„Affen beobachten ist wie Menschen beobachten“
05.08.2014
Interview:
Anna Wollner
Andy Serkis ist der unbekannteste bekannte Schauspieler der Welt. Bei dem Briten läutet das Telefon, wenn ein Mime gefragt ist, der komplett in einer Rolle aufgehen will. Im Sommer-Superhit „Planet der Affen: Revolution“ spielt Serkis jetzt den Affen-Chef Caesar. Für Regie-As Peter Jackson gab er den gnomenhaften Gollum in „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. In Jacksons „King Kong“-Neuverfilmung spielte er dann das sensible Affenmonster Kong. Bei der Arbeit kommt Serkis aber meist ohne Maske und Kostüme aus: Beim Performance-Capture-Verfahren trägt er einen Overall mit viel Elektronik. Aus den abgefilmten Bildern entsteht später im Trick-Computer die endgültige Filmfigur.
FilmClicks: Mr. Serkis, auch wenn es für Sie nichts Neues ist – wie bereitet man sich als Schauspieler darauf vor, monatelang einen Affen zu spielen?
Andy Serkis: Wir waren in einem richtigen Affen-Camp vor den Dreharbeiten. Wir Affen-Darsteller haben drei Wochen lang zusammen improvisiert, waren alle in unseren Affen-Charakteren und haben versucht, rauszufinden, wie wir uns wohl in einer Gruppe Affen bewegen würden. Wir probten auch, wie wir miteinander umgehen, die Zeichensprache benutzen und Emotionen spielen.
Haben Sie auch echte Affen beobachtet?
Oh ja. Monatelang. Am Anfang dachte ich, alle Affen sind gleich. Ich hatte überhaupt keinen Bezug zu Ihnen, dachte, ich gucke halt ein paar Mal zu und werde sie schon irgendwie verstehen.
Aber so war es nicht?
Nein. Sobald man sich auf die Tiere einlässt, sie regelmäßig besucht und Zeit mit ihnen verbringt, merkt man, wie ähnlich sie uns sind. Sie haben Emotionen, sie sind gewalttätig. Sie haben, genauso wie wir, gute und schlechte Tage. Außerdem sind sie recht eigenwillig. Affen zu beobachten ist nichts anderes als Menschen zu beobachten.
Was ist der einfachste Teil am Affen-Spielen?
Die Körperlichkeit, denn die macht ja nur einen kleinen Teil der Rolle aus. Die Bewegungen sind letztendlich nichts anderes als ein Tanz, den es einzustudieren und zu interpretieren gilt. Jede Bewegung ist ein eigener Schritt, das geht einem irgendwann in Fleisch und Blut über. Schwieriger war es da schon, die Stimme für Caesar zu finden. Das musste ja möglichst menschlich sein. Kurz nach den Dreharbeiten dachte ich, meine Stimmbänder hätten sich für immer verabschiedet.
Wie genau sieht denn Ihr Kostüm aus?
Es ist nichts weiter als ein sehr leichter Overall, eigentlich recht bequem. Nur ein paar elektronische Elemente können ein bisschen heiß werden. Die Akkus für die Kamera zum Beispiel. Die ist übrigens oft im Weg, denn es ist ja ein Gestell, das ich auf dem Kopf trage. Vor allem bei gefährlichen Stunts, wenn ich auf einem Baum stand und über einen Ast kletterte, hatte ich oft keine Ahnung, wo ich überhaupt hintrete. Aber davon mal abgesehen, will ich gar nichts anderes tragen, denn mit dem Anzug habe ich die größtmögliche Flexibilität.
Sie waren Gollum, Kong und Caesar. Stört es Sie gar nicht, dass Sie trotz dieser großen Rollen nicht auf der Straße erkannt werden?
Da irren Sie sich. Die Leute erkennen mich. Aber um ehrlich zu sein, bin ich ja nicht Schauspieler geworden, um auf der Straße erkannt zu werden. Mein Ziel ist es, in die Seele der Charaktere zu blicken. Durch die Performance-Capture-Technologie kann ich vollkommen in meiner Rolle verschwinden. Darum geht es bei der Schauspielerei doch.
Haben Sie eine Traumrolle?
Wenn Sie mich so fragen: Marylin Monroe. Die wäre ich gerne mal. Das wäre fantastisch.