Der „Machete Kills“-Star: „Die Leute hatten schon immer Angst vor mir“
19.12.2013
Die meisten Schauspieler in Hollywood sind einfach nur schön. Haben perfekte Proportionen, makellose Haut, werden fürs Gut-Aussehen bezahlt. Es gibt aber immer wieder Ausnahmen, wenn es darum geht, die ganz bösen Jungs zu spielen. Wie Danny Trejo zum Beispiel, der auf beachtliche 262 Filme kommt, obwohl er erst mit Anfang vierzig das erste Mal vor der Kamera stand. In dem Exploitation-Film „Machete Kills“ spielt er jetzt zum zweiten Mal den ehemaligen mexikanischen Bundesagenten namens und mit Machete. FilmClicks-Redakteurin Anna Wollner hat Danny Trejo in Berlin zum Gespräch getroffen.
FilmClicks: Mister Trejo, dürfen wir Machete zu Ihnen sagen?
Danny Trejo: Sagen Sie ruhig Machete. Selbst meine eigene Mutter hat mich bis zu ihrem Tode so genannt. Ich habe versucht, es ihr auszureden, aber sie wollte einfach nicht hören. Insofern habe ich mich daran gewöhnt.
Wieviel Machete steckt denn in Ihnen?
Oh, um ehrlich zu sein, habe ich die Figur nie wirklich abgelegt. OK, ein großer Unterschied ist vielleicht, dass ich keine Leute mit langen Messern umbringe, aber ich bin kein Mann der vielen Worte. Ich verfolge keine bestimmte Philosophie. Ich mache alles aus dem Herzen heraus. Machete ist genauso. Er würde seine Mutter pflegen, wenn sie krank wäre. Aber wenn jemand in sein Haus einbricht, bringt er ihn einfach um. So bin ich auch. Deswegen mag ich ihn so gerne.
Wie gehen Sie damit um, dass die halbe Welt Angst vor Ihnen hat?
Ich habe mich daran gewöhnt. Die Leute hatten schon immer Angst vor mir. Aber es liegt an mir, das Eis zu brechen. Du musst die Leute direkt entwaffnen. Ein Freund von mir, ein ehemaliger Bankräuber, hat mir das mal erklärt. Erstens: du bist nicht nett. Zweitens, du siehst auch nicht nett aus. Also musst du auf die Leute zugehen. Wenn die Leute mich anstarren, liegt es an mir, Hallo zu sagen. Denn wenn sie zu lange einfach nur glotzen, werde ich irgendwas Böses über ihre Mutter sagen.
Bereiten Sie sich auf Ihre Rollen denn besonders vor?
Nein, ich komme einfach zum Set und lasse alles auf mich zukommen. Die Figuren, die ich spiele, sind mir ja nicht unähnlich. Also mache ich es einfach. Keiner würde je auf die Idee kommen mich als Wissenschaftler, Babysitter oder Sozialarbeiter zu engagieren.
Sie haben in Ihrer Jugend selbst lange Jahre im Gefängnis gesessen, blicken auf eine kriminelle Vergangenheit zurück. Inwiefern beeinflusst das Ihr Spiel?
Sehr. Denn ich weiß, wie es sich ganz unten anfühlt. Viele Schauspieler behaupten ja immer, sie seien in der Gosse groß geworden. Ich versuche ihnen dann zu erklären, dass zwei Shows am Abend auf dem Broadway nicht als Gosse gelten.
Sind Sie dadurch demütiger geworden?
Oh ja. Denn das Recht, mich zu beschweren, habe ich schon vor sehr langer Zeit verloren. Ich war mal für Dreharbeiten in Miami. Es hatte mehr als 40 Grad und rund 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Alle haben nur gejammert und geschwitzt und wollten nicht mehr arbeiten. Ich habe mich einfach in eine Ecke gesetzt, mein T-Shirt ausgezogen und gewartet, bis die anderen sich abgeregt haben. Ich schaute die Straße runter und sah fünf Leute, die in dieser brütenden Hitze auf dem Bau gearbeitet haben. Die hatten wirklich das Recht, sich zu beschweren.
Lieben Sie Ihren Job?
Und wie. Ich würde sogar einen Baum spielen, wenn Sie unbedingt wollten. Geben Sie mir einfach Geld und ich spiele, was Sie wollen.
Haben Sie darum in knapp 20 Jahren in über 260 Filmen mitgespielt?
Unter anderem. Mein Agent und mein Finanzberater versuchen immer, mich beschäftigt zu halten. Das ist auch besser so, denn immer, wenn ich nicht arbeite, kaufe ich mir ein Auto. Arbeit ist eine Art Selbstschutz. Denn ich habe schon acht Oldtimer.
Vor kurzem standen Sie für den neuen „Muppets“-Film vor der Kamera. Danny Trejo und die Muppets – das mag so gar nicht zusammen passen, klingt aber nach einem verdammt guten Schachzug für Ihr Image.
Die „Muppets“ zu drehen, war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. Denn die Dreharbeiten haben ganz klar gezeigt, dass ich doch gar kein so harter Kerl bin.
Was ist passiert?
Ich hatte nur noch ein paar Drehtage, da ist meine Mutter gestorben. Ganz plötzlich. Ich wollte eigentlich nur zurück nach Hause zu meiner Familie, aber mein Agent konnte mich überreden, den Film noch zu Ende zu drehen. Ich wollte also stark bleiben. Für meine Mutter. Alle sind dann zu mir gekommen, haben kondoliert und mir ihr Beileid bekundet. Mir ging es gut. Bis dieser verdammte kleine Frosch kam. Er hat dann mit seiner Fistelstimme gesagt: „Hey, das mit deiner Mum tut mir leid.“ Da konnte ich nicht mehr an mich halten und habe losgeheult. Der kleine Frosch und Machete haben sich in den Armen gelegen und getrauert. Das muss wohl ganz schön komisch ausgehen haben.