Engländerin. Okay – ich habe auch sehr gern Freizeit. Eines Abends im März 2015 rief dann mein Agent an und sagte, Krista, die wollen dich doch, aber du musst in drei Tagen zum Dreh nach Neuseeland reisen. Ich war erst etwas bockig, weil die sich so lange nicht gemeldet hatten, aber dann flog ich ab, 28 Stunden bis Neuseeland. Schließlich ging es um einen Hollywood-Film.
 
Das Besondere an Ihrer Figur in „Krampus“ ist, wie Sie sagten, die Tatsache, dass sie in Amerika nur Deutsch spricht. In der Synchronfassung ginge dieser Gag natürlich kaputt – da sprechen schließlich alle Deutsch.
Darüber haben wir uns lange den Kopf zerbrochen. Die Produktionsfirma meinte, ich solle ein bisschen mit österreichischem Dialekt sprechen. Das überzeugte mich aber nicht, ich war ziemlich verzweifelt, und dann auf einmal, fiel mir ein: Was verstehe ich in Österreich nicht? Vorarlbergerisch! Únd dazu fiel mir Reinhold Bilgeri ein, mit dem ich schon zwei Filme gemacht hatte. Der ist ja Vorarlberger. Ich rief ihn an und fragte ihn, ob er mir sprachlich helfen könnte. Er kam nach Berlin ins Synchronstudio – ohne Gage! – und hat mit mir den Vorarlberger Dialekt trainiert. Das wurde ein ziemlich hartes Stück Arbeit. Reinhold Bilgeri hat mir meinen Text in den Dialekt übersetzt. Im Tonstudio stand er immer neben mir – und er war sehr streng.

Im Synchronstudio: Krista Stadler mit ihrem Dialekt-Coach Reinhold Bilgeri © Universal

Warum entstand die Hollywood-Produktion „Krampus“ in Neuseeland?
Wegen der Puppenspieler. Durch Peter Jackson, durch den Dreh von „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“, gibt es dort die besten Puppenleute.  Die Herstellung der Puppen ist perfekt, und es gibt auch Riesenstudios dafür. „Krampus“ wurde ja komplett im Studio gedreht,  auch die Straßenszenen.  Es gab nicht einen einzigen Tag mit Außen-Drehs.
 
Was für Puppen kommen im Film denn vor?
Ich musste unterschreiben, dass ich vor dem Filmstart mit keinem Wort erwähnen würde, was für Puppen zu sehen sind. Nur eines: Es gab einen kleinen Horror-Bären, der hinter meiner Schulter saß. Den fand ich ziemlich furchtbar. Von dem habe ich fast ein bisserl geträumt. Eine beängstigende Figur. Dem möchte ich nicht begegnen. Und der Krampus war auch ziemlich schrecklich. Michael Dougherty, der Regisseur, ist völlig fasziniert von der Figur des Krampus. Wir haben in Europa ja Halloween importiert, das finde ich furchtbar. Da finde ich unseren Krampus viel besser, weil der auch einen pädagogischen Sinn hat: Wenn man, wie in diesem Film, seine Wünsche an den Nikolaus aus dem Fenster schmeißt, wenn man also das Gute aus Frust rausschmeißt – dann hat das Böse Zutritt.
 
Gibt es bei so einer Hollywood-Produktion große Unterschiede zu der Art, wie in Europa Filme gedreht werden?
Die Amerikaner sind sehr streng, was die Produktionsabläufe betrifft – aber auch besonders freundlich. Und sie halten Darsteller für kompetent genug, ihre Rolle selbstständig zu gestalten.  Es wird nie Schauspielschule gemacht. Aber es ist absolut üblich, dass man sofort seine Szenen anschaut. Wenn man dann das Gefühl hatt, man könnte eine Szene besser machen, kann man zum Regisseur gehen und um eine Wiederholung bitten – „I could do it better“. Es war fantastisch in Neuseeland. 
 
Falls jetzt neue Angebote kämen – hätten Sie Lust, auch auf Englisch einen amerikanischen Film zu machen?
Sehr gerne. Mit einem guten Coach. Ich würde das sehr richtig machen wollen. Aber meistens spielt man als Ausländerin sowieso ausländische Menschen im amerikanischen Film. Ich wäre dann eine ältere Schauspielerin, die ihr Gesicht nicht hat operieren lassen. Das war übrigens, glaube ich, einer der Gründe, warum sie mich für „Krampus“ wollten.
 
Was halten Sie denn generell von kosmetischen Operationen?
Ich weiß, dass es sehr selten vorkommt, dass amerikanische Kolleginnen nicht operiert sind. Ich finde es aber schwachsinnig, sich operieren zu lassen oder jünger zu machen – denn Jüngere gibt es ja jede Menge. Ich war ja selber jung, die jüngeren Rollen habe ich schon gespielt. Jetzt spiele ich die, die in meinem Alter richtig sind – und dafür brauche ich kein Lifting. Und keine gefärbten Haare.
 
Haben Sie in den USA Ihr Interesse bekundet, dass Sie gern wieder mal für eine Rolle angerufen werden würden?
Ach, wissen Sie, das nutzt gar nichts. Ich würde das nie tun. Aber sollte mich jemand fragen, ob ich in den USA arbeiten möchte, dann würde ich antworten: Of course! Wenn es die richtige Rolle für mich ist.
 
Werden wir Sie bald auch wieder in einem österreichischen Film sehen?
Im Sommer habe ich mit Regisseurin Mitjam Unger die Christine-Nöstlinger-Verfilmung „Maikäfer flieg“ gedreht, da spiele ich eine grausliche Großmutter. Sie sieht furchtbar aus, sie ist schrecklich – nicht so nett wie meine Omi in „Krampus“.