DIE STORY: „Unsere Zeit ist jetzt“ ist eine wilde, aber bekömmliche Mischung aus Romanze, Musiker-Porträt (des Rappers Cro), Rap-Video und Experimentalfilm, in dem die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit immer wieder verschwimmen.
Hauptfigur ist der Stuttgarter Rapper Cro, der sich vermutlich selbst spielt (ganz so genau weiß man das nicht, weil er sein Markenzeichen, die Panda-Maske, auch vor der Kamera niemals ablegt). Im Film kommt Cro auf die Idee, einen Cro-Film drehen zu lassen, und schreibt einen Wettbewerb dafür aus.
Drei Vorschläge schaffen es in die engere Wahl. Die eigenbrötlerische Filmstudentin und Asperger-Syndrom-Patientin Vanessa (Peri Baumeister) will eine Doku über die aktuelle Cro-Tournee drehen. Der eitle Charmeur Dawid ( David Schütter) schlägt einen Blick in die Zukunft vor: Wie geht es Cro in 30 Jahren? Der zeichnerisch hochbegabte Versicherungsangestellte Ludwig (Marc Benjamin) wiederum hat eine Rückschau im Sinn: Er will die frühen Tag von Cros Karriere als Animation einfangen.
Alle drei Konzepte finden Gefallen. Und werden realisiert. So wird der Film über die Produktion von drei Filmen zum herzerfrischenden, aber kunstvollen Kuddelmuddel, in dem auch noch die privaten Verwicklungen der Protagonisten das allgemeine Durcheinander verstärken.
DIE STARS: Der 26-jährige deutsche Pop-Rapper Cro, nur echt mit der Panda-Maske, hat vor allem bei jungen Fans eine sehr starke Gefolgschaft. Für „Unsere Zeit ist jetzt“ holte er mit Peri Baumeister, David Schütter und Marc Benjamin drei junge Darsteller ins Boot, die große Karrieren vor sich haben könnten.
Vielleicht so wie Til Schweiger: Der spielt nämlich (ohne Maske!) den gealterten Cro und ist obendrein als Produzent im Einsatz.
In kleinen Rollen sorgen arrivierte Könner wie Anja Kling und Jeanette Hain, Wotan Wilke Möhring, Samuel Finzi und Bjarne Mädel für hohes darstellerisches Niveau. Auch für den Schlager-Altspatz Howard Carpendale wurde ein Plätzchen in der Story gefunden.
DIE KRITIK: „Unsere Zeit ist jetzt“, der Film über drei Filme, überfällt den Zuschauer erst einmal mit einem Film im Film im Film. Mit einer wilden Schießerei im Gangstermilieu des alten Chicago. Tieferer Sinn? Keiner. Schaut aber gut aus.
Auch nach dieser Sequenz tut das Werk erst mal gar nichts, um die Orientierung des Publikums zu erleichtern. Ganz im Gegenteil. Die Verwirrung steigt von Minute zu Minute. Schließlich müssen jede Menge Protagonisten vorgestellt werden, die, weil Filmemacher, äußerst unterschiedliche Pläne und äußerst unterschiedliche Egos besitzen.
Kurzum: in den ersten 20 Minuten wirkt „Unsere Zeit ist jetzt“ wie ein nach dem Zufallsprinzip montierter Experimentalfilm, dem alle Gesetze des Kinos egal sind. Das macht aber nichts. Denn langsam fügt Regisseur Martin Schreier eine klare Struktur ins scheinbar chaotische Spiel. Dadurch macht er den Spannungsbogen des ganzen Films sichtbar, der einem zunächst noch verborgen blieb. Kompliment.
Hat man das einmal durchschaut, kann man sich in den vielen Zeit- und Erzähl-Ebenen gemütlich einrichten. Man kann zum Beispiel Til Schweiger genießen, der sich als abgesandelter Altstar Cro (ohne Maske!) selbst auf die Schaufel nimmt.
Man kann sich in die feinen Animationen des Trickfilmers Ludwig vertiefen, dessen Zeichnungen über die Entstehung des Phänomens Cro verblüffende Storys erzählen.
Und man kann sich, vor allem, für die autistisch angehauchte Vanessa begeistern, die von Peri Baumeister mit einer hinreißenden Aura aus eiskalter Sehnsucht verkörpert wird.
Dazu gibt’s natürlich jede Menge Cro: Mal entspannt privat, mal gestresst geschäftig, und dann wieder voller Elan beim Mitschnitt von seinen Konzert-Auftritten.
Unterm Strich entpuppt sich „Unsere Zeit ist jetzt“ als kunterbunte Pop-Collage, die hinter ihrer überkomplizierten Struktur ein paar tiefe, einfache Weisheiten verbreitet: Mach dein Ding! Lebe deinen Traum! Folge deinen Gefühlen!
Na klar. Das wollen wir doch gerne tun.
IDEAL FÜR: Cro-Fans und für Filmfreunde, die mal Lust auf einen feinen Kino-Abend jenseits der gewohnten Pfade haben.