X-Men: Dark Phoenix

Die Macht der Frauen


FilmClicks:
Ganz schön kräftig: Vor Dark Phoenix (Sophie Turner) sollte man sich in Acht nehmen © 2019 20th CenturyFox
GESAMTEINDRUCK: „X-Men: Dark Phoenix“ ist ein actionreiches und unterhaltsames Marvel-Abenteuer, in dem trotz des Titels „X-Men“  starke Frauen das Geschehen bestimmen.
 
DIE STORY: Die Mutantin Jean Grey (Sophie Turner) wird bei einer Rettungsmission im All einer gewaltigen Dosis interstellarer Energie ausgesetzt. Das verändert ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten: Aus Jean wird die unbezwingbare Dark Phoenix. Von nun an geht sie ihren eigenen Weg, der sie von den X-Men wegführt und in offene Gegnerschaft mündet – mit grausamen Konsequenzen. Zugleich nimmt eine Außerirdische namens Smith (Jessica Chastain) Kontakt mit Jean / Dark Phoenix auf. Sie will die Kräfte der Mutantin dazu nutzen, mit ihrer Armada die Erde zu erobern. Neue Auseinandersetzungen stehen bevor.

Mystische Mystique: Die großartige Jennifer Lawrence in Blau und Rot © CentFox

DIE STARS: Mit James McAvoy (Professor X), Jennifer Lawrence (Mystique) und Michael Fassbender (Magneto) führen drei Stammkräfte das hochkarätige „X-Men“-Ensemble an. Auch Newcomerin Jessica Chastain (Smith) zählt zum Hollywood-Hochadel, während Sophie Turner (Dark Phoenix) mit ihren 23 Jahren schon ein TV-Weltstar ist: Die Engländerin spielt seit 2011 die Sansa Stark in „Game Of Thrones“.
Der 45-jährige US-Filmemacher Simon Kinberg gibt mit „Dark Phoenix“ sein Regie-Debüt. Als Autor und/oder Produzent ist er aber schon seit 2006 einer der wichtigsten Köpfe im „X-Men“-Imperium. Auch den neuen Film hat er geschrieben und produziert.

Was nun? Professor X (James McAvoy, li.) und seine Truppe © CentFox

DIE KRITIK: Zu einem starken Film gehört eine starke Schurkenfigur, und „X-Men: Dark Phoenix“ hat diesbezüglich etwas Besonderes zu bieten: Man ist quasi live dabei, wenn der Bad Guy (der in diesem Fall ein Bad Girl ist) entsteht.
Das geht so: Die verschlossene Jean Grey (Sophie Turner), ein Schützling von X-Men-Mastermind Charles Xavier (James McAvoy), gehört 1992 zur Besatzung eines Raumkreuzers, der zur Rettung der Nasa-Raumfähre Endeavor abhebt. Unter der Leitung von Raven / Mystique (Jennifer Lawrence) schafft es das Team, die Endeavor-Besatzung an Bord zu holen. Doch Jean Grey bekommt dabei eindeutig zu viel von der Strahlung eines Sonnensturms ab, der die Raumfähre ins Trudeln geraten ließ. Und – schwupps – wird aus der jungen Eigenbrötlerin eine machtvolle Erscheinung, vor der sich in Zukunft alle Erdenbewohner in Acht nehmen müssen.
Der Flug zur Raumfähre (die echte Endeavor steht übrigens in einem Museum in Los Angeles) ist sensationell gefilmt. Der intergalaktische Orkan und der Einsatz der Retter in der tobenden Wildnis werden zu einem Bildgewitter mit rasanten Schnitten und atemraubenden Spezialeffekten.
Auch in den anderen, zahlreichen Action-Sequenzen wird das Auge des Betrachters immer wieder mit spektakulären Eindrücken gefüttert – bis hin zu einem Hunderte Tonnen schweren Eisenbahnzug, der unvermittelt als elegantes Flugobjekt abhebt. Kurzum: „Dark Phoenix“ dürfte ein heißer Anwärter auf den nächsten Special-Effects-Oscar sein.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die Macht der Frauen. „Wir sollten die X-Men in X-Women umbenennen, weil sie immer ausrücken müssen, wenn den Männern etwas danebengeht“, knurrt Mystique / Jennifer Lawrence einmal sinngemäß den eitlen Professor X / James McAvoy an. Da ist was dran. Die Heldin Mystique ist weiblich, die Schurkin Dark Phoenix ist weiblich, und ebenso die dritte treibende Kraft der Geschichte: Die blonde Außerirdische Smith, gespielt von Jessica Chastain.
In den ersten US-Kritiken wurde „Dark Phoenix“ zum Teil heftig zerzaust. In der FilmClicks-Beurteilung kommt der Film hingegen viel besser weg. Was damit zusammenhängen mag, dass unsere Rezension nicht aus der Sicht eines „X-Men“-Insiders geschrieben wurde, sondern aus der eines Film-Liebhabers ohne besonderes Naheverhältnis zur Serie.
Aus dieser Position ist anzumerken, dass der stete Wechsel von Action und pointierten Dialog-Szenen zu einem sehr vergnüglichen und spannenden Kino-Erlebnis führt. Es kann zwar nicht schaden, wenn man sich im Kosmos der Mutanten auskennt, doch „Dark Phoenix“ ist keiner jener Superhelden-Serienfilme, die beim Publikum umfangreiches Fachwissen voraussetzen. Dieser Film ist auch für „X-Men“-Novizen geeignet.
Ein weiterer Pluspunkt: Das exzellente Ensemble. Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence spielt in ihren Szenen den Rest der Truppe locker an die Wand. James McAvoy wirkt in seiner asketisch-irrlichternden Glatzköpfigkeit wie ein naher Verwandter von Amazon-Chef Jeff Bezos. Sophie Turner verleiht der Dark Phoenix mit einer wilden Mischung aus Mädchenhaftigkeit, Verstocktheit und unbezwingbarer Power-Frau viel Charakter.
Unter ihren Möglichkeiten bleiben – wohl drehbuchbedingt – nur Michael Fassbender und Jessica Chastain: Er legt den Magneto recht eindimensional als wütenden, entschlossenen Kämpfer an. Sie gibt das starr blickende Wesen vom anderen Stern, das viel zu bestimmen, aber wenig zu sagen hat.
Ach, und noch etwas: Viele Serien-Filme haben ja ein Finale, das diesen Namen nicht verdient, weil der Showdown nur dazu da ist, die Fans auf die nächste Folge vorzubereiten. Bei „Dark Phoenix“ ist das anders. Hier geht eine große Geschichte (wie vorher angekündigt) wirklich zu Ende. Und gleichzeitig bekommt man in der letzten Szene ganz offen mitgeteilt, dass es mit den „X-Men“ im Kino weitergehen wird. Nur immer her mit dem nächsten Film!
 
IDEAL FÜR: „X-Men“-Fans und Action-Freunde.






Trailer
LÄNGE: 114 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 06.06.2019
REGIE:  Simon Kinberg
GENRE: Abenteuer|Action|Science Fiction
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
James McAvoy: Charles Xavier / Professor X
Sophie Turner: Jean Grey / Dark Phoenix
Jennifer Lawrence: Raven Darkhölme / Mystique
Michael Fassbender: Erik Lehnsherr / Magneto
Jessica Chastain: Smith