DIE STORY: Kult-Regisseur Darren Aronofsky bringt mit „mother!“ ein Psycho-Horrordrama ins Kino, dessen Story er nach eigener Aussage in nur fünf Tagen skizzierte. Man könnte boshaft festhalten, das merkt man dem Film auch an.
Aronovsky verzichtet auf Rollennamen. Im Zentrum der Handlung stehen ein berühmter Schriftsteller (Javier Bardem) und dessen Frau (Jennifer Lawrence). Er ist ein extrovertierter Mann, der allerdings unter einer akuten Schreibhemmung leidet, sie eine introvertierte Frau, die mit viel Sorgfalt und Geschmack das Haus einrichtet, in dem die beiden mitten in der einsamen Natur wohnen.
Als eines Tages ein fremder Mann (Ed Harris) anklopft und um Herberge bittet, stimmt der Schriftsteller freudig zu, während seine auf Zweisamkeit bedachte Frau eher verstimmt ist. Wenn tags darauf auch die Gemahlin (Michelle Pfeiffer) des ungebetenen Gasts erscheint, bald gefolgt von ihren zwei Söhnen, sinkt die Stimmung der Hausfrau in den Keller, während der Dichter in Gesellschaft aufzublühen scheint.
Beim Ehepaar tritt danach keine Ruhe mehr ein. Zwar wird die Frau schwanger und freut sich mit ihrem Dichter-Gemahl auf das Baby, das sie dann auch zur Welt bringt. Aber die Ankunft der seltsamen Familie war nur ein Vorgeschmack auf das, was folgt. Das einsame Haus wird zum Ziel von immer mehr Menschen, die den Dichter wie einen Messias verehren. Doch aus der euphorischen Hysterie wächst bald eine apokalyptische Szenerie des Schreckens.
DIE STARS: Regisseur Darren Aronofsky („The Wrestler“) brachte „mother!“ Anfang September in Venedig heraus. Keine schlechte Idee, begann beim Festival am Lido doch 2010 der Siegeszug seines Ballett-Psychothrillers „Black Swan“, der dann Natalie Portman den Oscar bescherte. Im Fall von „mother!“ brachte Venedig Aronofsky aber kein Glück. Bei der Premiere gab’s neben Beifall auch lautstarke Buhs, und bei der Preisverleihung ging der Film sang- und klanglos unter.
Für die Hauptrollen engagierte Aronofsky zwei Oscar-Preisträger: Javier Bardem („No Country For Old Men“) sowie Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“), mit der er seit dem Dreh auch privat verbandelt ist. Die wichtigsten Nebenrollen sind mit Stars wie Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Domnhall Gleeson oder Kristen Wiig ebenfalls sehr prominent besetzt.
DIE KRITIK: Zu Beginn scheint „mother!“ auf der richtigen Spur zu sein. Nach einer grandiosen Eröffnung, die am Ende wieder aufgenommen wird, lernt man den Schriftsteller (Javier Bardem) und seine wesentlich jüngere Gattin (Jennifer Lawrence) kennen.
Als das Paar in seinem Traumhaus in der Mitte von Nirgendwo von Besuchern (Ed Harris und Michelle Pfeiffer) heimgesucht wird, beginnen die Dinge, einen sehr eigenartigen Verlauf zu nehmen.
Jennifer Lawrence hört und sieht Dinge, von denen nicht klar wird, ob nur sie diese wahrnimmt. Ein Blutfleck auf dem Boden taucht auf, geht nicht mehr weg. In Visionen sieht des Dichters Frau ihr ungeborenes Kind, obwohl sie erst später in der Geschichte schwanger wird.
Begleitet wird das alles von einem dauerhaft anhaltenden Schnarren und Schaben, das beim Zuschauer immer mehr Unbehagen erzeugt. Wenig später bekommt das Gäste-Ehepaar, das nur eine Nacht bleiben wollte, immer mehr Besuch. Den Dichter scheint das nicht zu stören, weil die anwachsende Meute offenbar aus Hardcore-Fans von ihm besteht.
Bis dahin ist der Film ausgezeichnet anzuschauen. Aber dann verzettelt sich Regisseur Aronofsky, der nie kleine einfache Filme machen wollte. Hier zitiert er plötzlich reichlich die Bibel. Er legt Filmfährten in großem Stil aus.
Zuerst sieht alles nach „Rosemary’s Baby“ aus, dann nach „The Shining“ in der Lesart von Stanley Kubrick. Am Ende gibt es mitten im Haus Szenen wie aus der Hölle. Der Gewaltpegel nimmt drastisch zu und es gibt noch einen großen, grausamen Twist, der einigermaßen überraschend kommt.
Bei all diesen Spielereien verliert Aronofsky aber zwei Sachen aus dem Auge. Erstens: Er unterlässt es, die Geschichte zu straffen. Zwischendurch kommt, was bei einem Psychohorror-Film nicht passieren darf, Langeweile auf. Zweitens: Der Regisseur leitet seine Schauspieler nicht gut an. Noch nie waren Javier Bardem und Jennifer Lawrence so schlecht. Es gibt keinerlei Chemie zwischen den beiden.
Fazit: „mother!“ mag einer der verrücktesten Mindfucks sein, die in den letzten Jahren im Kino waren. Aber leider ist dies eine recht hohle Veranstaltung.
IDEAL FÜR: Grusel-Freunde und für Fans der Filme von Darren Aronofsky.