DIE STORY: Der Kino-Schwank „Why Him?“ wärmt wieder mal die alte Geschichte auf, dass künftige Schwiegerväter und Schwiegersöhne erst mal zünftig streiten müssen, bevor sie einander kumpelhaft in die Arme sinken.
Natürlich wird die verzopfte Story für den Publikums-Jahrgang 2017 kräftig aufgebrezelt. Der Plot: Der Familienvater Ned Fleming (Bryan Cranston) fliegt mit Frau und Sohn zum Weihnachtsbesuch vom winterlichen Michigan nach Kalifornien, wo Töchterl Stephanie (Zoey Deutch) in Stanford studiert. Die Flemings haben noch keine Ahnung, dass der neue Freund der Tochter, der ihnen vorgestellt werden soll, in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Kerlchen ist.
Dieser junge Mann namens Laird (James Franco) ist einer jener Internet-Multimillionäre, die es mit ihren Start-Ups zu sagenhaftem Reichtum gebracht haben. Er wohnt mit vielen Tieren, einem Haushofmeister namens Gustav (Keegan-Michael Key) und einigen Computer-Nerds in einer herrschaftlichen Supervilla, die natürlich ein Hi-Tech-Paradies ist. Arbeit scheint in Lairds Leben keine Rolle mehr zu spielen. Er pflegt zum Beispiel lieber seine zahlreichen Tattoos, die er den Besuchern beim Kennenlernen gleich mal zeigen muss (deshalb empfängt er die Flemings oben ohne).
Die sind, Vater Ned voran, vom Auftritt des Lovers ihrer Tochter (und von seinem hundsordinären Sexual-Slang) definitiv nicht begeistert. Doch die Liebe zwischen Laird und der sanften Stephanie ist groß. Er will sie heiraten. Und absurderweise möchte dieser wilde Hund seinen Plan auf die altmodischste Art verwirklichen, die denkbar ist - indem er erst mal den Vater um die Hand seiner Tochter bittet.
Doch Ned sagt nein. Von da an bis zum Happy End entwickelt sich ein streitbares Hin und Her zwischen den Generationen, bei dessen Finale die Rock-Veteranen von Kiss erstens im Vollplayback und zweitens eine wichtige Rolle spielen.
DIE STARS: Bryan Cranston wurde durch die TV-Serie „Breaking Bad“ zum Star und erhielt 2013 für die Titelrolle des Drehbuchautors Dalton Trumbo in „Trumbo“ eine Oscar-Nominierung.
Auch James Franco zählt zur Riege der Oscar Nominees. Der Kalifornier wurde 2011 für die Rolle des Extremsportlers Aron Ralston in „127 Hours“ gewürdigt.
Die 22-jährige Zoey Deutch trat bisher in Filmen wie „Everybody Wants Some!!“ (von Richard Linklater) oder „Dirty Grandpa“ (mit Robert De Niro) hervor.
DIE KRITIK: „Why Him?“ ist ein Film, in dem man sich herrlich fremdschämen kann. Das ordinäre Gequatsche des neureichen Laird, der ungefiltert alles ausspricht, was ihm gerade so durch den Kopf geht, ist peinlich. Die spießigen Reaktionen von Ned, seinem Schwiegervater in spe, sind peinlich.
Und wenn die Peinlichkeit in den Dialogen einmal Pause macht, dann kommen Szenen wie jene, in der Ned auf dem Klo sitzt und nach Toilettenpapier verlangt. Das gibt es aber nicht, weil die technologisch hochgerüstete Klomuschel mittels Hintern- und Genital-Spülung funktioniert. Bis hier sämtliche falschen Knöpfe gedrückt sind und die versehentlich ausgelöste Vagina-Spülung den armen Ned durchnässt hat, vergehen mehrere Filmminuten.
Fäkal-Humor in Wort und Bild zählt zu den hervorstechenden Merkmalen von „Why Him?“, einem Lustspiel, das von Regisseur John Hamburg ansonsten fein säuberlich von zündenden Witzen befreit wurde. Der Film schweinigelt müde vor sich hin und schafft es gleichzeitig, nach bewährter Hollywood-Methode, ziemlich verklemmt zu sein.
Die Bildsprache ist einfallslos; die Darsteller verstecken ihr Talent, was man angesichts des öden Drehbuchs gut verstehen kann. Wenn die Story zum Finale hin dann noch ernsthaft den Moralischen kriegt und platte Lebensweisheiten feilgeboten werden, ist der Ofen endgültig aus.
„Das ist alles oberkacke gelaufen“, verkündet Laird/James Franco auf der Leinwand in einem einsichtigen Moment. Die Erkenntnis passt zum ganzen Film.
IDEAL FÜR: Freunde des Sexual- und Fäkal-Humors.