GESAMTEINDRUCK: „Vorhang auf für Cyrano“ ist eine märchenhafte Komödie über die Entstehung des Bühnen-Klassikers „Cyrano de Bergerac“ – ein Film, der die Magie der Theaterwelt spürbar werden lässt.
DIE STORY: Paris 1897. Der erfolglose Dramatiker Edmond Rostand (Thomas Solivérès) erfährt er von seiner Gönnerin Sarah Bernhardt (Clémentine Célarié), dass der berühmte Schauspieler Constant Coquelin (Olivier Gourmet) bei ihm ein Historiendrama bestellen will. Schon in wenigen Wochen soll Premiere sein, doch Rostand hat kein Thema. Die Liebesnöte eines poetisch unbegabten Kollegen, für den er romantische Briefe an dessen Angebetete verfasst, bringen ihn auf eine Idee: Wie wär’s mit der Geschichte des großnasigen Haudraufs Cyrano de Bergerac, der mit seinen schönen Briefen dafür sorgte, dass der tumbe Schönling Christian das Herz der vergötterten Roxane erobern konnte?
DIE STARS: Hier die Schauspiel-Götter Sarah Bernhardt und Constant Coquelin, dort die großen Autoren Georges Feydeau, Anton Tschechow und natürlich Edmond Rostand: „Vorhang auf für Cyrano“ ist der seltene Fall eines Films, in dem die Rollenvorbilder der Figuren auf der Leinwand berühmter sind als die Schauspieler, die sie darstellen.
Der Drehbuchautor und Regie-Novize Alexis Michalik (der selbst die Nebenrolle des Komödien-Fabrikanten Feydeau spielt) hat ein ausgesprochen hochklassiges Ensemble zusammengestellt, dessen Namen allerdings nur Insidern des französischen Films vertraut sind.
DIE KRITIK: „Erster Akt: Vorstellung der Figuren. Zweiter Akt: Zuspitzung des Konflikts. Dritter Akt: Auflösung.“ Diese Anweisung gibt der Schauspieler Coquelin dem Dichter Edmond Rostand mit auf den Weg, als er bei ihm ein neues Stück in Auftrag gibt.
Ach, wenn es doch so leicht wäre, fürs Theater zu schreiben! Natürlich braucht ein Dramatiker Zeit, um seine Figuren und seinen Plot zu entwickeln. Edmond Rostand arbeitete nach historischen Quellen ein Dreivierteljahr lang (was eh schon wenig ist) an seinem späteren Kassenschlager „Cyrano“. Im Film wird die Entstehungszeit auf drei Wochen eingedampft. Proben inklusive.
Das gibt dem Film seinen märchenhaften Touch, geht aber in Ordnung. Denn „Vorhang frei für Cyrano“ ist keine Dokumentation, sondern eine in jeder Hinsicht dramatische Komödie, die das Ziel verfolgt, den ganzen Zauber des Theaters auf die Leinwand zu bannen. Und das gelingt von der ersten bis zur letzten Minute.
Autor/Regisseur Alexis Michalik lässt das melancholisch angehauchte Lustspiel mit rasantem Tempo ablaufen, was dem Unterhaltungswert gewiss nicht schadet. Eine Vielzahl von Konflikten ist in die Story hineingepackt.
Mal geht’s um poetische Schreibhemmungen, mal um prosaische Ehe- und Familienprobleme. Mal um künstlerischen Frust und sexuelle Lust. Manchmal um die Hautfarbe und oft um die Finanzen. Die Menschen lieben ihre Intrigen, ihre Sehnsüchte und ihre Eitelkeiten – vor allem aber lieben sie das Theater, diesen Schauplatz von Poesie und Phantasie, auf dem auch Erwachsene so unbeschwert spielen dürfen, als wären sie (kreative) Kinder.
Der Film baut seine Spannung sorgsam auf, um dann bei der Premiere von „Cyrano de Bergerac“ seine Klimax zu errichten. Vorhang auf! Was bei dieser Vorstellung alles abgeht, an Aufregung, Freude und Schmerz, das ist dazu angetan, auch Schauspiel-Verweigerern mal wieder große Lust auf einen Theaterbesuch zu machen.
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde und alle Theaterfreunde, die große romantische Stoffe lieben.