Keira Knightley über „Can A Song Save Your Life?“


„Ich bin der unmusikalischste Mensch der Welt“

31.08.2014
Interview:  Anna Wollner

„Can A Song Save You Life?“: Keira Knightley versucht sich an Gitarre und Gesang © Studiocanal

Hollywood-Star Keira Knightley ist seit einem Jahr mit James Righton verheiratet, dem Frontman der Indie-Rockband Klaxons. Das mag sie dazu angestachelt haben, sich selbst einmal als Musikerin zu versuchen. In der neuen Komödie „Can A Song Save Your Life?“ spielt sie eine Singer/ Songwriterin.  Das Singen vor laufender Kamera war freilich eine schwere Prüfung für die Engländerin, die von sich sagt: „Ich bin wohl der unmusikalischste Mensch der Welt“. Während der Vorbereitung auf den Film hat das, wie sie im FilmClicks-Interview erzählt, fast ihre Ehe zerstört.


FilmClicks: Miss Knightley, in „Can A Song Save Your Life“ kann man Sie live singen hören. Wie schwer waren diese Szenen für Sie?
Keira Knightley: Oh, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Singen gehört definitiv nicht zu meinen natürlichen Kommunikations-Arten. Es hat mich echte Überwindung gekostet.
 
Haben Sie selbst probiert, einen Song zu schreiben?
Ich bin der wohl unmusikalischste Mensch der Welt. In allen Belangen. Also habe ich die Finger davon gelassen. Zu Musik fühle ich mich einfach nicht hingezogen. Ich höre sie zwar gerne, kann mir aber einfach keine Texte merken. Deswegen wollte ich auch unbedingt diesen Film machen.
 
Als eine Art musikalisches Trainingslager?, hat aber innerlich wohl schon aufgegeben. ogen. Ich höre sie zwar gerne, kann mir aber einfach keine Texte merken. Musikern. I
Wenn Sie es so nennen wollen, ja. Für mich war „Can A Song Save You Life?“ der Versuch, ein Gefühl für Musik zu bekommen. Immerhin bin ich mit einem Musiker verheiratet, viele meiner Freunde sind von Musik besessen, mein Bruder spielt in einer Band und ist Tontechniker, meine Schwägerin ist eine Geigenvirtuosin. Ich bin umgeben von musischen Menschen und ich kann noch nicht mal Noten lesen.
 
Hat Ihr Mann James Righton Sie denn bei den Vorbereitungen zu „Can A Song Save Your Life?“ unterstützen können?
Er hat versucht, mir das Gitarre-Spielen beizubringen. Er ist gescheitert. Aber unsere Ehe hat das knapp überlebt. Eigentlich ein Wunder.
 
Wieso?
Wir hatten beide Mordgedanken. Es hätte der erste Ehegattenmord der Geschichte mit einer Gitarre als Mordinstrument werden können. Ob Akustik- oder E-Gitarre, das wäre da sogar egal gewesen.
 
So schlimm?
Ich musste lernen, wie man eine Gitarre hält und es sollte wenigstens ansatzweise so aussehen, als könnte ich sie spielen. Ich konnte aber entweder spielen oder singen. Beides zusammen habe ich nicht hinbekommen. James hatte überhaupt kein Verständnis für meine Unfähigkeit, Gitarre zu lernen.
 
Ein Duett zwischen Ihnen wird es also erstmal nicht geben?
Erstmal? Ich glaube, das ist etwas, womit Sie nie rechnen können.
 
Könnten Sie sich denn vorstellen, ihm Schauspielunterricht zu geben?
Gott sei Dank hat er daran überhaupt kein Interesse.
 
Die Beziehung Ihrer Figur im Film zerbricht am einsetzenden Ruhm eines Partners. Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie realisiert haben, dass Sie berühmt sind?
Bei mir war es zum Glück ganz anders als in „Can A Song Save Your Life?“ Mein Ruhm kam sehr früh, ich war erst 18. Das ist etwas anderes, als wenn man schon eine ganze Weile hart gearbeitet hat und der Ruhm erst mit Anfang 30 einsetzt. Dann ist man zehn Jahre lang einem Schatten hinterher gejagt und musste immer und immer wieder kämpfen. Mit 18 gefühlt über Nacht berühmt zu werden, lässt sich damit nicht vergleichen.
 
