Armin Rohde
über seine Sprechrolle als Balu in „The Jungle Book“
„Balu hat es faustdick hinter den Ohren“
14.04.2016
Interview:
Peter Beddies
Sein Werkverzeichnis umfasst 126 Filme: Armin Rohde ist nicht nur einer der populärsten Schauspieler Deutschlands, sondern auch einer der fleißigsten. Mit Kino-Hits wie „Kleine Haie“ und „Lola rennt“ wurde er bekannt. Mit TV-Rollen wie jener des polternden Kommissars Erichsen in der Thriller-Serie „Nachtschicht“ festigte er sein Image als explosives Schwergewicht. In einem großen Hollywood-Hit ist Rohde jetzt nicht zu sehen, aber sehr markant zu hören: Er spricht den Bär Balu in der deutschen Fassung von „The Jungle Book“. Und er ist, wie er im FilmClicks-Interview bekennt, „stolz wie Oskar“, dass man ihm diesen Part anbot.
FilmClicks: Mochten Sie den Bär Balu früher auch am meisten von allen Tieren im „Dschungelbuch“?
Armin Rohde: Weiß ich nicht. Balu ist eine Figur, die Spaß macht. Jemand, dem man gern zuschaut. Mit dem man gern Zeit verbringt. Jemand, den man tröstlich findet. Das habe ich früher schon gemocht. Und war jetzt stolz wie Oskar und froh wie Bolle, als mir die Rolle angeboten wurde.
Der neue Balu aus „The Jungle Book“ hat sich aber ein bisschen verändert im Vergleich zum Zeichentrickfilm von 1967. Nicht nur optisch. Er ist jetzt ein Trickser.
Durchaus. Der hat es faustdick hinter den Ohren. Aber jemand, der es faustdick hinter den Ohren hat, ist deswegen nicht gleich schlecht. Er versucht nicht, Dich in die Pfanne zu hauen. Balu ist anders, er verfolgt einfach noch ein paar eigene Interessen. Er versucht, ein wenig von Moglis Fähigkeiten zu profitieren, ein bisschen Honig zu bekommen. Und dafür gibt er Mogli Schutz und Freundschaft – ein fairer Deal.
Man könnte auch sagen, Balu ist jetzt vielschichtiger.
Stimmt. Im Original war er zweidimensional. Nur nett, süß und gemütlich. Hier hat Balu, aber das gilt für alle Tiere im neuen Film, eine Würde zurückbekommen, die sie bei dem Film aus den 60er Jahren nicht hatten. Ich finde auch, dass Balu natürlicher wirkt. Alle Bären – und das macht sie so gefährlich – haben keine Mimik. Das heißt, man merkt nicht, ob sie Dir gleich eine scheuern. Unser neuer Balu hat ein wenig Mimik, aber keine verniedlichende. Wenn ein Bär eine Mimik hätte, dann so eine.
Wie sehr stört es Sie, dass der neue Film auch bei uns „The Jungle Book“ heißt?
Gar nicht. Ich finde das sogar gut. Man kann sich beide Filme nacheinander anschauen und hat überhaupt nicht das Gefühl einer Wiederholung oder Langeweile. Beide Filme tauchen in den Dschungel ein, auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Und deshalb ist es gut, dass beide unterschiedlich heißen.
Sind Sie privat auch so gemütlich wie Balu auf der Leinwand?
Da komme ich nicht dazu. Ich käme gern dazu, so gemütlich zu sein. Aber ich schaffe es nicht oft. Ich bin alles andere als ein Faulbär. Dafür bin ich viel zu oft unterwegs. Drehe Filme, spiele Theater und mache sonst irgendwas. Was ich mag, manchmal einfach so aus dem Fenster zu schauen oder eine ganze Nacht lang Play Station spielen. Ich habe eine Sauna zu Hause. Da kann man mal in aller Ruhe reingehen. Einfach nur relaxen. Aber wie gesagt, dazu komme ich zu selten.
Das Lied „Versuch`s mal mit Gemütlichkeit“ war schon im ersten Dschungel-Film ein Hit. Singen Sie es im „Jungle Book“ selbst oder haben Sie singen lassen?
Oh nein, das habe ich schön selbst gelernt. Das mag ich so an meiner Arbeit. Da komme ich irgendwo hin und habe keine Ahnung von einer gewissen Sache. Und dann erlerne ich sie. Im besten Fall bin ich irgendwann ein Könner. Vom Ahnungslosen zum Könner - schöne Sache. Das Lied ordentlich zu singen, hat mich ungefähr zweieinhalb Stunden im Synchron-Studio gekostet.
Wie lange waren Sie für „The Jungle Book“ im Synchronstudio aktiv?
Das waren nur fünf Tage. Aber die waren intensiv – und gleich nach der Arbeit hat mir der Bär gefehlt. Dieser Balu war mir richtig ans Herz gewachsen. Ein Journalist meinte kürzlich zu mir, mit der deutschen Synchronfassung würde man neben dem Original ein zweites Kunstwerk geschenkt bekommen. Und genau so habe ich mich gefühlt. Dass wir ein Kunstwerk erschaffen durften.
Interessant ist an dem Film, was ja auch schon Kipling in seinen „Dschungelbuch“-Texten geschrieben hat, dass die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren wegfällt.
Genauso ist es. Shir Khan hat ja recht, wenn er sein verbranntes Gesicht zeigt und erklärt, warum er Jagd auf diesen Jungen Mogli macht. Wenn er sagt, dass Menschen nicht in den Dschungel gehören. Damit hat er doch recht! Das ist ja das Verrückte. Natürlich sehen wir jetzt Mogli als süßen kleinen Bengel und drücken ihm die Daumen, dass ihm nichts passiert. Aber was ist denn, wenn er mal eine Frau und Kinder hat? Wie die dann drauf sind. Wenn sie nichts zu essen haben und eventuell darüber nachdenken, den Dschungel zu brandroden, um Ackerland zu bekommen. Wem gehört dann unsere Sympathie?
Im Film geht auch um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Wie gehen wir heute mit Tieren um?
Mit einem Wort: beschissen! Ich empfinde Tiere ja als Geschwister. Letztens zum Beispiel mit meinem American Bulldog. Der ist zwar manchmal schwer von Begriff und zu doof, in den Garten zu gehen. Aber der weiß hin und wieder mehr als ich. Kommt mir manchmal vor wie eine Standleitung zum Universum, zum lieben Gott. Also, wie wir mit den Tieren umgehen, ist ein Skandal. Ich muss mich manchmal schwer beherrschen, wenn ich einen Tiertransporter überhole, dass ich dann das Auto nicht ausbremse und den Fahrer mit vorgehaltener Hand zwinge, die Tiere freizulassen.
Und Ihr Bulldog?
Ach so. Sitze ich da mitten in der Nacht und spiele Play Station, „Tom Clancy“, und versuche, den nächsten Level zu schaffen. Habe nebenbei auch noch eine Zigarette angezündet und halte sie in der Hand. Da stellt sich mein Hund vor mich hin und schaut immer abwechselnd die Zigarette und dann mich an, als würde er sagen wollen: „Alter, spinnst Du? Ist Dir eigentlich klar, was Du da machst?“. Die ersten 24 Stunden danach konnte ich mir keine Zigarette anzünden. Und danach maximal vier Stück am Tag. Das hat mein Hund geschafft, in dem er mir wortlos zu verstehen gegeben hat, dass ich bescheuert bin, so etwas mit meinem Körper zu machen.