Rick Yune


„Viel Action - und viele Verletzungen"

16.06.2013
Interview:  Gunther Baumann

„Olympus Has Fallen": Der Terrorist Kang (Rick Yune, l.) kidnappt den US-Präsidenten (Aaron Eckhart) © Constantin

Der US-Schauspieler Rick Yune hat koreanische Wurzeln, wurde aber in Washington, D.C. geboren. Im Action-Thriller Olympus Has Fallen" bedroht er seine Geburtstadt: Yune spielt einen Terroristen aus Korea, der mit seinem Kommando das Weiße Haus überfällt und den US-Präsidenten kidnappt. Im FilmClicks-Interview spricht Yune über Helden- und Schurkenrollen - und darüber, dass in seinem Leben der Amerikanische Traum in Erfüllung ging.


FilmClicks: In „Olympus Has Fallen“ sieht man Sie als grausamen Terroristen, der erst den US-Präsidenten und dann die ganze Welt bedroht. Mögen Sie solche Rollen?
Rick Yune:Ich überfalle das Weiße Haus und kidnappe den Präsidenten – und ich bekam Fan-Briefe für diesen Part! Aber ich denke nicht in Begriffen wie Good Guy und Bad Guy. Ein Mann, der privat keiner Fliege etwas zu Leide tut, kann im Krieg zum Killer werden. Würde er das daheim auf der Straße tun, wäre er ein Verbrecher. Ich sehe den Terroristen Kang, den ich in „Olympus Has Fallen“ spiele, nicht als Schurken, sondern als Menschen. Seine Handlungen zu beurteilen, ist Sache des Publikums. In meinem nächsten Film werde ich den Dschinghis Khan spielen. Der war ein gnadenloser Feldherr, aber ohne ihn hätte es die Handelsstraßen nach Asien nicht gegeben. Ob solch ein Mensch in der Rückschau positiv oder negativ bewertet wird, ist eine Entscheidung der Historiker.   
 
Wäre „Olympus Has Fallen“ vor 40 Jahren gedreht worden, dann hätten wohl die Sowjets die Schurkenrolle eingenommen. 2013 geht das nicht mehr. Glauben Sie, hat man deshalb Nordkorea für diesen Part ausgesucht?
Absolut.  Obwohl: Ursprünglich waren bei diesem Film Chinesen als Bad Guys geplant. Allerdings hätte es dann wohl ein Problem gegeben, den Film in China zu vermarkten. Deshalb entschieden sich die Produzenten, das bleiben zu lassen.
 
Erwarten Sie denn, dass „Olympus Has Fallen“ dem koreanischen Publikum gefallen wird?
Der Film kommt dort im Kino heraus, also warten wir einmal ab. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Teenager meine Rolle so interpretieren, als wäre ich eine Art Darth Vader.
 
Es gibt Kritiker, die finden, „Olympus Has Fallen“ verbreite Vorurteile und Klischees, weil die Koreaner als gar so schreckliche Zeitgenossen dargestellt werden.
Wow! Das ist eine sehr europäische Sicht, denn ihr wisst hier, dass die Welt kein eindimensionaler Platz ist. In amerikanischen Filmen wird es aber immer so sein, dass die Amerikaner auf der richtigen Seite stehen, und alle anderen auf der falschen. Das sage ich als einer, für den sich der Amerikanische Traum erfüllt hat. Ich kann dank meiner asiatischen Wurzeln in Hollywood-Filmen spielen, dabei habe ich nie Schauspielunterricht genommen. Amerika ist ein Land, in dem wirklich alles möglich ist.
 
Keine Gnade: Rick Yune als Terrorist Kang mit Melissa Leo © Constantin


„Olympus Has Fallen“ hat irgendwie einen altmodischen Look, was daran liegen mag, dass ein Großteil der Action vor der Kamera und nicht im Trick-Studio entstand.
Richtig. Es gab viel Action beim Dreh – und viele Verletzungen. Natürlich achten alle auf die Sicherheit der Schauspieler, aber man nimmt doch gewisse Risiken in Kauf, und das kann dann ein bisschen gefährlich werden. Aber man muss in einem Film etwas Stärkeres bieten als das, was die Kids von ihren Computerspielen gewohnt sind. Wenn man dabei nicht selbst ein paar Prügel einsteckt, spielt man zu sehr auf der sicheren Seite.
 
Mögen Sie das?
Sagen wir’s so: Ich kenne keinen Athleten, der einen Kampf wirklich genießt. Was diese Leute lieben, ist das Davor und das Danach.  Während der Action ist alles harte Arbeit und Konzentration.  Das kann dann durchaus auch Spaß machen. Beim Dreh habe ich alle meine Stunts selbst gemacht. Das ist gut für den Film, denn irgendwie spürt man es, wenn ein Stuntman statt des Schauspielers zu sehen ist. Deshalb spielt ja auch Daniel Craig bei den Bond-Filmen seine Stunts selbst, und Matt Damon tat es bei den Bourne-Thrillern.  So etwas erhöht den Wert eines Films.
 
Halten Sie es in der Realität für vorstellbar, dass das Weiße Haus bei einem terroristischen Angriff erobert werden könnte?
Ich will nicht spekulieren. Aber ich glaube, die Leute dort sind ganz hervorragend auf alle Lagen vorbereitet. Was wir gemacht haben, war ein Film.