Samuel L. Jackson über seine Rolle als US-Präsident in „Big Game“


„Ich habe Barack Obama nicht um Erlaubnis gefragt“

18.06.2015
Interview:  Peter Beddies

Hallo! Samuel L. Jackson in „Big Game“ als gestrandeter US-Präsident mit Mobiltelefon alten Stils © Ascot Elite

So staatstragend sah man Samuel L. Jackson auf der Leinwand noch nie. Der Spezialist für coole Macho-Typen spielt im schrill-absurden Action-Thriller „Big Game“ den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Allerdings hat er auf der Leinwand nicht viel Zeit, sich an seiner Macht zu erfreuen. Sein Flieger, die Air Force One, wird über der finnischen Wildnis zum Ziel eines Terror-Angriffs, was eine Lawine wahrlich haarsträubender Ereignisse auslöst. Gedreht wurde das Finnland-Spektakel übrigens in den bayerischen Alpen. Sam Jackson erzählt im FilmClicks-Interview über „Big Game“, über seine Lust an Illusionen – und über seinen kommenden Film, den Tarantino-Western „The Hateful Eight“.


„Big Game“: Sam Jackson mit seinem Retter vor der verunfallten Air Force One © Ascot Elite

FilmClicks: Mr. Jackson, wie viel Überzeugungsarbeit war notwendig, um Sie in die sehr schräge Thriller-Farce „Big Game“ zu bekommen?

Samuel L. Jackson: Eigentlich nicht viel. Sie machen sich kein Bild davon, welchen Schrott man so angeboten bekommt. Da kriegt man ganz feine Antennen dafür, wenn etwas Besonderes daherkommt.   
 
Was war für Sie an dem Stoff besonders?
Wo soll ich da anfangen? Zum einen, den US-Präsidenten spielen zu dürfen. Bevor Sie fragen: Nein, ich habe Obama nicht um Erlaubnis gefragt. Es haben vor mir ja auch schon andere einen schwarzen Präsidenten gespielt.
 
Wo liegen die Unterschiede zwischen Ihnen und Obama?
Er ist der taffe Kerl. Da kann ich nicht mithalten. Wahrscheinlich ist er auch viel sportlicher als ich. Aber wir sprachen gerade über „Big Game“.  Die ganze Geschichte klang komplett verrückt. Tja und dann wollte ich schon immer mal in Deutschland arbeiten.
 
Warum?
Naja, man hört halt immer gute Sachen darüber. Die Leute vom Team sollen sehr gut ausgebildet sein. Dann durften wir in den Alpen nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen. Kanzlerin Merkel beim Gipfel von Schloss Elmau. Können Sie sich an diese Bilder erinnern?
 
Klar, das fand ja erst gerade eben statt.
Genau dort haben wir während des Drehs gewohnt. Für insgesamt drei Wochen. Und ich kann nur sagen: Man kann sich daran gewöhnen (grinst).
 
Wie hat es Ihnen in den Alpen gefallen?
Hoffentlich werde ich jetzt nicht zum Alpen-Botschafter ernannt. Aber ich fand es dort Klasse. Die Natur ist manchmal etwas rau. Aber ich habe mich jeden Morgen gefreut, mit einer Seilbahn auf den Berg zu fahren. Und dann immer die Aussicht. Fand ich toll.
 
Haben Sie an Ihrem Deutsch gearbeitet?
Sie meinen, ob ich mittlerweile mehr als Guten Tag sagen kann? Nein, wozu auch? Überall, wo ich hinkomme, spricht man Englisch mit mir.

„Wunderbar absurde Komik“: Jackson mit seinem jungen Filmpartner Onni Tommila © Ascot Elite

Der Präsident der USA lässt sich von einem 13-jährigen Knaben vor Terroristen retten – wenn man einen Blick auf den Plot von „Big Game“ wirft, könnten einem die Haare zu Berge stehen.
Warum? Dafür ist Kino doch da! Um solche Geschichten zu erzählen. Geschichten wie die vom kleinen Jungen, der in Finnland in den Wald geht und statt eines toten Bären mit dem lebendigen Präsidenten der USA auftaucht. Ich liebe solche Sachen. Wenn sie denn gut erzählt sind. Und ich finde, gut erzählt ist „Big Game“ auf jeden Fall. Und mit jeder Menge wunderbar absurder Komik bestückt.
 
Und es gibt reichlich Action.
Stimmt. Meine Stuntmen haben so manchen Tag gestöhnt. Warum gucken Sie jetzt so? Wäre doch Quatsch, wenn ich Ihnen erzählen würde, dass ich die ganze Zeit in der Kühlbox den Hang runterrutsche und mir blaue Flecken hole. Ich bin einmal aus dem Ding rausgeknallt und habe mich verletzt.
 
Sind Sie jemand, den man Gefahrensucher nennen könnte?
Wie bitte? Warum soll ich mich denn aus Flugzeugen oder von hohen Bergen stürzen? Den Kick brauche ich nun wirklich nicht. Bin mal tauchen gewesen. Das war ganz schön. Aber es ist jetzt auch nichts mehr für mich. Was Filme angeht: Es soll eigentlich nur eine Illusion erzeugt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Da bin ich mir übrigens mit meinem alten Kumpel Quentin Tarantino einig. Wenn es echt aussieht, ist alles wunderbar. Es muss nicht echt sein.
 
Sie haben gerade die Dreharbeiten zu Tarantinos neuem Film, dem Western „The Hateful Eight“, abgeschlossen.
Das ist der Film, den es beinahe nicht gegeben hätte, weil irgendein Idiot das Vertrauen von Quentin missbraucht und das Drehbuch an die Öffentlichkeit gegeben hat. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass Quentin  sauer war.
 
Was hat ihn überzeugt, den Film doch zu machen?
Wir haben ein Theater gebucht und dort eine Lesung des Drehbuchs veranstaltet. Wo immer möglich, mit den Leuten, die die Rollen spielen sollten. Das Publikum, das wir eingeladen hatten, war begeistert. Das hat Quentin überzeugt, den Film doch machen zu müssen. Ein paar Dinge hat er verändert. Und dann konnte es losgehen.
 
Eine andere Frage:  Wenn man sich ältere Filme von Ihnen anschaut, ist eines verblüffend: Sie scheinen kaum zu altern.
Kein Wunder, ich bin ein Vampir (grinst noch breiter).  Was soll ich sagen? Mein Gen-Pool scheint sehr in Ordnung zu sein. Natürlich verändere ich mich auch. So wie sich jeder verändert. Habe meine Lektionen gelernt und verhalte mich dementsprechend. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Na doch, das Eine noch. Ich habe von den Leuten, die mich für meine Rollen schminken, sehr viel gelernt. Die haben mir darüber erzählt, was ich für eine Haut habe und wie man die länger jung hält. So habe ich schon seit ein paar Jahren meine kleine Routine, bevor ich zu Bett gehe.



Kritik
Big Game
Samuel L. Jackson wird in der Rolle des US-Präsidenten bei einem Flug über Finnland von Terroristen attackiert und flüchtet mit einem 13-jährigen Knaben namens Oskari durch die Wildnis: Das ist der Plot des sehr absurden, aber witzigen Action-Thrillers „Big Game“. Mehr...