DIE STORY: Der Science-Fiction-Thriller „Transcendence“ erzählt die Geschichte des Wissenschaftlers Dr. Will Caster (Johnny Depp), der die Entwicklung künstlicher Intelligenz vorantreibt. Sein Traum, der kurz vor der Realisierung steht: Er arbeitet an einem Computersystem, das wie ein Mensch fühlen und selbstständig denken kann.
Beim Attentat einer militanten Gruppe von Technologie-Gegnern wird Caster so schwer verletzt, dass er wenig später stirbt. Kurz vor Casters Tod gelingt es aber seiner Frau Evelyn (Rebecca Hall) gemeinsam mit seinem Kollegen Max Waters (Paul Bettany), den Geist des Sterbenden auf einen Superrechner zu übertragen: „Wir können sein Bewusstsein hochladen.“ Will Caster lebt quasi in Bits und Bytes fort und wird, per Lautsprecher und Bildschirm, auch wieder hör- und sichtbar.
Der zunächst beglückten Evelyn geht es bald wie in der Ballade vom Zauberlehrling. Sie kann den Supercomputer nicht mehr kontrollieren. Der denkende Rechner behauptet, für eine bessere Welt zu sorgen - will aber die Herrschaft über die Menschheit übernehmen. Die Staatsmacht verbündet sich mit den zuvor als Terroristen gebrandmarkten Technologie-Feinden und sinnt auf einen Gegenschlag.
DIE STARS: Johnny Depp, in den letzten Jahren vorwiegend in heiteren Blockbustern à la „Fluch der Karibik“ aktiv, überzeugt in „Transcendence“ wieder einmal mit einer ernsten Rolle - egal, ob man ihn in voller Größe sieht oder später als Porträt auf einem Monitor. Die Britin Rebecca Hall wurde mit Woody Allens erotischer Komödie „Vicky Cristina Barcelona“ bekannt und spielte zuletzt in „Iron Man 3“.
Rebeacca Halls Landsmann Paul Bettany zählt ebenfalls zum Personal der „Iron Man“-Filme. Megastar Morgan Freeman und der Ire Cillian Murphy spielen wichtige Nebenrollen. Dass „Transcendence“ optisch ein Genuss ist, liegt am Vorleben des Regie-Debütanten Wally Pfister. Der gelernte Kameramann und Oscar-Preisträger (für „Inception“) fotografierte seit „Memento“ (2000) alle Filme von Regie-Guru Christopher Nolan, der hier als ausführender Produzent an Bord ist.
DIE KRITIK: „Transcendence“ ist ein Zukunfts-Thriller, der trotz einer spannenden Story und exzellenter Darsteller einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlässt.
Problem Nummer eins: Der Film scheitert am Versuch, die hochwissenschaftliche Problematik künstlicher Intelligenz in den Rahmen eines Blockbuster-Drehbuchs zu pressen. Die Dialoge sind zu banal fürs Thema, gleichzeitig aber oft zu kompliziert, um sie als Laie zu verstehen. Regisseur Wally Pfister rückt zur Illustration immer wieder komplizierte mathematische Formeln ins Bild. Wenn Johnny Depp als verstorbener Dr. Caster im Computer wieder zum künstlichen Leben erwacht, sieht das auf den Monitoren anfangs so aus, als würde eine Buchstabensuppe aus zahllosen Zeichen umgerührt.
Problem Nummer zwei: „Transcendence“ mag sich nicht entschließen, ob er die Forschung in Richtung künstlicher Intelligenz nun gut oder schlecht findet. Mal wirkt der Film wie ein teures Werbevideo aus dem Silicon Valley, das den Segen des Fortschritts preist - dann wieder wie ein ökologisches Manifest, das die Menschheit zurück zur Natur führen will.
Die Produktion eiert, was ihre Botschaft betrifft, also orientierungslos herum. Immerhin wurde eine recht spannende Thriller-Story eingebaut, die das Publikum bei Laune hält. Man erlebt, wie die fortschrittsgläubige Evelyn (Rebecca Hall) nach dem Tod ihres vergötterten Gatten nicht verzweifelt, sondern nach den Wünschen des transzendierten Dr. Caster ein riesiges Computerzentrum anlegen lässt.
Johnny Depp spielt den zugleich toten und quicklebendigen Wissenschaftler mit Charme und sanfter Entschlossenheit, aber auch mit irrlichterndem Fanatismus. Es gelingt ihm, mehr und mehr Menschen mit den Gedanken seines Superrechners gleichzuschalten. Obendrein entwickeln seine Gefolgsleute übernatürliche Kräfte. Krankheit oder Verletzungen machen ihnen nichts mehr aus - sie gesunden quasi im Stand.
Dr. Caster kann sein Projekt zur Übernahme der Weltherrschaft lange Zeit ungestört vorantreiben. Das liegt am Drehbuch, welches das FBI quasi zu geistiger Umnachtung verurteilt. Die Strafverfolger kriegen erst mal zwei Jahre lang überhaupt nichts mit. Erst dann geht Cillian Murphy als Chefermittler mit einem unfreiwillig komischen Satz ein Licht auf: „Wer oder was immer das ist - es baut eine Armee auf. Ich muss Washington anrufen!“
Wie es sich für einen Blockbuster gehört, wartet am Schluss ein Showdown aufs Publikum. Die Mächte der künstlichen und der natürlichen Intelligenz treten gegeneinander an. Der Ausgang des Duells wird hier natürlich nicht verraten. Am seltsamen Gesamteindruck des Films ändert das Finale jedoch nichts.
IDEAL FÜR: Fans von Johny Depp und für Liebhaber von Science Fiction, die es einem Film verzeihen, wenn er seinen Ansprüchen nicht voll gerecht wird.