„Wenn man am Ball bleibt, lassen sich alle Ziele erreichen“
22.05.2014
Interview:
Anna Wollner
Vom Handy-Verkäufer zum Star-Vokalisten: Der Brite Paul Potts erlebte eine Karriere wie im amerikanischen Traum. Der Sohn eines Busfahrers aus Bristol gewann 2007 die TV-Show „Britain's Got Talent“ und wurde danach an die Spitze der Klassik-Hitparaden katapultiert. Jetzt wird PottsWeg in der Kino-Biografie „One Chance – Einmal im Leben“ nachgezeichnet. Im FilmClicks-Interview spricht Potts über die Unterschiede zwischen Film und Realität – und darüber, wie wichtig es ist, seine Ziele eisern zu verfolgen.
FilmClicks: Mr. Potts, wie nah dran ist „One Chance – Einmal im Leben“ an Ihrer eigenen Biografie?
Paul Potts: Ich wusste, dass ein paar Dinge verändert werden müssen. Ich wollte ja, dass „One Chance“ eine Komödie wird. Und sobald es eine Komödie ist, kann der Film gar nicht mehr zu 100 Prozent genau sein, kann keine Doku sein. Ich wollte, dass es ein klassisches Feel-Good-Movie wird, über das die Leute lachen können und das ihnen zeigt: Wenn man am Ball bleibt, lassen sich alle Ziele erreichen.
Ihnen ist eine märchenhafte Laufbahn gelungen: vom Handyverkäufer zum Opernstar. Glauben Sie an Schicksal?
Nein. Das Leben ist nicht einfach nur eine Schachtel Pralinen, wie Forrest Gump es uns weismachen will. Jeder bekommt für sein Leben ein paar Zutaten gestellt und muss selbst zusehen, dass ein Kuchen daraus wird. Aber der Kuchen bäckt sich eben nicht von alleine. Es liegt an jedem selbst, die Zutaten des Lebens so gut wie möglich miteinander zu vermischen, damit der Kuchen am Ende auch schmeckt.
Ihre Zutaten waren nicht immer nur gut. Sie sind als Kind und Jugendlicher aufgrund Ihres Übergewichts und Ihrer Vorliebe für klassische Musik gemobbt und auch verprügelt worden. Wie haben Sie das überstanden?
Ein Grund, warum ich als Kind gemobbt wurde, war, dass ich so war, wie ich war. Ich wollte mich nicht verstellen oder jemand anderer sein. Ich war ehrlich zu mir selbst und eben nicht verdreht. Damit konnten viele nichts anfangen. Ich wusste schon immer, wer oder was ich sein wollte - und das war eben ich selbst.
Haben Sie von Ihren Peinigern noch mal was gehört?
Ein paar sind zu mir gekommen und haben sich bei mir entschuldigt. Einige kamen vor der TV-Show „Britain's got Talent“, andere erst danach. Einige haben gesagt, mit meiner Karriere hätte ich mich an ihnen gerächt. Aber ich glaube nicht an Rache. Rache ist nicht süß. Rache ist ganz normales Business. Auge um Auge, Zahn um Zahn, das bringt doch nichts. Rache ist kein besonders erstrebenswerter Wert. Ich mache lieber weiter und versuche mich nicht vom Negativen runterziehen zu lassen.
Haben Sie immer an Ihren Durchbruch als Sänger geglaubt?
Nein, ich habe ja sogar ein paar Jahre das Singen voll und ganz aufgegeben. Aber die Musik und ich, wir haben uns wiedergefunden. Musik ist das, was ich mein Leben lang machen wollte. Es klingt blöd, aber als ich zum ersten Mal auf einem Einreiseformular in der Spalte „Beruf“ den Begriff „Sänger“ eintragen konnte, kurz nach dem Gewinn der Casting-Show, musste ich im vollbesetzen Flieger weinen.