DIE STORY: In der isländischen Romanze „Virgin Mountain“ geht es um den körperlich wuchtigen Einzelgänger Fúsi (Gunnar Jónsson), der ein wenig planlos durchs Leben streift. Eine Freundin hat er noch nie gehabt. So richtig Spaß am Leben irgendwie auch nicht. Zumindest sieht ihn sein Umfeld so. Aber dann schenkt seine Mutter dem Mittvierziger einen Tanzkurs. Und dort begegnet er Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir), die perfekt zu ihm zu passen scheint, dies aber erst nach einer ganzen Weile merkt.
DIE STARS: Braucht in diesem hinreißenden Liebesfilm zwischen zwei Außenseitern niemand wirklich. Gunnar Jónsson ist hier in seiner ersten Filmrolle zu sehen. Er steht im Film wie ein Felsen. Und Ilmur Kristjánsdóttir an seiner Seite ist ihm ebenbürtig.
DIE KRITIK: Niemand bekommt derzeit Liebesfilme derart schräg und doch mitten ins Herz treffend hin wie die Skandinavier. Der isländische Regisseur Dagur Kári hatte schon in seinem Erstling „Noi Albinoi“ vor ein paar Jahren gezeigt, dass er ein sicheres Händchen hat, Außenseiter der Gesellschaft sehr liebenswert zu präsentieren. Das stellt er auch mit „Virgin Mountain“ wieder wunderbar unter Beweis.
Wer Gunnar Jónsson als Fúsi einmal gesehen hat, der mag ihn vielleicht nicht sofort in sein Herz schließen. Aber man vergisst diesen Berg von einem Mann auf keinen Fall. In einem anderen Leben, einer anderen Welt wäre er vielleicht ein Held – ein Weltenretter. Aber in unsere doch sehr genormte Gesellschaft passt Fúsi nicht so recht.
Stoisch scheint er das Leben zu ertragen. Immer wieder muss er sich erklären, wieso er nicht – wie alle anderen um ihn herum – Frau und Kinder hat. Fúsi würde schon gern mal mit einer Frau Kontakt aufnehmen. Aber wo soll er die kennenlernen?
Es bietet sich eine Möglichkeit, als der zudem auch noch extrem schüchterne Fúsi zu einem Tanzkurs geschickt wird. Dass er dort auf Anhieb die Liebe seines Lebens findet, kann er genauso wenig glauben wie die Dame, die ihm gefällt.
Es folgen also wundervolle Szenen des Zögerns und Harrens. Er kann sich nicht erklären. Sie mag in ihm nicht den zukünftigen Partner sehen. Stattdessen bedankt sie sich nach der ersten gemeinsamen Autofahrt: „Danke, dass Du mich nicht ermordet hast“. Worauf er antwortet: „Gern geschehen“. Der Zuschauer darf an all dem, wenn er denn nicht auf Blockbuster-Romanzen mit musikalischer Dauerbedudelung konditioniert ist, seine helle Freude haben.
IDEAL FÜR: Freunde des manchmal absurden, aber immer geschmackssicheren skandinavischen Kinos.