GESAMTEINDRUCK: Die Arthaus-Tragikomödie „Vom Gießen des Zitronenbaums“ handelt auf manchmal absurde, aber stets berührende Weise von der Suche nach Frieden und Glück.
DIE STORY: „Vom Gießen des Zitronenbaums“ erzählt vom Filmemacher Elia Suleiman, der die Welt nicht mehr versteht. Da, wo er wohnt, in Palästina, scheint alles aus den Fugen geraten zu sein. Also geht er auf Reisen. Nur um festzustellen, dass der Wahnsinn überall auf der Welt daheim ist.
DIE STARS: Der arabisch-israelische Filmemacher Elia Suleiman ist auch in seiner neuen Produktion wieder der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Wie schon in früheren Filmen wie „Göttliche Intervention“ ist er nicht nur der Regisseur, sondern auch der Hauptdarsteller. Sein Blick auf die Welt – mit einem kindlichen Gemüt und einer bewundernswerten Unschuld – hat Klasse. So oder so ähnlich waren früher die legendären Buster Keaton und Jaques Tati unterwegs. Suleiman ist wahrhaft ihr Erbe.
DIE KRITIK: „Vom Gießen des Zitronenbaums“ (Originaltitel: „It Must Be Heaven“) ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Der Film passt so überhaupt nicht in unsere Zeit, in der auch im Kino die Ware zumeist schön konfektioniert daherkommt. Suleiman ist ein Verweigerer der Traditionen. Aber nicht in dem Sinne, dass seine Filme sperrig wären. Vielmehr sind sie absurde Wundertüten. Man kann in ihnen staunen. Wenn man denn das Zuschauen noch nicht verlernt hat.
In seinen bisherigen Filmen wollte Elia Suleiman meist zeigen, was in seiner Heimat, den Palästinenser-Gebieten, so alles passiert. Wie der Krieg Alltag ist und jeder Versuch, nach Frieden zu streben, im Ansatz erstickt wird. Jetzt verlässt Suleiman sein Zuhause und kommt zu uns. Also, zumindest bis nach Paris schafft er es, bevor es ihn in den USA verschlägt. Und was stellt Suleiman auf all seinen Stationen fest: Der Wahnsinn - den er aus seiner Heimat kennt - ist mittlerweile überall daheim.
„Vom Gießen des Zitronenbaums“ ist kein Film, den sich Zuschauer anschauen werden, die das alltägliche Kino dieser Tage schätzen. Zum einen ist der Hauptdarsteller Suleiman – wie in all seinen Filmen – beinahe stumm. Warum reden, wenn man alles in wunderbaren Bildern erzählen kann? Es gibt auch keine Handlung im eigentlichen Sinn.
Suleiman geht es um die Absurditäten des Großstadtlebens. Und die zeigt er uns zuhauf: Ein Ballett von Polizisten auf Segway-Rollern zum Beispiel. Menschen, die aufeinander keine Rücksicht mehr nehmen. Filmproduzenten, die sein neues Projekt ablehnen, weil er sich weigert, nur Elend in seiner Heimat zu zeigen.
Und so weiter und so fort. Absurdes Kino für den Arthaus-Fan. Aber wer weiß, vielleicht sind ja immer mehr Menschen müde vom Bombast-Kino und suchen etwas aufregend Neues. Hier wäre es!
IDEAL FÜR: Menschen, die es mögen, wenn im Kino so gut wie überhaupt nicht gesprochen wird, weil der Film großartige Bilder sprechen lässt.