David S. Goyer


Comic-Helden Superman und Batman: „Zurück zu den Wurzeln“

31.07.2013
Interview:  Peter Beddies

In „Man of Steel" ist Superman (Henry Cavill) noch allein. Im nächsten Film wird er Batman begegnen © Warner Bros.

Superman und Batman sollen 2015 gemeinsam in einem Film auftreten. Dieses Hollywood-Projekt machte vor einigen Tagen weltweit Schlagzeilen. FilmClicks sprach in San Francisco mit dem Mann, der als – prächtig tätowierte – graue Eminenz im Hintergrund die Fäden zieht: David S. Goyer. Der 47-Jährige Autor ist der Kopf hinter etlichen Superhelden-Kinohits der letzten Jahre. Er schrieb die Drehbücher zu „Batman Begins“, „The Dark Knight“ und „The Dark Knight Returns“ sowie zum aktuellen Superman-Film „Man of Steel“. Bei der Arbeit an den Skripts kam er auf die Idee, Superman auf der Leinwand mit seinem alten Kumpel Batman zu vereinen.


FilmClicks: Was verbindet Batman und Superman aus Ihrer Sicht? Gibt es Gemeinsamkeiten bei den Verfilmungen?
David S. Goyer: Auf jeden Fall. Bei den meisten Comic-Verfilmungen wird heutzutage so getan, als wären sie Produkte unserer Tage. Es muss alles immer größer und gigantischer sein. Meist steht der Spaß im Vordergrund. Aber das entspricht nicht den Vorlagen. Wir wollten mit unseren Filmen zurück zu den Wurzeln. Wir wollten diesen alten Figuren, die viele für kulturell tot gehalten hatten, wieder Leben einhauchen.
 
Er schreibt die Storys zu den Kino-Abenteuern von Batman und Superman: David S. Goyer © Road Train


In welche Figur der beiden Charaktere haben Sie sich früher lieber hineingeträumt?
Kann ich nicht so genau sagen. Aber um genau diese Frage geht es uns bei den Filmen. Wir wollen weniger davon erzählen, was Batman und Superman tun. Uns geht es eher darum, warum Clark Kent zu Superman werden wollte und wieso Bruce Wayne zu Batman. Mich in einen Superhelden zu verwandeln, davon habe ich als Kind natürlich auch geträumt.
 
Wann wussten Sie, dass Sie die beiden Helden miteinander verquicken könnten?
Grundlage war, dass die Rechte für Batman und Superman beim gleichen Verlag liegen. Sonst wäre es schwer geworden.

Waren die Studiobosse gleich begeistert von der Idee?
Wenn man bedenkt, wie viel Geld das ´„Dark Knight“-Franchise eingespielt hat, blieb ihnen nichts anderes übrig. Aber sie fanden besonders meine Idee interessant, dass „Batman“ und „Superman“ unterschiedliche Ansätze haben sollten. „Batman“ ist reine Fantasy, während „Superman“ für mich schon immer Science Fiction war. Der Alien, der zur Erde kommt und hier seinen Platz suchen muss.
 
Es gab in den letzten Jahrzehnten so viele Comics. Wie schwer ist es, eigene Ideen einzubringen?
Gar nicht so schwer. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Marlon Brando sagt als Supermans Vater im ersten „Superman“-Film: „Wir haben einen Planeten gefunden, der unserem ähnelt“. Und ich habe mich immer gefragt, woher er das wusste. Also kam ich auf die Idee, dass es schon früher Expeditionen zur Erde gab und eines der Raumschiffe seit Jahrtausenden im ewigen Eis liegt. Das ist ganz allein meine Idee.
 
Für wie viele „Superman“-Filme reichen Ihre Ideen?
Wenn es nach Ideen geht, könnten wir Dutzende machen. Alles, was ich im Moment sagen kann, dass das Studio zugesagt hatte, bei entsprechendem Erfolg einen zweiten Teil zu „Man of Steel“ zu machen. Außerdem gibt es Pläne, aus dem riesigen DC-Universum mehrere Projekte zu entwickeln, zum Beispiel wäre Wonderwoman sehr interessant.
 
Stimmt das Gerücht, dass Sie etliche so genannte Easter Eggs in „Man of Steel“ versteckt haben, die auf den nächsten Film hindeuten?
Ja, das stimmt. Wie es in der nächsten Zeit mit Superman weitergeht, steckt alles schon in „Man of Steel“ drin. Man sieht im Film eines der Gebäude, die dem Erzfeind von Superman gehören, nämlich Lex Luthor. Und an einer Stelle fährt auch ein Truck durchs Bild mit dem Logo seiner Firma.
 
Und gibt es Verweise auf Batman“?
Da es eh kaum jemand zur Kenntnis nehmen wird: Es gibt Szenen, die im Weltall spielen und bei einer dieser Szenen ist ein Satellit zu sehen mit der Aufschrift Wayne Industries. Das deutet darauf hin, dass Batman in dieser Welt existiert. Und, um noch eines zu verraten. Es gibt einen kurzen Hinweis auf S.T.A.R. Lab. Damit können sicher nur Hardcore-Comicfans etwas anfangen. Aber es ist ein Ort, an dem in zukünftigen Filmen viel Spektakuläres passieren wird.
 
Und die Zeit wird bald reif sein für „Supergirl“?
Das ist noch nicht ganz raus. Wir hatten ein so genanntes Prequel-Comic veröffentlicht. Das gab es nur bei Wal Mart zu kaufen. Dort konnte man sehen, wie das Raumschiff von Krypton vor vielen tausend Jahren auf der Erde gelandet ist. Und an Bord war eine Frau von „Superman“, das wiederum ist „Supergirl“. In einer Einstellung im Film sieht man kryogenetische Apparaturen. Und eine steht offen. Das heißt also, dass damals ein Kryptonier entkommen ist. Aber ob das “Supergirl“ oder ein anderer Charakter wird, das kann ich Ihnen noch nicht sagen.                  
 
Mit Zack Snyder als Regisseur und Christopher Nolan als Produzent haben Sie zwei sehr starke Charaktere an Bord. Würde es Sinn machen, wenn beide gemeinsam einen Film inszenierten?
Oh nein, auf keinen Fall. Die beiden verstehen sich sehr gut. Und Christopher Nolan hat auch bei „Man of Steel“ immer an der Charakterentwicklung mitgewirkt. Aber die beiden machen sehr eigene Filme. Zack liebt Action und setzt die so intelligent wie möglich um, während Chris eher ein Action-Verweigerer ist, der die stillen Momente liebt.