GESAMTEINDRUCK: Österreichisches Kino, das in österreichische Seelen schaut – „Zauberer“ ist vor allem ein Blick in menschliche Abgründe, besitzt aber auch da und dort sympathische Hoffnungsschimmer.
DIE STORY: Regisseur Sebastian Brauneis hat für „Zauberer“ mehrere Episoden lose miteinander verknüpft. Da gibt es einen Psychiater und seine blinde Freundin, die durch ein dunkles Geheimnis aneinander gebunden sind und deren Spannungsfeld darin besteht, dass er ihr die Umwelt und das Gesehene beschreibt. Eine Schul-Krankenschwester entführt einen Schüler, nachdem sie erfahren hat, dass man sie kündigen wird. Die Mutter eines Kindes im Wachkoma läss sich mit einem Call-Boy ein. Ein Schüler, der seine Telefonnummer für Sexdienste an eine Toilettenwand schmiert, bringt all die Episoden schließlich zusammen.
DIE STARS: Am Drehbuch wirkte neben dem renommierten Grazer Schriftsteller Clemens Setz („Indigo“) und Regisseur Sebastian Brauneis auch Burg-Star Nicholas Ofczarek mit. Das hat sich gelohnt, denn die drei Herrschaften sahnten bei der Diagonale in Graz kürzlich den Drehbuchpreis ab. Ofczarek spielt auch im Film mit, an der Seite von Tamara Metelka (im echten Leben Ofczareks Ehefrau), Michaela Schausberger oder Florian Teichtmeister.
DIE KRITIK: Die Zeiten des pessimistischen Standrandsiedlungs-Dramas mit viel Sozialtristesse sind im österreichischen Film eigentlich schon länger passé, obwohl das heimische Kino gerade für solche Dramen international sehr viel Anerkennung erhielt. „Zauberer“ markiert keineswegs die Rückkehr in alte Fahrwasser, jedoch bedient sich Regisseur Sebastian Brauneis der einen oder anderen Stilistik, die an diese Epoche erinnert.
Im Großen und Ganzen passt das ganz gut zu den Geschichten der letztlich gestrandeten und perspektivlosen Menschen in „Zauberer“. Am Ende gelingt Brauneis zwar die Auflösung der Episoden nicht zu einhundert Prozent, jedoch entwickelt er das präzise Abbild einer geschundenen österreichischen Seele, die sich in all seinen Figuren widerspiegelt.
Niemals aber überschreitet der Regisseur die nahe Grenze zur Unglaubwürdigkeit. „Zauberer“ ist also eine sehr schmale Gratwanderung. Einerseits entwickelt der Film bald einen fast dystopischen Sog in eine Welt voller Abhängigkeitsverhältnisse und Missverständnisse. Andererseits ist „Zauberer“ auch eine wenig marktschreierische, äußerst sensible Studie von geschundenen Psychen und emotionaler Vergletscherung.
IDEAL FÜR: Fans des jungen Austro-Kinos.