GESAMTEINDRUCK: Olivier Assayas‘ Komödie „Zwischen den Zeilen“ eröffnet einen sehr komischen Blick auf unsere medialen Gewohnheiten zwischen der digitalen und der analogen Welt.
DIE STORY: Alain (Guillaume Canet) hat schon bessere Zeiten als Verleger gesehen. Die Menschen wollen kaum noch Bücher kaufen. Was kann die Lösung des Problems sein? Die viel beschworene Digitalisierung, von der ständig die Rede ist. Zum Glück haben Alain und seine Gattin Selena (Juliette Binoche) einen großen Freundeskreis, in dem alles besprochen wird.
DIE STARS: Guillaume Canet und Juliette Binoche als Ehepaar – diese Konstellation hatten wir noch nicht im Kino. Ist aber wunderbar anzusehen. Canet (meist etwas unterschätzt) geht hier total in seiner Arbeit als Verleger auf. Hat gerade mal noch Zeit für eine kurze Affäre. Während die Binoche (wie immer eine Naturgewalt) auch ihren Liebhaber hat und sich zwischendurch ständig über ihre Arbeit als TV-Schauspielerin beschwert. Und pausenlos – wie der ganze Cast – reden kann.
DIE KRITIK: Der Filmemacher Olivier Assayas beherrscht vieles. Er ist bekannt für unglaublich spannende Mini-Serien („Carlos“), große Gedanken-Experimente („Die Wolken von Sils Maria“) oder völlig abgedrehtes Kopfkino („Personal Shopper“). Aber kann der Franzose auch Komödie? Die etwas überraschende Antwort lautet: Ja, das kann er!
In „Zwischen den Zeilen“ zeichnet Assayas ein hinreißend komisches Bild der Intelligenz heute in Frankreich. Alain (Guillaume Canet) und Selena (Juliette Binoche) leben ein scheinbar konfliktarmes Leben. Er ist Herausgeber, sie Schauspielerin in einer gerade schwer angesagten TV-Produktion. Wenn man sich mit Freunden trifft, dann wird endlos (natürlich beim Wein) gesprochen. Über Digital und Analog. Über die Frage, wer heute noch was und wie schaut und liest. Und überhaupt, ist da nicht eine digitale Revolution im Gange?
Die Dinge auf der Leinwand ändern sich, als Alain das neue Buch seines alten Freundes Léonard (Vincent Macaigne), den er schon seit Jahren verlegt, nicht herausbringen will. Da weitet sich die Geschichte und es kommen jede Menge private Konflikte ins Spiel. Alle haben ein Verhältnis, von dem die anderen nichts wissen. Der befreundete Autor verrät alle möglichen privaten Details in seinen Büchern. Die Schauspielerin möchte am liebsten beruflich alles hinschmeißen.
„Zwischen den Zeilen“ hätte schrecklich schief gehen können. Denn es wird in diesem Film unentwegt geredet. Aber es werden keine Platitüden ausgetauscht. Hier geht es um große Fragen der Kultur, der Medien und der Liebe.
Hin und wieder streut Assayas umwerfende Pointen ein. Der Running-Gag des Films hat mit Michael Hanekes „Das weiße Band“ zu tun. Und am Ende zeigt auch Juliette Binoche, dass sie über jede Menge Humor verfügt.
IDEAL FÜR: Kinogänger, die auf kluge und schnelle Dialog-Komödien stehen.