Marc Forster über seinen Film „Christopher Robin“


„Das Kind in uns wiederfinden“

20.08.2018
Interview:  Peter Beddies

Regisseur Marc Forster: „,Christopher Robin' zu drehen, hat sich danach angefühlt, Kind zu sein“ © Disney

Vom Bond-Thriller „Ein Quantum Trost“ bis zum Brad-Pitt-Actioner „World War Z“: Hollywood-Regisseur Marc Forster  ist für raues Blockbuster-Kino bekannt. Doch mit „Christopher Robin“ hat der Deutsch-Schweizer nun einen Familienfilm gedreht, an dem vor allem Kinder ihre Freude haben. Im FilmClicks-Interview erläutert Forster, was ihn zu dieser Expedition in die Zauberwelt des Bären Winnie Puuh bewogen hat. Und er blickt ein paar Jahre zurück auf den chaotischen Bond-Dreh, bei dem er selbst gelegentlich ein Quantum Trost vertragen hätte.


FilmClicks: Man hört, Ihre Tochter habe Sie dazu angeregt,  das Mensch-und-Plüschtier-Abenteuer „Christopher Robin“ zu drehen. Ist das so?
Marc Forster: So steht es jetzt hier und da zu lesen. Aber ganz so war es nicht. Ich war mit meiner Tochter im Flugzeug unterwegs. Sie schaute einen dieser „Puuh“-Cartoons an, blickte zu mir hoch und meinte: „Wann drehst Du mal einen Film für mich?“ Da habe ich ihr erklärt, dass ich schon demnächst einen „Winnie Puuh“-Film mache und dass der für Kinder und Erwachsene sein wird.

Marc Forster (li.) mit Darstellern Hayley Atwell, Bronte Carmichael, Ewan McGregor und Winnie Puuh © Disney

Warum war Ihnen das Projekt, das sich stark von Ihren anderen Filmen unterscheidet, wichtig?
Weil wir Erwachsenen heute oft verlernt oder vergessen haben, dass wir Kinder waren. Wir müssen mal wieder das Kind in uns wiederfinden. Ich bin ziemlich sicher, dass wir dann auch wieder glücklicher leben können. Warum müssen wir denn die Dinge, die uns als Kindern Spaß gemacht haben, vergessen? Für mich ist der rote Pullover, den der Bär Puuh trägt, ein herrliches Symbol dafür, sich dem Erwachsenwerden zu widersetzen. Als Christopher auf eine alte Zeichnung stößt, die er als Kind mal gemalt hat, fallen ihm all die schönen Dinge von damals ein und er bekommt wieder Zugriff auf seine alten Spielkameraden.
 
Gibt es, wie zum Beispiel beim ähnlich gelagerten Film-Bär „Paddington“, eine Nachlass-Verwaltung, die alles unter Kontrolle hat, wenn es um die Darstellung von Winnie Puuh und seiner Welt geht?
Nein, die gibt es nicht. Oder besser gesagt. Vor ein paar Jahren hat Disney die Rechte an diesen Figuren gekauft. Ansonsten darf keiner weiter mitreden.
 
Vor ein paar Monaten lief „Goodbye, Christopher Robin“ im Kino; ein Film, der sich biografisch mit der Lebensgeschichte des realen Christopher Robin befasste. Ist es ein Albtraum, wenn ein ähnlich gelagerter Film auftaucht?
Ich würde nicht sagen, dass es zu viele Ähnlichkeiten gibt. „Goodbye, Christopher Robin“ erzählt ja eher davon, wie die Öffentlichkeit erfährt, dass es den Jungen überhaupt gibt und wie seine Eltern ihn durch einen Medienwahnsinn schicken. Unser Film ist komplett anders gelagert. Außerdem war der andere Film schon fertig, als wir mit unserem begannen.
 
Was optisch besonders auffällt bei Ihrem „Christopher Robin“: Die Figuren haben alle einen herrlich gebrauchten Look.
Das war mir wirklich wichtig. Wahrscheinlich kann sich jeder noch an sein Lieblings-Stofftier aus der Kindheit erinnern. Dem man alle Sorgen anvertraut hat. Das man zum Kuscheln in den Arm genommen hat. Genau so sollten die Figuren aussehen. Als hätten sie dank Christopher Robin schon ein langes Leben hinter sich.
 
So einen Film zu drehen, muss eine sehr erwachsene Angelegenheit sein. Wann und wo werden Sie wieder zum Kind?
Also, an diesem Film zu arbeiten, hat sich schon sehr danach angefühlt. Aber generell, wenn ich mit meiner Tochter etwas unternehme.
 
Ein anderes Thema: Blicken wir zurück auf „Ein Quantum Trost“. Stimmt es, dass dieser „Bond“ der chaotischste Dreh Ihrer Karriere war?
 
Auf jeden Fall. Auf so etwas würde ich mich nie wieder einlassen. Da die Drehbuchautoren gestreikt hatten, gab es bis zum Beginn der Dreharbeiten im April 2007 kein fertiges Drehbuch. Alle um mich meinten, das würde schon werden. Ich habe denen geglaubt. Aber es war eine absolut verrückte Angelegenheit.