DIE STORY: Martina Gedeck spielt in der Literaturverfilmung „Wir töten Stella“ eine depressive Frau namens Anna, die regungslos zuschaut, wie in ihrer nächsten Umgebung eine Tragödie passiert.
Anna lebt mit ihrem Mann Richard (Matthias Brandt) und ihren zwei Kindern in einer eleganten Wiener Villa, als die familiäre Ruhe durch einen Gast gestört wird. Die Studentin Stella (Mala Emde) zieht für zehn Monate in die Villa ein.
Dann geschieht das, was Anna erwartet hat. Richard – erfolgreicher Anwalt, Charmeur und Lebemann – beginnt ein Verhältnis mit der jungen Frau. Anna bemerkt es daran, dass die scheue Stella plötzlich aufblüht. Um dann bald immer mehr zu verfallen. Offenkundig hat Richard bereits das Interesse an ihr verloren.
Die Affäre endet damit, dass Stella in den Tod geht. Anna schreibt in einer Art Tagebuch alle ihre Beobachtungen minutiös auf. Doch sie greift nicht ein, um Stella zu retten.
DIE STARS: „Wir töten Stella“ ist nach „Die Wand“ der zweite Roman von Marlen Haushofer (1920 – 1970), den der steirische Regisseur Julian Pölsler („Polt"-Krimis) mit Deutschlands Top-Star Martina Gedeck („Bella Martha“) verfilmt hat. Für die männliche Hauptrolle kam mit Matthias Brandt, dem jüngsten Sohn des deutschen Ex-Kanzlers Willy Brandt, einer der derzeit besten und gefragtesten Schauspieler der deutschen Szene hinzu.
DIE KRITIK: Julian Pölsler hat mit „Wir töten Stella“ einen in vielerlei Hinsicht makellosen Film gedreht. Er trifft die Stimmung der dunklen Novelle von Marlen Haushofer; er hat den Text der berühmten Autorin, der 1958 veröffentlicht wurde, sensibel und stimmig in die Gegenwart verlegt.
Auch das Schauspiel ist famos. Matthias Brandt braucht nicht viele Worte, um sehr viel zu sagen. Martina Gedeck versteckt das Unglück, aber auch die tatenlose Grausamkeit der Anna hinter einem edlen Mantel aus großbürgerlicher Souveränität.
Die 21-jährige Mala Emde schenkt der 19-jährigen Stella jugendliche Schwermut, die für eine kurze Periode des Glücks durch Leichtigkeit überstrahlt wird. Die heranwachsenden Film-Kinder Julius Hagg und Alana Bierleutgeb machen aus kleinen Rollen viel.
So sitzt man durchaus fasziniert in einem Kammerspiel, das wie auf Schienen in Richtung Tragödie abläuft. Die Atmosphäre des Films ist unterkühlt. Aber hier fehlt – das ist der subjektive Einwand des Rezensenten – jener cineastische Wärmeaustauscher, der die Kälte des Geschehens auf der Leinwand in heiße Emotionen des Betrachters verwandelt.
Ganz persönlich: Für mich ist „Wir töten Stella“ ein Film mit vielen bewundernswerten Momenten. Doch er hat mich vom Beginn bis zum Schluss kaltgelassen.
IDEAL FÜR: Liebhaber von Arthaus-Dramen und für Verehrer des literarischen Werks von Marlen Haushofer.