Zu Ende ist alles erst am Schluss

Eine Familie steht Kopf


FilmClicks:
Oma (Annie Cordy) wird von Sohn (Michel Blanc) und Enkel (Mathieu Spinosi) im Altersheim abgeliefert © Filmladen
DIE STORY: „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ ist ein schöner französischer Ensemble-Film, bei dem generationsübergreifend Probleme verhandelt werden. Im Zentrum steht der Mittzwanziger Romain (Mathieu Spinosi), der ganz gern in sein eigenes Leben starten möchte.
Aber seine Eltern zicken herum: Der Vater (Michel Blanc) wurde gerade in den Ruhestand geschickt und hat damit Probleme. Die Mutter (Chantal Lauby) wünscht sich einen Neustart im Leben, traut sich aber nicht. Als dann auch noch Oma (Annie Cordy) verschwindet, steht die ganze Familie Kopf.

Eine Ehepaar in der Krise: Chantal Lauby und Michel Blanc © Filmladen

DIE STARS: Ganz bestimmt fällt dem Kinogänger Chantal Lauby als erstes ins Auge, weil man sie erst jüngst als Ehefrau in „Monsieur Claude und seine Töchter“ gesehen hat. Hier darf sie eine verblühte, aber immer noch attraktive Dame spielen, die endlich wieder einmal erobert werden möchte. Wovon ihr Gatte Michel Blanc erst sehr spät im Film etwas mitbekommt.
Der wahre Star des Films aber ist Annie Cordy. Wie sie die Oma spielt, die zum einen um Würde kämpft und zum anderen versucht, ein Ereignis aus früher Kindheit aufzuarbeiten, das ist nicht nur schön anzuschauen. Da darf man ruhig auch mal eine Träne vergießen.
 
DIE KRITIK: Die Ausgangssituation klingt alles andere als spannend. Eine Familie in bewährten Gleisen, seit Jahren souverän unterwegs. Nun wird der Sohn flügge, seine Mutter muss sich Gedanken über den letzten Lebensabschnitt machen. Und dem Ehemann sind die Jahre weggerannt. Plötzlich hat er seinen letzten Arbeitstag bei der Post. Es droht der Ruhestand.
Damit gerät das Gefüge der Familie ordentlich durcheinander. Jeder sieht nur noch seine Probleme. Die Familie als Hort des Gemeinsamseins, des Rückzugs und der Freude wird komplett in Frage gestellt.
Regisseur Jean-Paul Rouve (seit 20 Jahren ein erfolgreicher Schauspieler und erst seit 2008 Filmemacher) inszeniert all das mit der größtmöglichen Ruhe. Zu Beginn der Geschichte dominieren die kleinen und großen Krisen. Die Oma wird ins Altersheim gesteckt. Ihre Söhne verraten ihr nicht, dass sie ihr Appartement längst verkauft haben. Die Eltern-Generation steckt in den „Mühen der Ebene“ fest. Schon viel zu lange verheiratet mit demselben Menschen. Aber nicht lange genug, um schon sterben zu können.
Als Katalysator der Geschichte dient letztendlich die Oma. Sie verschwindet spurlos, hinterlässt nur ihrem Enkel eine Postkarte, mit deren Hilfe er sie dann findet. Da wird der Ton des Films leichter. Die Familie ist froh, dass der Großmutter nichts passiert ist. Und sie kann – mit Hilfe der Schüler einer zweiten Klasse – ein Trauma aus ihrer kriegsbewegten Kindheit bewältigen.
Fazit: Ein Film mit schöner Balance zwischen Tragödie und Komödie, bei dem am Ende – aber das kann man nicht oft genug hören – das Hohelied der Familie erklingt.    
                          
IDEAL FÜR: Freunde des französischen Films, die es schätzen, wenn ein Kinobesuch locker-leicht und dennoch dramatisch werden kann. Wie das halt nur die Franzosen hinbekommen. Außerdem nimmt der Film sehr schön die Angst vorm Altwerden.
 






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 17.04.2015
REGIE:  Jean-Paul Rouve
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Michel Blanc: Michel Esnard
Chantal Lauby: Nathalie Esnard
Mathieu Spinosi: Romain Esnard
Annie Cordy: Großmutter