GESAMTEINDRUCK: Alicia Vikander macht als burschikose Lara Croft in der neuen „Tomb Raider“-Verfilmung eine überaus gute Figur.
DIE STORY: Lara Croft (Alicia Vikander) hat in „Tomb Raider“ nicht nur einen miserablen Job als Fahrradkurierin in London, sondern auch das Problem, dass ihr Vater vor sieben Jahren spurlos verschwand. Der reiste damals an die Küste Japans, um dort eine sensationelle archäologische Entdeckung zu machen. Seinen vermeintlichen Tod aufzuklären, ist fortan Laras einzige Pflicht, und so begibt sie sich in einem waghalsigen Unterfangen gen Japan, um zu klären, wo, wie und warum ihr Vater sterben musste. Mit überraschendem Ergebnis…
DIE STARS: Alicia Vikander ist die neue Lara Croft: Bisher hatte Angelina Jolie den Job als toughe Archäologin inne und führte durch zwei Kinofilme des Videospiele-Klassikers. Vikander macht ihren Job überaus gut - genau wie ihre Co-Stars Dominic West (als ihr Vater) und Daniel Wu (als ihr Kamerad auf der Expedition).
DIE KRITIK: Sich im Jahr 2018 an einem Reboot von Lara Croft zu versuchen, ist natürlich heikel. Zumal dank der #MeToo-Bewegung längst sämtliche Scheusale der Filmindustrie zittern müssen - und all diejenigen, die aus dem Hollywood-Kino auch und vor allem erotisches Kapital schlagen wollten: Man muss mit sexuellen Reizen auf der Leinwand in Hollywood derzeit sehr vorsichtig sein.
Es trifft sich daher ausgezeichnet, dass das Klischee von Lara Croft, das Angelina Jolie dereinst so vollbusig wie möglich verkörperte, im neuen Film keine Chance hat. Das liegt zum einen an der burschikosen, überaus einnehmenden Hauptdarstellerin Alicia Vikander, die für ihre Expedition keine zwei extragroßen „Argumente“ braucht und kein feuchter Bubentraum sein will, sondern die mit adretter Cleverness und attraktiver Body-Fitness viel mehr Erotik ins Spiel bringt, als Jolie es je tat.
Zudem bringt Vikander mehr Herzlichkeit in die Rolle - und mehr perfekt inszenierte Action, die derzeit ihresgleichen sucht. Was „Tomb Raider“, das Reboot, an tricktechnischen und rasanten, waghalsigen Stunts auf die Leinwand schmettert, hat man selten in solchem Tempo und solcher Opulenz gesehen. Dagegen wirkt jede James-Bond-Eröffnung, als würde Opa einen Sonntagsausflug machen.
Insgesamt hat der norwegische Regisseur Roar Uthaug ganze Arbeit geleistet: Zwar geistern allerlei Unglaubwürdigkeiten durch „Tomb Raider“, aber das ist in einer Geschichte, in der es um alte Mythen, Sagen und Grabmäler geht, in denen gierige Archäologen ihr finanzielles Heil vermuten, nun einmal nichts Ungewöhnliches. Man könnte es auch als genre-immanent bezeichnen.
Dass Alicia Vikander auch nach einer gehetzten Fuchs-Jagd auf dem Fahrrad durch London (eine famose Eröffnungssequenz), nach einer von Orkanen und scharfen Klippen geprägten Bootstour auf eine japanische Insel oder nach den Stromschnellen eines 1000 Meter in den Abgrund stürzenden, reißenden Flusses immer noch aussieht, als wäre sie gerade aufgestanden, ist eine phänomenal ironische Antwort des Regisseurs auf das in Verruf geratene Genre des Abenteuerfilms. Genau das ist „Tomb Raider“ nämlich über weite Strecken: Ein nicht enden wollendes Abenteuer. Und der Film schafft, was das Game immer schaffen wollte: Dass man wirklich glaubt, mittendrin zu sein.
IDEAL FÜR: Action-Fans und Anhänger von Alicia Vikander, die sich nun auch als knallharte Archäologin mit Rehaugen unsterblich gemacht hat.