David Copperfield


„Ich wäre gern Schauspieler geworden"

11.05.2013
Interview:  Peter Beddies

Große Liebe zum Film: Star-Magier David Copperfield © A. Tuma/Starpix

David Copperfield ist der bekannteste Magier der Welt. In der Las-Vegas-Zauber-Komödie „Der unglaubliche Burt Wonderstone" (mit Steve Carrell, Steve Buscemi und Jim Carrey) gibt er bei einem kurzen Cameo-Auftritt einen seiner seltenen Auftritt evor der Filmkamera. Hinter den Kulissen war er bei der Produktion als Berater in allen Fragen der Magie aktiv. FilmClicks sprach mit Copperfield über Zaubertricks, Illusion und die Liebe zum Film.


FILMCLICKS: Ihr letzter Auftritt in einem Film ist lange her.
DAVID COPPERFIELD: Ja, ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, was es war. Aber es muss verdammt lange her sein.

Es ist 1980 gewesen und der Film in der Regie von Roger Spottiswoode hieß „Monster im Nachtexpress“.
Was für ein lyrischer Titel. Ja, ich weiß noch ziemlich genau, dass ich Mitte 20 war und noch nicht so genau wusste, in welche Richtung sich mein Leben entwickeln würde.

Dabei heißt es immer, Sie wären schon seit Ihrer Kindheit der geborene Illusionist gewesen.
Das stimmt nicht, weil es so etwas nicht gibt. Wer ein guter Zauberer oder Illusionist werden möchte, muss sein Handwerk lernen. Es stimmt, dass ich damit sehr früh begonnen habe. Meine Eltern rieten mir dazu, weil ich ein sehr scheues Kind war und sie sich unter anderem versprachen, dass sich durch die Aufritte meine Schüchternheit legen würde.

Und wieso waren Sie dann nicht sicher, was Sie machen wollten?
Ganz einfach, weil die großen Inspiratoren meiner Kindheit eben nicht Houdini und Freunde hießen. Das waren Victor Fleming und Orson Welles oder Frank Capra und Walt Disney. Das waren die Menschen, die ich über alles bewundert habe. Geschichtenerzähler. Damals wäre ich gern Schauspieler geworden.

Was haben Ihre Eltern zu den Plänen gesagt?
Mein Vater konnte nichts dagegen sagen. In gewisser Weise war er für meine Begeisterung verantwortlich. Er hat sich mit mir mit der allergrößten Begeisterung die Serie „Solo für U.N.C.L.E.“ angeschaut. Damals eine enorm populäre Spiongeserie. Eine Erfindung von Ian Fleming. Besonders beeindruckt hat mich damals, dass die geheime Kommandozentrale getarnt war als ein Herren-Bekleidungs-Geschäft. Da meine Familie auch so ein Geschäft hatte, war meiner Phantasie Tür und Tor geöffnet. 

Was ist dann nach 1980 passiert, dass man Sie nie wieder in einem Kinofilm gesehen hat?
Ja, was soll ich sagen? Es passierte der Erfolg. Erst war ich eine Zaubererhoffnung als „The Magic Man“. Und schon ein paar Jahre später begann meine große Magier-Karriere. Ich hatte immer ein Auge darauf, was im Filmbereich passiert. Hatte auch den einen und den anderen Kontakt zu Schauspielern und Schauspielerinnen. Aber meine Zeit hat es leider nicht erlaubt, mehr als diese eine Karriere zu haben.

Trotzdem ist „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ nicht Ihre erste Erfahrung mit Hollywood nach mehr als 30 Jahren.
Nein, ich hatte immer mal wieder mit der Filmindustrie zu tun. Wenn man so wie ich sein ganzes Leben um das Magier-Sein herum aufbaut, bekommt man immer mehr Kontakte zu allen möglichen Leuten. Irgendwann fragten mich Menschen, die einst berühmte aber heute vergessene Zauberer kannten, ob ich eventuell Verwendung für ihre Sachen hätte. Das hatte ich und so entstand das Copperfield-Museum in Las Vegas.

Das man wann besuchen kann?
Tut mir leid, aber das ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Es beherbergt all die Sachen, die ich in den letzten Jahrzehnten für meine Shows benötigt habe und die ich vielleicht mal wieder brauche. Dann finden sich dort die Nachlässe von Zauberern wie Houdini aber auch Ausstattungen von Horrorfilmen wie „Chuckym, die Mörderpuppe“ oder Sachen, die einst dem Filmpionier George Melies gehört hatten oder Dinge aus Orson-Welles-Filmen. Wie ein Tisch, auf dem Marlene Dietrich bei Dreharbeiten gelegen hat.

Wer darf denn in Ihr Museum?
Zaubererkollegen aus aller Welt, wenn sie sich anmelden. Und natürlich die Kollegen vom Film, wenn sie denn einen Film haben und Rat brauchen.

Bei welchen Filmen konnten Sie schon helfen?
Wann immer Magie im Spiel ist. Ob nun „Prestige“ von Christopher Nolan oder „Der Illusionist“ und viele andere mehr. Es sind etliche Ideen in meinem Museum entstanden. Die Filmemacher dürfen sich die Dinge in aller Ruhe anschauen und sich inspirieren lassen.

Es gibt einen Trick in „Burt Wonderstone“, den Sie extra für diesen Film erfunden haben.
Ja, den „Hangman“. Man sieht am Anfang Steve Carell und Steve Buscemi, die auf der Bühne in gruseliger Atmosphäre jemanden an einen Galgen hängen und plötzlich kommt unter der Haube jemand zum Vorschein, der erstens tot sein sollte und zum zweiten gerade eben noch zehn Meter entfernt stand.

Sie haben die Filmcrew einen Vertrag unterschreiben lassen, dass sie nie die Auflösung verraten.
Ja, das war eher ein symbolischer Akt. Zum anderen aber auch eine Art Rückversicherung für mich. Vielleicht will ich den Trick in ein paar Jahren mal in eine meiner Shows einbauen.

Waren die Schauspieler überrascht, wie der Trick funktioniert?
Naja, zuerst waren sie schon überrascht, wie viel präzise Arbeit dahinter steckt, bis so ein Trick funktioniert. Aber dann - und das geht mir immer so - waren sie ein wenig enttäuscht, die Auflösung zu wissen. Das geht fast allen Menschen so. Erst wollen sie wissen, wie es geht. Und wenn ich es, was ich extrem selten tue, mal erkläre, dann herrscht eine Ernüchterung und viele möchten, dass sie alles schnell wieder vergessen.

Wie viel Schauspieler steckt heute noch in Ihnen?
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich letzten Endes nie aus meinem Beruf ausgebrochen bin. In „Burt Wonderstone“ spreche ich in einer Szene ja mit Steve Carell über die Ehre des Berufes. Daran liegt mir viel. Ich mache meinen Beruf gern und halte ihn in Ehren. Bin aber auch zu einem großen Teil ein Geschichtenerzähler und Schauspieler auf der Bühne. Mittlerweile mache ich die ganz großen Illusionen nicht mehr. Ich habe mein eigenes Theater in Vegas. Und  da kann ich jedenm Abend meine Tricks aufführen und meine kleine Show machen. Eine bisschen Schauspielerei gibt es da jeden Abend gratis für meine Zuschauer.