Victoria

Das Abenteuer einer Berliner Nacht


FilmClicks:
Begegnung in der Berliner Nacht: Sonne (Frederick Lau) und Victoria (Laia Costa) © Polyfilm
DIE STORY: „Victoria“ wurde beim Deutschen Filmpreis 2015 zum Spielfilm des Jahres gewählt und räumte dort noch fünf weitere Goldene Lolas ab.
Im Zentrum des Plots steht die junge Spanierin Victoria (Laia Costa), die sich durch die Berliner Clubszene treiben lassen will. Dann begegnet sie vier Jungs und zieht mit ihnen durch die Nacht. Allerdings müssen die noch einen Bankraub begehen.
 
DIE STARS: Der eigentliche Star in diesem Film, obwohl er hinter der Kamera steht, ist Regisseur Sebastian Schipper. Der Filmemacher, der in den letzten Jahren auch gelegentlich als Schauspieler zu sehen war, ist bekannt für spannende Filme. Von „Absolute Giganten“ bis zu „Mitte Ende August“. Aber mit „Victoria“ hat er sich selbst übertroffen und die Latte für den deutschen Film in diesem Jahr sehr hoch gelegt.
Vor die Kamera hat er sich ausnahmslos tolle Leute geholt. Besonders stechen seine Hauptdarsteller hervor. Laia Costa, 1985 in Barcelona geboren, war bisher nur in ihrer spanischen Heimat zu sehen. Während der Berliner Frederick Lau schon mehrfach die coole Sau spielen durfte. 

Club-Nacht mit Nebenaspekt: Die Jungs wollen eine Bank überfallen © Polyfilm

DIE KRITIK: „Victoria“ wird in der nächsten Ausgabe des an Absurditäten reichen Guinness Buch der Rekorde stehen. Und zwar zu Recht. Denn so einen Spielfilm hat es noch nicht gegeben. 140 Minuten an einem Stück gedreht, ohne die Kamera abzusetzen. Normalerweise wird ein Film ja erst im Schneideraum aus vielen Schnipseln zu einem Ganzen zusammengesetzt.
Sebastian Schipper, der zuvor fünf Jahre an einem Drehbuch schrieb, ohne dass daraus ein Film entstand, wollte diesmal etwas ganz Spontanes. Einen Film, der in einer Nacht in Berlin spielt und der auch in einer Nacht an einem Stück (Kamera: Sturla Branth Grovlen) gedreht werden sollte. Ein Wahnsinn, wie Schipper später feststellte, dem er sich nicht noch einmal aussetzen will.
Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Preise bei der Berlinale und dazu die Preisflut bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises, der Lola. Begeisterte Kritiker überall auf der Welt. Denn Schipper hat etwas geschafft, das weit über das technische Experiment hinausgeht. Die Energie, die am Set geherrscht haben muss – wie kriegen wir diese 140 Minuten in den Kasten, ohne dass sich jemand verspricht oder verspielt? – die ist auf der Leinwand zu spüren.
Die Geschichte der Jugendlichen, für die eine Berliner Nacht zur Zeitenwende in ihrem Leben wird, die ist fiebrig erzählt. Man ist ständig dicht an den Figuren dran. So etwas wie eine Pause gönnt Sebastian Schipper weder seinen Akteuren noch seinem Filmteam und erst recht nicht dem Zuschauer.
Zu Beginn – die einzige Zeit, in der man sich als Zuschauer erst einmal in Ruhe an den Film gewöhnen kann – freut sich Victoria auf eine Nacht in den Clubs. Dann lernt sie Truppe um Sonne (Frederick Lau) kennen. Zwischen den beiden geht was, das ist klar. Aber aus der romantischen Nacht wird nichts. Weil die Jungs noch jemandem einen Gefallen schulden. Sie müssen eine Bank überfallen.
Victoria springt aus Abenteuerlust ein, als der Fahrer ausfällt. Nicht ahnend, worauf sie sich da einlässt. Denn alles, was schief gehen kann, das geht auch schief. Und der Zuschauer immer mit dabei.
„Victoria“ mag dem einen oder anderen zu anstrengend erscheinen. Aber diesen Preis muss man zahlen, wenn man neues Kino sehen möchte, das die gewohnten Bahnen verlässt.    
         
IDEAL FÜR: Filmfans, die zwischen all den Fortsetzungen der Blockbuster gern mal etwas Neues und Aufregendes sehen.






Trailer
LÄNGE: 140 min
PRODUKTION: Deutschland 2015
KINOSTART Ö: 26.06.2015
REGIE:  Sebastian Schipper


BESETZUNG
Laia Costa: Victoria
Frederick Lau: Sonne