GESAMTEINDRUCK: „Unsane – Ausgeliefert“ ist eine gekonnt gruselige Stilübung von Steven Soderbergh, in welcher der Meisterregisseur vorführt, dass er auch mit kleinem Aufwand große Wirkung erzielen kann.
DIE STORY: Die smarte Jung-Managerin Sawyer Valentini (Claire Foy) wird in „Unsane“ durch einen Stalker aus der Lebensbahn geworfen. Deshalb sucht sie eine Verhaltens-Therapeutin in einer Klinik auf. Als sie wieder gehen will, steht sie vor verschlossenen Türen: Sie hat versehentlich ein Dokument unterschrieben, das es der Klinik erlaubt, sie stationär aufzunehmen. Sawyer wird in einen Schlafsaal voller Psycho-Patienten verlegt. Doch der wahre Schrecken wartet erst: In einem der Pfleger (Joshua Leonard) glaubt sie ihren Stalker wieder zu erkennen. Ein mörderischer Albtraum beginnt.
DIE STARS: Den berühmtesten Namen im Projekt „Unsane“ trägt natürlich der Regisseur – Steven Soderbergh, der Macher von „Sex. Lügen und Video“, „Traffic“ und „Ocean’s Eleven“. Für eine Mini-Rolle hat Soderbergh seinen Kumpel Matt Damon vor die Kamera gebeten.
Hauptdarstellerin Claire Foy gewann 2017 als junge Queen Elizabeth II. in der Serie „The Crown“ einen Golden Globe. Ihr Gegenspieler Joshua Leonard begann seine Karriere 1999 im Grusel-Kult „Blair Witch Project“.
Amy Irving („Yentl“) ist als Claire Foys Mutter dabei. Juno Temple, die eine rabiate Patientin spielt, war zuletzt zuckersüß in Woody Allens „Wonder Wheel“ zu sehen. Der Comedian Jay Pharoah, in „Unsane“ als Clarie Foys Verbündeter im Einsatz, machte im Internet durch seine Auftritte als Barack Obama Furore.
DIE KRITIK: Soll man grinsen oder sich freuen über Steven Soderbergh? Der Regie-Star kündigte 2013 seinen Abschied von den bewegten Bildern an – und seither dreht er munter weiter. „Unsane – Ausgeliefert“ ist nach der Gaunerkomödie „Logan Lucky“ schon der zweite Film, den Soderbergh seit Herbst 2017 ins Kino bringt.
Das heißt: Genau genommen, ist „Unsane“ gar kein Film. Sondern ein Video; vom Meister eigenhändig gedreht mit der Kamera eines iPhones.
Das Phänomenale daran: Man merkt es der Produktion nicht an, dass sie mit einer Handykamera aufgenommen wurde. Natürlich hat „Unsane“ nicht die Brillanz eines Cinemascope-Films auf Celluloid. Aber die Bildqualität ist durchaus ordentlich und fällt auch auf einer Kinoleinwand nicht negativ auf.
Mit ähnlich leichter Hand wie bei der Kamera agiert Soderbergh auch als Regisseur. Vom Autoren-Gespann Jonathan Bernstein & James Greer bekam er ein kurvenreiches Drehbuch geliefert, das bis zur allerletzten Szene immer wieder für Überraschungen sorgt. In manchen Szenen wird es blutig und horrormäßig hart. In anderen Sequenzen setzt „Unsane“ auf schwarzen Humor, der dem Publikum Erholungspausen schenkt.
Die Darsteller agieren durch die Bank mit viel Verve in diesem kleinen Film (Produktionskosten: nur 1,5 Millionen Dollar). „Unsane“ hat definitiv nicht die Absicht, dem Publikum wichtige Erkenntnisse zu vermitteln (außer vielleicht jener, dass man stets drauf schauen sollte, was man unterschreibt). Hier geht’s einfach darum, gepflegten Grusel mit Niveau zu erzeugen – und das gelingt dem ganzen Team sehr gut.
IDEAL FÜR: Grusel-Fans und Steven-Soderbergh-Fans.