Hugh Bonneville über „Paddington“ und seinen Erfolg mit der TV-Serie „Downton Abbey“


„,Downton Abbey‘ verdanke ich sehr sehr viel“

02.12.2014
Interview:  Peter Beddies

Hugh Bonneville als Mr. Brown mit seinem Schützling Paddington, dem Bär © Studiocanal

Der Engländer Hugh Bonneville, Jahrgang 1963, hat sich viel Zeit gelassen mit der großen Karriere. Die begann für ihn erst um 2010, als er mit der TV-Serie „Downton Abbey“ irrsinnig gute Mund-zu-Mund-Propaganda bekam. Seitdem erobert Bonneville auch die Kino-Leinwand. 2013 spielte er eine große Rolle in George Clooneys „Monuments Men“, und jetzt ist er auf den Bären gekommen. Im neuen Familien-Blockbuster „Paddington“ schlüpft Bonneville in die Rolle des Mr. Brown,  der dem Bären-Waisenknaben Paddington ein neues Zuhause schenkt.  Beim FilmClicks-Gespräch im edlen Hotel Mandarin Oriental in London haben wir geklärt, wie es Hugh Bonneville mit dem Bären hält.


FilmClicks: „Paddington“ ist in England ein Nationalheiligtum der Jugendliteratur. Es scheint, dass hier jeder seine ganz besonderen Erinnerungen an den Bären hat Gilt das auch für Sie?
Hugh Bonneville: Ja. Meine Geschichte geht so, dass mir Paddington eine Zeitlang mal ganz allein gehörte. Klingt spektakulär, oder? Aber eigentlich steckt nur dahinter, dass ich eines der „Paddington“-Bücher bekam, in dem Moment, als ich gerade zu lesen gelernt hatte. Nun musste mir niemand mehr vorlesen. Deshalb hatte ich ein ganz besonderes Verhältnis zu ihm.
 
Und hatten Sie ihn auch als richtigen Teddy?
Nein, ich hatte einen anderen Teddy. Ungefähr 30 Zentimeter groß. Namenlos. Mit dem habe erst ich gespielt, dann andere Kinder, dann mein eigener Sohn. Irgendwann war er dann mal so zerfleddert, dass er in eine Puppenklinik musste. Als er von dort wiederkehrte, erfuhr ich zum einen, dass es ein besonderer Bär war. Und zum anderen musste ich sehr schlucken, als ich die Rechnung der Restaurierung las.
 
Nun steht er in irgendeiner Ecke des Hauses.
Und niemand darf ihn mehr anrühren. Das Schicksal des edlen teuren Spielzeugs.
 
Haben Sie gezögert, beim „Paddington“-Film mitzumachen? Es könnte, wie schon bei „Downton Abbey“, eine ganze Serie daraus werden – dieses Mal im Kino .
Zum einen muss ich mal sagen, dass ich ohne „Downton“ nicht hier wäre, wo ich heute bin. Auch Sie hätten wahrscheinlich kein großes Interesse daran, mit mir zu reden. Der Serie verdanke ich sehr, sehr viel. Hätte mich George Clooney für „Monuments Men“ verpflichtet? Sicher nicht! Wäre ich dem Studio als Besetzung für Mr. Brown in „Paddington“ in den Sinn gekommen? Ganz bestimmt nicht! Sollte aus „Paddington“ eine Serie werden, hätte ich damit kein Problem. Nicht mitzumachen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Beim Lesen des Drehbuchs musste ich abwechselnd lachen und weinen. Ein schönes Gefühl.
 
Ist man bei seinem Kind der Star, wenn man in „Downton“ und „Paddington“ auftritt?
Ha, machen Sie Witze? Als ich meinen Sohn zu „Downton“ mitnahm, war seine stille Hoffnung, dass Papa bei „Harry Potter“ spielt. Und nun, wo er Teenager ist, hört er mir auch zu, wenn ich von „Paddington“ erzähle. Aber nur, solange niemand das Wort Fußball fallen lässt. Denn das beeindruckt ihn gerade wesentlich mehr als Vaters Arbeit.

Hugh Bonneville: „Mr. Brown wird zum totalen Übervater. Zum Glück bin ich anders“ © Studiocanal

 Ihr Mr. Brown ist im Film ein Bären-Adoptiv-Vater mit sehr strengen Regeln.
Ja, aber wir sehen im Film auch, dass er mal seine wilden Jahre hatte. Dann jedoch – das dürfte vielen Menschen bekannt vorkommen – kommt das erste Kind und Du wirst zu einem völlig anderen Menschen. Im Fall von Mr. Brown bedeutet es, dass er zum totalen Übervater wird, hinter jeder Ecke eine Gefahr wittert und ihr entschieden entgegen treten will. Zum Glück bin ich da anders. Nicht so sehr beschützend, aber schon ein bisschen.
 
Sehr viele Menschen kennen Sie von „Downton Abbey“. Nun gibt es ja das Phänomen, dass der TV-Zuschauer,  wenn er seinen Star auf der Straße sieht, nicht mehr unterscheiden kann zwischen Phantasie und Realität.
Ah, verstehe. Mit „Downton“ ist mir das nicht so gegangen. Es gab vor ein paar Monaten die Sitcom „W1A“, die sich mit den Olympischen Spielen beschäftigt hatte. Da haben mich sehr viele Menschen auf der Straße angesprochen. Aber zu „Downton“…
 
…vielleicht wissen die Leute nicht, wie man einen Earl ordnungsgemäß anspricht.
Das kann ich verstehen. Auf diesem Gebiet bin ich mittlerweile Experte. Was ich alles über Etikette weiß, sagenhaft.
 
Gab es einen Moment, an dem Sie wussten, dass sich mit „Downton“ Ihr Leben ändern würde?
Naja, soweit würde ich nicht gehen. Aber es gab in der Tat so einen Moment, ein paar Jahre her. Da war ich mit meinem Sohn auf dem Spielplatz. Und plötzlich kommt einer seiner Spielkameraden zu mir und sagt: „Was dieser Fiesling Thomas da in der Serie macht, finden wir nicht in Ordnung!“. Mir bleib der Mund offen stehen und ich fragte ihn, was bestimmt besonders intelligent aussah: „Aber Du bist doch erst neun Jahre alt“. Und später haben Marktforscher genau das bestätigt. Es gibt extrem wenige Serien, die über Generationen hinweg geschaut werden - Oma und Opa gemeinsam mit den Enkeln und deren Eltern, und alle im selben Raum. Mit „Downton Abbey“ ist uns offenbar genau so ein Erfolg geglückt.
 
Die Weihnachtsfolge steht an.
Ja, das wird eine ganz besondere Folge. Sehr festlich, mit ein bisschen Drama.
 
Und nicht zu vergessen, George Clooney als Stargast. Verraten Sie uns mehr darüber.
Ich könnte Ihnen jetzt sagen, dass Clooney als amerikanischer Gast auf einer Hochzeit auftaucht und ihr noch mehr Glanz verleiht. Aber vielleicht stimmt das auch gar nicht. Ich kann nur sagen, dass es eine Freude war, mit ihm zu arbeiten.
 
„Downton Abbey“ läuft nach wie vor extrem gut. Sehen Sie ein Ende kommen?
Also, zum einen ist es nicht an mir, das zu entscheiden. Aber ich habe nach wie vor jede Mange Spaß da mitzuarbeiten. Wenn man bedenkt, dass die Serie kurz nach dem Untergang der Titanic ansetzt und wie bewegt das 20. Jahrhundert war, dann sehe ich noch jede Menge Potenzial für Geschichten um Robert und seine Familie.