Unterwegs mit Jacqueline

Mann und Kuh auf großer Reise


FilmClicks:
„Unterwegs mit Jacqueline“: Fatah (Fatsah Bouyahmed) und seine Kuh stapfen durch Frankreich © Alamode
DIE STORY: Der algerische Bauer Fatah (Fatsah Bouyahmed) geht im herzerwärmenden Drama „Unterwegs mit Jacqueline“ mit seiner Kuh auf Reisen, weil er eine Einladung zur Landwirtschaftsmesse in Paris bekommen hat.
Das im Dorf für ihn und die Kuh (erraten, sie heißt Jacqueline!) gesammelte Geld reicht nur für die Überfahrt nach Marseille. Fatah macht sich nichts daraus. Er läuft mit der Kuh einfach los. Bald schon werden die beiden zur medialen Sensation, der mehr als ein ganzes Land zujubelt.    

Ein Medienereignis: Fatah und seine Kuh werden berühmt © Alamode

DIE STARS: Der großartige Hauptdarsteller Fatsah Bouyahmed („Vive la France – Gesprengt wird später“) ist bei uns eher weniger bekannt. Das könnte sich nach diesem Arthaus-Geheimtipp durchaus ändern. Auf seiner Reise nach Paris begegnet Bouyahmed einem verarmten Adeligen mit großem Herzen, gespielt von Lambert Wilson („Matrix“), und seinem durchtriebenen Schwager, gespielt von Jamel Debouzze („Die fabelhafte Welt der Amélie“).
 
DIE KRITIK: Wo steht geschrieben, dass nur Hollywood wunderbare Wohlfühl-Dramen in die Kinos schicken darf? Der französische Regisseur Mohamed Hamidi („Homeland“ – aber nicht die Serie, sondern vor ein paar Jahren ein französischer Film über Emigranten) macht beinahe alles richtig in seinem Drama. Er zeigt, dass man seinen Traum ruhig versuchen soll zu leben, wenn es denn irgendwie geht.
„Unterwegs mit Jacqueline“ erinnert ein wenig an David Lynchs zauberhaften Film „The Straight Story“. Damals fuhr ein alter Mann mit einem Rasentraktor quer durch die USA und der Film lebte von der wunderbaren Ruhe, die dieser Trip ausstrahlte. „Unterwegs mit Jacqueline“ greift das Motiv des langsamen Reisens auf.
Da der Bauer Fatah (Fatsah Bouyahmed) nicht schneller als im lockeren Gang Richtung Paris ziehen kann, entgeht ihm nichts. Er begegnet herrlich verschrobenen Charakteren und wird im Laufe der Zeit zum Helden der neuen medialen Welt (das hatte es bei Lynchs Film aus dem Jahr 1999 noch nicht geben können). Obwohl er daheim auf seinem Dorf keinerlei Zugriff auf Internet oder Mail hat, wird er in Frankreich rasend schnell bekannt, inklusive Accounts bei Facebook und Twitter.
Hamidi findet einen schönen melancholischen Grundton für seinen Film. Es gibt auch ein wenig Tragödie. Wenn zum Beispiel Fatah an eine Gruppe von Gauklern gerät, die ihn mit Birnenschnaps betrunken machen. Dummerweise landet ein Video davon in Fatahs Dorf. Was er mit dem Spruch quittiert „Schuld war nur der Willi“ (also die Williams-Christ-Birne im Schnaps). Das wiederum macht schnell die Runde und sorgt für einen Running Gag.
Sicher, man hätte noch mehr Sozialkritik in diesen Film packen können. Aber warum? Er unterhält vorzüglich, erzählt eine tolle Geschichte. Und die Kuh Jacqueline, die ist wirklich schön.       
 
IDEAL FÜR: Menschen, die gern ungewöhnlichen Schicksalen zuschauen und die es mögen, wenn auch der kleine Mann mal einen Sieg davon tragen darf. 
 






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: Frankreich / Marokko 2015
KINOSTART Ö: 15.07.2016
REGIE:  Mohamed Hamidi
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Fatsah Bouyahmed: Fatah
Lambert Wilson: Philippe
Jamel Debbouze: Hassan