DIE STORY: „Willkommen bei den Hartmanns“ ist eine glänzend besetzte Komödie über eine reiche Münchner Familie, die einen Gast bei sich aufnimmt. Der Gast ist freilich weder Bekannter noch Verwandter - sondern ein Flüchtling aus Afrika.
Dieser Diallo (Eric Kabongo) ist ein freundlicher Mann, doch nicht alle Hartmanns fühlen sich mit dem neuen Mitbewohner in der Villa wohl. Angelika (Senta Berger), die Frau des Hauses, holt Diallo aus dem Flüchtlingsheim. Ihrem Mann Richard (Heiner Lauterbach), einem erfolgreichen Chirurgen, ist die Initiative seiner Gemahlin eher suspekt.
Auch die erwachsenen Sprösslinge der Hartmanns nehmen unterschiedliche Positionen ein. Tochter Sophie (Palina Rojinski) findet Diallo schwer in Ordnung, Sohn Philip (Florian David Fitz) ist skeptisch. Aber Philip kann im Grunde eh nur am Rande mitreden, pendelt er doch als Jurist ständig nach Shanghai – mit dem Ziel, dort finanziell das ganz große Rad zu drehen. Philips Sohn Basti (Marinus Hohmann) wiederum sucht den Kontakt zu Diallo, den er in sein Projekt eines Rap-Videodrehs einbindet.
DIE STARS: Regisseur Simon Verhoeven („Männerherzen“) hat für „Willkommen bei den Hartmanns“ ein exzellentes Ensemble zusammengeholt - beginnend bei seiner Mutter Senta Berger, die er erstmals inszeniert.
Die Herrenriege wird von Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht und Elyas M’Barek (alle drei spielen Ärzte) sowie von Florian David Fitz angeführt. Bei den Damen agieren Newcomerinnen (Palina Rojinski) neben arrivierten Kräften (Ulrike Kriener). Ein Neuling im deutschen Film ist Diallo-Darsteller Eric Kabongo, der aus Belgien stammt.
DIE KRITIK: „Du willst die ganze Welt retten“, schleudert der Chefarzt Richard Hartmann seiner Gemahlin Angelika entgegen. Gibt’s einen schöneren Vorwurf? Angelika, von Senta Berger mit Charme und sanfter Beharrlichkeit ausgestattet, strebt in der Tat danach, die Welt mit kleinen Schritten ein kleines bisschen besser zu machen. Schließlich hat sie beruflich, bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin, nie etwas anderes getan.
Nun gibt sie also dem Nigerianer Diallo eine neue Heimat, der zu ihrer Überraschung lieber in einer Keller-Kammer als in einem Gästezimmer Quartier beziehen will (über die traumatischen Hintergründe dieser Wahl erfährt man später mehr). Und während Diallo sich als Gärtner und guter Geist des Hauses nützlich macht, stehen einander in der Familie Hartmann Flüchtlings-Freunde und -Gegner streitbar gegenüber.
Regisseur Simon Verhoeven, der auch das Drehbuch schrieb, hat einen Film gedreht, der beiden europäischen Haupt-Positionen zum Flüchtlingsthema ausgiebig Raum gibt. Zwar fliegen dem netten Diallo viele Sympathien zu, aber auch die Argumente der Gegner einer (ungebremsten) Zuwanderung werden ernst genommen.
So ist „Willkommen bei den Hartmanns“ eine Komödie geworden, die ihr ernstes und ernsthaft behandeltes Thema mit vielen Gags garniert. Die sind oft satirisch treffend. Etwa dann, wenn Uwe Ochsenknecht als Schönheitschirurg in eine Damenrunde blickt: „Drei Nasen – sechs Brüste – alle von mir!“ Gelegentlich wechselt der Film aber auch zu überdrehtem Klamauk. Etwa dann, wenn Ulrike Kriener ihre Auftritte als völlig durchgeknallte Lehrkraft vom Typ Späthippie hat. Oder wenn Heiner Lauterbach wieder mal zu einer seiner Brüllereien loslegt. Der ist als Familien-Doyen so massiv auf Krawall gebürstet, dass er schon wieder Mitleid verdient.
Sei’s drum. Der Film macht den Darstellern erkennbar mächtig Spaß, und Palina Rojinski und Elyas M’Barek dürfen nach Art eines altertümlichen Schwanks ihre heißen Gefühle füreinander entdecken. Während das Jungvolk um den Teenie Basti beim Rappen ganz cool Gelassenheit einfordert: „Chill mal dein Gesicht, Mann“, fordert er im Video mit seinen Band-Kollegen, den „Befruchtungszwergen“.
Am wenigsten Anlass zur Gelassenheit hat allerdings der Neu-Bürger Diallo, über dessen Asylantrag noch nicht entschieden wurde. Regisseur Verhoeven lenkt die Story zu einem Showdown mit einem Hauch Gerichtssaal-Dramatik, bevor er zu einem wohligen Komödien-Finale findet.
So kann man sich in „Willkommen bei den Hartmanns“ recht gut unterhalten (wenn man mal von den Szenen mit dem Holzhammer-Humor absieht). Und nach dem Verlassen des Kinos gibt’s noch genug Stoff, um über das Flüchtlings-Thema weiterzudebattieren.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die es schätzen, wenn eine Komödie auch ernste Themen aufgreift.