James Wan


„Ich bin ein furchtsamer Mensch“

20.10.2013
Interview:  Peter Beddies

Regisseur James Wan bei der Arbeit: Sein Film „Insidious: Chapter 2“ läuft jetzt im Kino © Alliance/Kennedy

Der Produzent und Regisseur James Wan, ein Australier aus Malaysia, wurde in den letzten Jahren zum Horror-King des Kinos. Nach sieben kommerziell sehr erfolgreichen „Saw“-Filmen zeigte er heuer mit dem Hit „Conjuring – Die Heimsuchung“, dass er auch dann Gruselstimmung erzeugen kann, wenn das Blut nicht literweise spritzt. Jetzt hat der 36-Jährige „Insidious: Chapter 2“ ins Kino gebracht, und danach ist erst mal Schluss mit dem ewigen Horror. James Wan wechselt das Genre und dreht als nächstes „Fast and Furious 7“.


FilmClicks: Man nennt Sie den „Godfather of Torture Porn“ – was mit Folterporno nur unzureichend übersetzt wäre.  
JAMES WAN: Hören Sie bitte auf mit solchen Begriffen. Die mag ich überhaupt nicht.
 
Aber Sie haben doch mit den sieben „Saw“-Filmen einen entscheidenden Anteil daran, dass diese Filme so populär sind. Ich persönlich finde die Reihe abartig.
Alle sieben Filme?
 
Dem ersten kann ich noch was abgewinnen.
Danke, dass Sie diese Einschränkung noch gemacht haben. Denn ich habe nur beim ersten Teil Regie geführt. Was die Kollegen dann bei den anderen sechs Teilen gemacht haben, war nicht in meinem Sinne.
 
Aber Sie waren bei den anderen Filmen Produzent.
Ach, Sie wissen doch, wie das im Filmwesen so läuft. Wäre ich nicht als Produzent tätig gewesen, wäre vielleicht noch mehr Unsinn verzapft worden.
 
Was fanden Sie denn an den Teilen Zwei bis Sieben nicht mehr gut?
Es war zum Teil wirklich Torture Porn. Kaum eine Handlung, nur noch blanke brutale und dumpfe Gewalt. Das ist nicht das, was ich will.

„Ich will ausprobieren, wie weit ich beim Erschrecken gehen kann“: James Wan über „Insidious 2“ © Sony Pictures

 
Und was wollen Sie?
Mich interessieren Versuchsanordnungen. Das war bei „Saw“ so. Und auch bei „Insidious“ und „Conjuring“. Ich möchte gern ausprobieren, wie weit ich beim Erschrecken von Menschen gehen kann. Das ist eine spannende Frage. Was ist nötig? Was kann ich weglassen? Ab wann muss das Monster oder der Geist zu sehen sein, damit alles stimmig ist.
 
Stellen Sie sich bitte mal vor, Sie wären in einer Situation wie in einer Ihrer Filme. Würden Sie auch die Kellertreppe allein hinunter steigen, nur mit einer Kerze in der Hand?
Ich? Sind Sie wahnsinnig?! Sobald es in einem Haus nur ein wenig knarrt, bin ich aber so was von weg. Ich habe kein Problem damit zu bekennen, dass ich ein ängstlicher und furchtsamer Mensch bin. 
 
Obwohl Sie noch viele dieser Filme machen könnten, die sicher immer wieder Zuschauer fänden, haben Sie beschlossen, Ihren Dienst als Gruselfilmer zu beenden.
Naja, es könnte schon mal sein, dass ich in 20 oder 30 Jahren mal wieder so einen Film mache. Aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass ich alles erzählt habe. Wovon könnte ich noch erzählen? Keine Ahnung. Was den Horrorfilm angeht, fühle ich mich innerlich leer. Man kann den Menschen nur zu einem gewissen Teil erschrecken. Meine Arten, auf der Tastatur zu spielen, sind erschöpft.
 
Hatten Sie keine Zweifel, jetzt bei „Fast & Furious“, einer der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten, einzusteigen?
Kein bisschen! Wie Sie aus meinen Filmen wissen, bin ich nicht unbedingt ein leiser Filmemacher. Bei “Fast and Furious“ kann ich aus allen Rohren schießen. Das gefällt mir. Ich muss nur noch überlegen, wie ich den Wahnsinn der ersten sechs Teile irgendwie toppe. Aber keine Bange. Mir fällt schon was ein.     
 



Kritik
Insidious: Chapter 2
Grusel-Regisseur James Wan liefert mit „Insidious: Chapter 2“ eine für seine Verhältnisse eher kleine Arbeit ab. Der Plot: Böse Geister wollen auf unserer Seite der Welt Schlimmes anrichten, wenn sie denn nicht gestoppt werden. Mehr...