Robert Pattinson
über Ruhm, Angst und seinen neuen Film „Life“
„Viele von uns gehen durch eine James-Dean-Phase“
24.09.2015
Interview:
Gunther Baumann
Die „Twilight“-Zeiten sind längst vorbei. Robert Pattinson, in seiner Zeit als romantischer Film-Vampir der Schwarm aller Teenie-Mädchen, beißt heutzutage lieber bei Filmkunst-Projekten zu. Mal bei einem Kult-Regisseur wie David Cronenberg („Maps To The Stars“) mal bei Werner Herzog („Königin der Wüste“), und jetzt, aktuell, bei Anton Corbijn. Im neuen Kino-Drama „Life“ spielt er den Fotografen, der in New York jene Bilder von James Dean schoss, die den so früh verstorbenen Star in den Herzen seiner Fans noch unsterblicher machten. Im FilmClicks-Interview erzählt er über Künstler-Ruhm und Künstler-Ängste – und darüber, warum er rein gar nichts damit anfangen kann, dass ihn manche euphorische VerehrerInnen in den „Twilight“-Jahren schon selbst mit James Dean verglichen.
FilmClicks: In „Life“ geht es um die Freundschaft zwischen dem Fotografen Dennis Stock und James Dean - einem jungen, hoffnungsvollen Schauspieler, der dann zu einem Weltstar wird. Wäre solch eine Beziehung heute noch möglich?
Ich glaube, solche Freundschaften sind gar nicht so selten. Das kann ganz gut funktionieren, bis ein bestimmter Level des Ruhms erreicht ist. Danach wird es schwierig. Es ist zum Beispiel nicht einfach, die enge Beziehung zu einem Journalisten aufrecht zu erhalten, wenn man spürt, dass er jetzt für seinen Job drastische Zitate von einem braucht. Da wird’s gefährlich. Für Verbindungen mit Fotografen gilt das noch mehr. Wenn Schauspieler Deals mit Papparazzi machen, geht das immer nach hinten los.
Waren James Dean und der Fotograf Dennis Stock, den Sie spielen, denn wirklich Freunde, oder war das eine Art Geschäftsbeziehung?
Sie müssen auf ihre Art wirklich Freunde gewesen sein. Das spürt man auf den Fotos, auf denen sie gemeinsam zu sehen sind. Eine persönliche Beziehung ist vorhanden, auch wenn sie nicht wie die besten Freunde füreinander wirken. Und das hängt sicher damit zusammen, dass dieser Dennis Stock ein totales Arschloch war – ein Grund übrigens, warum mir diese Rolle gefallen hat. Er ist randvoll mit Neid über James Deans Erfolg. Als wollte er sagen, ich, der Fotograf bin der Künstler. Und du bist nur das Objekt für meine Bilder. Wären Dean zu sagen scheint: Ich bin der Künstler – und du bist nur ein Fotograf.
Es gab schon Stimmen, Sie seien selbst eine Art moderner James Dean. Was sagen Sie dazu?
Also, ich weiß nicht. James Dean repräsentierte in seiner Zeit eine Haltung, die als sehr bedeutsam eingeschätzt wurde. Ich bin mir hingegen nicht wirklich sicher, was ich repräsentierte, als der „Twilight“-Hype auf dem Höhepunkt war
(lacht).
Ist James Dean bis heute ein Vorbild und ein Einfluss für junge Schauspieler?
Ja, viele von uns gehen durch eine James-Dean-Phase. Auch ich hatte eine Zeit, in der ich mir all seine alten Interviews anschaute und solche Sachen. Man kann eine Menge von ihm lernen, zum Beispiel, was die Körpersprache betrifft. Er war ja nicht nur ein bewundernswerter Schauspieler, sondern auch ein großer Stilist. Es ist erstaunlich, wie weit er um 1955 seiner Zeit voraus war. Aber auch, von welchen Ängsten er heimgesucht wurde. James Dean hatte diese große Furcht, als Künstler nicht so gut zu sein, wie er sich das selbst vorstellte.
Kennen Sie diese Angst auch?
So ein bisschen schon. Man möchte als Schauspieler ein Künstler sein, aber man ist sehr stark abhängig von allen anderen in einem Ensemble und von dem Material, das man zur Verfügung hat.
Wie gehen Sie mit den hohen Erwartungen um, die die Öffentlichkeit an Sie stellt?
Ich muss gestehen, ich habe mich nie besonders um solche Erwartungen gekümmert. Ich nehme die neuen Erfahrungen, wie sie kommen – in guten und auch in schlechten Zeiten. Das bedeutet: Weil ich selbst nie große Erwartungen habe, kann ich auch nicht desillusioniert werden.
James Dean sorgt im Film für einen Eklat, als er der Premiere eines eigenen Films fernbleibt. Haben Sie das bei einem Ihrer Filme auch schon einmal überlegt?
Da hätte ich wohl die Juristen am Hals, wenn ich so etwas mache. Wenn man heute so eine Aktion setzen würde, könnte man sicher sein, so bald keinen Job mehr zu bekommen.