Jim Carrey


Eine Welle namens Roland

26.09.2013
Interview:  Peter Beddies

Jim Carrey: „Ich sehe mich nicht als Schauspieler, sondern ganz einfach als Künstler“ © howrolandrolls.com

Es gibt Neuigkeiten von Jim Carrey. Allerdings nicht auf der Leinwand, sondern in den Buchläden. Der Star, der als Kino-Clown in den Hollywood-Olymp aufstieg, ist nun auch als Autor aktiv. In den USA kam jetzt sein Werk „How Roland Rolls“ heraus – ein Kinderbuch über eine Welle namens Roland, die sich davor fürchtet, an den Strand gespült zu werden. „Es ist ein Buch für Eltern, die mit ihren Kindern die Welt entdecken wollen“, erzählt Carrey im FilmClicks-Interview. Wann das Buch auf Deutsch erscheint, steht noch nicht fest.


FilmClicks: Man hatte in letzter Zeit das Gefühl, Sie wollen gar nicht mehr als Schauspieler arbeiten. 
Jim Carrey: Wer sagt so etwas? Das ist totaler Quatsch! Ich sehe mich schon längere Zeit nicht mehr nur als Schauspieler. Solche Begriffe engen einen nur ein.
 
Was sind Sie dann?
Ganz einfach: Künstler. Manchmal töpfere ich oder erschaffe Skulpturen. Dann komponiere ich oder arbeite als Schauspieler. Hin und wieder setze ich mich hin und schreibe. Je nachdem, in welcher Stimmung ich bin.
 
Wenn Schauspieler schreiben, kommen oft Autobiografien heraus.
Stimmt. Ich hätte auch so einiges zu erzählen. Mir geschehen manchmal Dinge, die ich selber nicht glauben kann. Völlig verrückte Zufälle.
 
Wie kam es jetzt dazu, dass Sie ein Kinderbuch geschrieben haben?
Ich liebe die Momente, in denen ich dem Publikum etwas schenken kann, oder in denen ich beschenkt werde. Es gab viele solcher Momente in meinem Leben. Aber nur ganz wenige, bei denen ich das Gefühl hatte, dem Himmel wirklich nahe zu sein. Zu solchen Momenten gehört definitiv das Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten für meine Tochter, als sie noch klein war. Wie sehr ich mich da geborgen gefühlt habe und sowohl etwas gegeben als auch etwas geschenkt bekommen habe, das habe ich nie vergessen.

Cover von „How Roland Rolls“

Stammt die Geschichte der Welle Roland noch aus der Zeit?
Nein, ich kann nicht so genau erklären, wie ich auf die Geschichte gekommen bin. Sie war halt da. Irgendwann wusste ich, dass ich eine Geschichte über Roland schreiben müsste. Roland ist eine Welle und hat Angst davor, eines Tages an den Strand gespült zu werden und dann zu vergehen. Aber es wird ihm klar, dass er Teil des großen Ozeans ist und damit ist die Angst verschwunden.
 
Wie viel Jim Carrey steckt in der Geschichte?
Ziemlich viel, würde ich sagen. Ich fühle mich selbst manchmal wie eine Welle. Ich bin fest überzeugt, dass es diese Wellen der Liebe, der Kreativität oder des Bewusstseins gibt und dass man darin eintauchen kann. Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass unter diesen Wellen - wie im Ozean – ein riesiger dunkler Ort der Stille ist. Dort zu sein, das stelle ich mir manchmal vor.
 
Wer soll Ihr Buch lesen – es ist ja eher für Kleinkinder gedacht?
Definitiv ist es nichts für Fans meiner frühen Filme, die sich am liebsten auf die Schenkel klopfen, wenn sie mich sehen. Dieses Buch ist für Eltern gedacht, die gemeinsam mit ihren Kindern die Welt entdecken wollen.
 
Haben wir Sie all die Jahre falsch eingeschätzt, als wir von Jim Carrey als Clown sprachen?
Ganz sicher hat es eine Zeit in meinem Leben gegeben, in der diese Einschätzung zugetroffen hat. Aber es ist keine Neuigkeit, dass sich eine Ernsthaftigkeit in mein Leben geschlichen hat.
 
Was wollen Sie als Künstler erreichen?
Ich will nicht kopieren. Was habe ich denn? Nur die Farben in meiner eigenen Schatulle. Mit denen will ich jedes Mal etwas entwerfen, das nicht jedem gefallen soll. Aber man soll sagen: Der Carrey hat mal wieder was gewagt! Ich suche das Risiko. Das heißt nicht, dass ich nicht mal wieder als Komiker zu sehen sein werde. Aber ich will nichts mehr machen, das auf ein gewisses Publikum schielt. Daran glaube ich nicht. Ich glaube nur daran, dass man als Künstler etwas zu sagen hat.
 
Wird es immer schwerer, Kunst zu produzieren?
Lassen Sie es mich so sagen. Es ist der große Anspruch eines jeden Künstlers, das Publikum glauben zu machen, man sei der „Wizard of Oz“. Aber leider steht im echten Leben niemand hinter dem Vorhang und drückt Knöpfe. Deshalb muss man den Vorhang wegziehen und das dem Publikum zeigen. Das nenne ich meine Kunst. Und ich twittere wie verrückt, drücke mich in meinen Künsten aus. Alles zu einem Zweck: Ums in Gespräch mit meinem Publikum zu kommen.