Wie war es für Sie?
Ich war ein 18-jähriges, introvertiertes Schulmädchen. Ich habe nicht jahrelang daraufhingearbeitet und mich gefragt, warum mich keiner wahrnimmt, warum keiner mein Talent erkennt. Bei mir war es eher so von einem Moment auf den anderen. Oh Fuck, auf einmal war ich berühmt. Ich stand da vor ganz anderen Problemen.

Welche?
Ich konnte plötzlich nicht mehr einfach so das Haus verlassen, weil es von Fans und Paparazzi belagert wurde. Der Ruhm von Schauspielern und Musikern ist zudem unterschiedlich. Als Musiker wirst du auf der Bühne angehimmelt, kannst dich aber in der realen Welt relativ frei bewegen. Die Medien heutzutage sind hingegen besessen von jungen, weiblichen Schauspielstars.
 
Wie sind Sie damals damit umgegangen?
Das weiß ich heute gar nicht mehr. Da ich es aber überlebt habe, muss es irgendwie geklappt haben. Ich bin unterwegs weder drogensüchtig noch alkoholabhängig geworden. Irgendwas habe ich also richtig gemacht.
 
Wie gehen Sie mit dem Preis des Ruhmes um?
Ich ignoriere diesen Zirkus einfach so weit wie möglich. Paparazzi, Gerüchte im Internet, all das. Es geht nicht immer, aber die meiste Zeit schon. Das Internet ist nicht dein Freund. Das zu wissen, ist die Hauptsache.
 
Wie wichtig ist es für Sie als Schauspielerin, ein öffentliches Image zu haben, das nur bedingt mit dem zu tun hat, was Sie im realen Leben sind?
Es wird immer wichtiger. Es gibt mein „Interview-Ich“, jemand kommt, sucht mir was Nettes zum Anziehen raus, ich werde geschminkt und gestylt, aufgebrezelt. Privat ist mir das vollkommen egal. Ich habe jetzt nicht zwei Persönlichkeiten, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber es gibt Dinge, die ich für mich behalten muss und Dinge, die ich preisgebe.
 
Wären Sie bereit, für den Ruhm Ihres Mannes Ihre eigene Karriere aufzugeben?
In dieser Situation war ich zum Glück noch nicht. Wer weiß, vielleicht würde ich es tun. Aber mein Mann und ich haben und hatten unabhängig voneinander zwei gut laufende Karrieren. Wir wissen beide, was wir wollen, wir lassen uns nur selten treiben. Ich weiß seit ich drei bin, dass ich Schauspielerin werden will.

„Rockerleben klingt verheißungsvoll“: Keira Knightley, Mark Ruffalo in „Can A Song Save You Life?“ © Studiocanal

Sie waren mit ihrem Mann und seiner Band selbst schon unterwegs auf Tour. Ist das Tourleben etwas für Sie?
Naja, das Rockerleben klingt verheißungsvoll, aber die Realität sieht oft anders aus. So glamourös, wie sich das viele vorstellen, ist es leider nicht. Genauso übrigens wie die Schauspielerei. Viele denken, so ein Filmset sei ein magischer Ort. Oft sind diese Sets aber irgendwo in einem trostlosen Gebiet, man hängt von fünf morgens bis abends um zehn da rum, alle sind angespannt, weil keiner genug geschlafen hat. Aber die Öffentlichkeit will das natürlich nicht wissen, denn sonst würden ja viele Träume platzen.
 
Wie einfach ist es, sich an den Lebensstil des Musikers zu gewöhnen?
Die Faszination der Musikindustrie rührt, glaube ich, daher, dass die Menschen dort auf einem schmalen Grat zwischen Licht und Schatten wandeln. Es ist ein Dasein nah am Abgrund, zwischen Leben und Tod, mit sehr ausgeprägten Extremen. Eine Jugend, die keine Angst vor nichts hat. Musiker sind oft wie Motten, die sich zum Licht hingezogen fühlen, nur um dann in der Kerze zu verbrennen.
 
Und bei Schauspielern?
Da ist das ganz anders. Wir müssen um 5.30 Uhr morgens aufstehen, da bleibt keine Zeit, um die Nacht durchzusaufen. Zumindest nicht, wenn man es ernst meint mit der Karriere. Bands treten meist abends oder nachts auf, da hat man einen ganz anderen Rhythmus. Mich hat es nie gereizt, dem berühmten Club 27 der Musik-Stars beizutreten, die mit 27 starben.



Kritik
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