GESAMTEINDRUCK: „Venom“ ist ein holpriger Anti-Superhelden-Actionreißer aus dem Marvel-Universum, der trotz Star-Besetzung (Tom Hardy, Michelle Williams und Riz Ahmed) nie so richtig auf die Beine kommt.
DIE STORY: Der TV-Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) stellt dem mächtigen Oligarchen Carlton Drake (Riz Ahmed), der sich gern als Weltverbesserer stilisiert, (zu) viele unangenehme Fragen und verliert daraufhin seinen Job. Doch Brock recherchiert weiter und findet heraus, dass Drake im Besitz einer außerirdischen Lebensform, der Symbionten, ist. Bei einem Einbruch in Drakes Labor kommt Brock in Kontakt mit einem Symbionten, der in seinen Körper eindringt. Von nun an ist Eddie Brock ein Doppelwesen: Einerseits der nette Eddie und andererseits der furchterregende Venom, der übernatürliche Kräfte besitzt.
DIE STARS: Das Sony-Studio prunkt in der Marvel-Comicverfilmung „Venom“ mit großen Namen. Titeldarsteller Tom Hardy (Oscar-Nominierung für „The Revenant“) und seine Partnerin Michelle Williams (vier Oscar-Nominierungen, unter anderem für „Manchester By The Sea“) haben sich in der Arthaus-Szene einen Namen gemacht. Riz Ahmed („The Sisters Brothers“) ist ein gefeierter TV-Star (Emmy Award und Golden-Globe-Nominierung für „The Night Of“).
Regisseur Ruben Fleischer schaffte 2009 mit dem Independent-Grusel „Zombieland“ den Durchbruch.
DIE KRITIK: Comic-Fans kennen den fast unbesiegbaren Venom als Erzrivalen von Spider-Man, aber der Spinnenmann kommt in „Venom“, dem Film, gar nicht vor. Der Actionreißer erzählt die Geschichte der Entstehung dieses Zwitterwesens, in dem zwei Seelen und auch zwei Körper wohnen: Jene des Reporters Eddie und jene eines außerirdischen Symbionten, der mächtig zuschlagen und zubeißen kann.
Im Vorfeld der „Venom“-Premiere war in der Szene heftig diskutiert worden, ob der Film wohl ein Jugendverbot aufgebrummt bekommen würde. Hartgesottene Fans hofften auf diese Einstufung, weil sie sich davon besonders drastische Actionszenen versprachen. Das Sony-Studio mochte aber auf das junge Publikum nicht verzichten, was dazu führte, dass die Action zwar intensiv, aber kindergerecht über die Leinwand poltert: In Deutschland ist „Venom“ ab 12 Jahren, in den USA ab 13 und in Österreich ab 14 freigegeben.
Wer besonders grausame Szenen mag, wird also enttäuscht. Wer hochklassiges Superhelden-Kino erwartet, allerdings auch. Die Story lahmt von Beginn an mit hölzernen Dialogen, die den berühmten Darstellern keine Chance lassen, zu glänzen: Um diese banale Geschichte einer Verwandlung vom Menschen zum Antihelden zu erzählen, hätte es der Talente eines Tom Hardy und einer Michelle Williams nicht gebraucht. Beide wirken unterfordert wie selten zuvor in ihrer Karriere.
Riz Ahmed legt den Tycoon Carlton Drake als irrlichternden Charmeur an, der dem Tesla-Chef Elon Musk nachgebildet zu sein scheint, jedoch nicht an das Charisma des Originals heranreicht.
Die Action bleibt hinter jenem Standard zurück, den man gemeinhin von einer Marvel-Verfilmung erwartet. Die Symbionten aus dem All sind, bevor sie in ihre menschlichen Wirte eindringen, eine Slime-ähnliche Masse, die bei der Betrachtung eher Heiterkeit auslöst als Furcht und Ekel.
Im vollen Antihelden-Outfit wirkt Venom dann wie ein schwarzgekleideter Bodybuilder mit hässlichem Kopf und eindrucksvollen Zähnen. Das Drehbuch schenkt ihm mannigfaltige Gelegenheiten, seine Kämpfer-Qualitäten zu demonstrieren. Doch obwohl er dabei die Straßen von San Francisco, dem Schauplatz des Films, zum Trümmerfeld macht, hinterlässt der Wüterich nicht wirklich einen nachhaltigen Eindruck. „Venom“ ist, auf einen kurzen Nenner gebracht, ein schlicht gestrickter und immer wieder langweiliger Film geworden.
IDEAL FÜR: Comic-Fans, die sich kein Abenteuer der Marvel-Figuren entgehen lassen wollen.