DIE STORY: Daniel Hoesls Film „WinWin“ ist eine Versuchsanordnung über die Weltwirtschaft, die den kapitalistischen Glauben frontal angreift.
Der Plot: Investoren ziehen potenziellen Geschäftspartnern der Reihe nach die Hosen aus. Das ist ein Gefühl, das wir alle kennen: Ausgenutzt, für dumm verkauft, über die Maßen verarscht. Man sieht hier, wie finanziell bedrängte Firmenchefs, eine Ministerin, Gewerkschafts-Bosse und die Medien vor den Investoren in die Knie gehen, und sich und ihr Leben(swerk) letztlich bedingungslos an sie ausliefern.
DIE STARS: Der Niederösterreicher Daniel Hoesl, der 2013 mit seinem Debütfilm „Soldate Jeannette“ für großes Aufsehen sorgte, ist nun mit einer noch frecheren, zugleich noch reiferen und verwegeneren Arbeit zurück. Für „WinWin“ engagierte er einen internationalen Cast.
Christoph Dostal (Wien/Los Angeles) spielte zuvor die Hauptrolle in Wolfgang Murnbergers „Ich gelobe“. Stephanie Cumming (Kanada/Wien) begeisterte als Titeldarstellerin in Gustav Deutschs „Shirley – Visions of Reality“. Nahoko Fort-Nishigami (Japan/Wien) blickt auf TV-Auftritte in Krimis wie „Trautmann“ und dem Wiener „Tatort“ sowie auf mehr als Tausend Vorstellungen als Sängerin und Tänzerin in großen Musical-Häusern in Japan und Europa zurück. Johanna Orsini-Rosenberg studierte am Salzburger Mozarteum und war schon in „Soldate Jeannette“ zu sehen.
DIE KRITIK: So simpel der Plot von Daniel Hoesls neuem Film klingt, so komplex ist der Unterbau für diese filmgewordene Kapitalismuskritik von Hoesls
European Film Conspiracy-Plattform, einem Verein, der auch schon das Label seines Erstlings „Soldate Jeannette“ war. Hier verhandelt Hoesl nun nicht mehr den Wert des Geldes, sondern seine unglaublich umfassende Macht. „WinWin“ zerlegt die internationale Finanzwelt einerseits höchst sachlich, andererseits zutiefst süffisant, aber immer überaus realistisch in ihre lokalen Parameter.
Dass Hoesl den Mut zeigt, die Mächtigen anzupatzen, mag aktionistisch wirken; in Wahrheit aber ist diese Haltung nichts anderes als ein Naturgesetz gegen unfairen Handel, unfaire Löhne, unfaire Reiche, unfaire Regierungen und unfaire Gesetze. „WinWin“ ist ein brutal notwendiger Rülpser im Aufstoß-Prozess der Europäischen Union, ja, der Welt, im Kampf gegen die eigene Unzulänglichkeit.
Realer kann man die Krise von Wirtschaft, Kaptial, Kapitalismus und Gesellschaft jedenfalls nicht zeichnen, wenngleich Hoesl in seinen famosen, oft statischen, streng kadrierten Bildern (Kamera: Gerald Kerkletz) und auch im Spiel seiner Akteure ganz bewusst auf Überhöhung und Künstlichkeit setzt. Die Räume und die Handlanger der Finanzhaie sind hingegen betont nüchtern, emotionslos, wie die Aura der Finanzwelt es auch ist. Aber deren Aufgabe ist sowieso nicht die Komödie, sondern eine andere: Nämlich, dem Geschäftspartner zu erklären, er befinde sich in einer Win-Win-Situation, nachdem man ihn gerade über den Tisch gezogen hat. Ein großer Film!
IDEAL FÜR: Fans feiner Filme aus Österreich.