DIE STORY: „Wunder“ erzählt vom zehnjährigen August Pullman. Seine Eltern Isabel und Nate (Julia Roberts und Owen Wilson) haben ihn bisher daheim unterrichtet. August hat nämlich einen extrem seltenen Gendefekt. Er kam mit einem deformierten Gesicht zur Welt.
Nach beinahe 30 Operationen denken Augusts Eltern, dass es nun an der Zeit für den Jungen sei, zur Schule zu gehen. Aber August findet, wie nicht anders zu erwarten, kaum neue Freunde. Seine Mitschüler tuscheln erst über sein Aussehen. Dann beginnt das massive Mobbing.
Wie kann sich August wehren und welchen Rückhalt bietet ihm seine Familie? Wird er es schaffen, in der Schule trotz seines Aussehens akzeptiert zu werden?
DIE STARS: Ohne Frage: Wenn es das Lächeln von Julia Roberts auf Rezept geben würde, es wäre wohl das meistverschriebene Medikament dieser Erde. Auch hier, obwohl sie als Augusts Mutter Isabel nur eine kleine Rolle hat, kommt der Moment, an dem sie ihren Jungen – und damit alle Zuschauer – anschaut und dieses Lächeln aufträgt, das nur sie so hinbekommt.
An ihrer Seite agiert Owen Wilson als ihr Gatte Nate – leider extrem unterbeschäftigt. Ein paar Mal darf er August ins Gewissen reden oder ihn moralisch aufbauen. Aber das war es dann auch schon.
Die mit Abstand beste Rolle des Films hat Jacob Tremblay („Room“, „Before I Wake“) als August. Obwohl er die ganze Zeit eine Maske tragen muss, spielt er hervorragend natürlich. Wenn der Kerl, der gerade mal elf Jahre alt ist, so weitermacht, darf er zu Recht Leonardo DiCaprio von morgen genannt werden.
DIE KRITIK: „Wunder“ hätte ein ebenso herausragender Film wie David Lynchs „Der Elefantenmensch“ werden können. Hier wie da geht es um einen Menschen, dessen Äußeres durch eine Krankheit so entstellt ist, dass seine Umgebung große Schwierigkeiten hat, mit ihm umzugehen.
In „Elefantenmensch“ ging es 1980 darum, wie der extrem intelligente Joseph Merrick, der von Freak Show zu Freak Show gereicht wurde, Zugang fand zur Upper Class.
„Wunder“ von Stephen Chbosky („Vielleicht lieber morgen“) dreht sich um August Pullman, der alles andere als einsam ist. Seine Familie bietet ihm die allerbeste Unterstützung. Doch als er aus dem Rahmen der Familie in die Öffentlichkeit tritt, ergeht es ihm ähnlich wie Joseph Merrick. Auch er muss sich zur Wehr setzen gegen Menschen, die ihn anfeinden, die ihn verspotten, die ihn weit weg von sich haben wollen.
Der große Unterschied zwischen beiden Filmen: Beim „Elefantenmensch“ war immer ein Scheitern der Titelfigur möglich. Es stand ständig zur Debatte, dass man ihn nicht akzeptieren würde. Stephen Chboky baut diesen doppelten Boden nicht ein. „Wunder“ ist ein Wohlfühlfilm geworden, der sehr gut unterhält. Aber man hat zu keiner Zeit das Gefühl, August könnte etwas geschehen.
Diese „hollywoodtypische“ Erzählweise des In-Watte-Packens nimmt dem Film leider sehr viel von der Wucht, die er bei einem anderen Herangehen ganz bestimmt erreicht hätte.
IDEAL FÜR: Hoffnungslose Romantiker und für Fans von Julia Roberts.