Titos Brille

Die Legende von der reparierten Brille


FilmClicks:
„Titos Brille“: Adriana Altaras mit ihrer Tante Jele © Filmladen
DIE STORY: In der Doku „Titos Brille“ nimmt Adriana Altaras den Zuschauer mit in ihre Heimat. Die Schauspielerin und Schriftstellerin, die in Berlin lebt, wurde 1960 in Jugoslawien geboren. Wieso die Familie nach Westdeutschland ausreiste und was in der Zeit zwischen 1933 und 1945 passierte, das wurde bei ihr daheim immer nur angedeutet und nie richtig formuliert. Altaras geht nun den Weg in die Vergangenheit und enthüllt ein Bild, das den Zuschauer im Wechsel weinen und lachen lässt.           

Die Kindheit: Adriana Altaras mit ihren Eltern © Filmladen

DIE STARS: Braucht es hier nicht. Die Gastgeberin des Films, Adriana Altaras, nimmt den Zuschauer sofort für sich ein. Wenn man denn ihren orkanartigen Attacken gewachsen ist. Altaras ist ein Wirbelwind, wie man ihn nur aller Jubeljahre mal auf der Leinwand erlebt. Dieser Ausflug in den Süden macht jeden Kinozuschauer schlauer. Und wenn einem die Art von Frau Altaras gefällt: Es gibt sie ähnlich unterhaltsam als Schriftstellerin.           
 
DIE KRITIK: Es existieren Hunderte Filme darüber, was in der Zeit zwischen 1933 und 1945 in Europa getan und gesagt wurde. Mittlerweile sind wir bei der Aufarbeitung an einem Punkt angelangt, an dem es sinnvoller erscheint, zu fragen und zu erzählen, was alles nicht gesagt wurde.
Die Schriftstellerin und Schauspielerin Adriana Altaras hatte schon lange das Gefühl, dass in der Geschichte ihrer jüdischen Familie irgendetwas fehlte. Sowohl Mutter als auch Vater schienen zeitlebens nicht bereit gewesen zu sein, ihrer Tochter alles zu erzählen, was sie damals in Jugoslawien erlebten. Adriana Altaras forschte nach und schrieb den Roman „Titos Brille“ über ihre Familien-Angelegenheiten. Er wurde ein Erfolg.
Wie das so ist mit erfolgreichen Dingen: Sie schreien nach Vervielfältigung. Also machte Adriana Altaras nun die Reise in den Süden erneut, um „Titos Brille“ (mit der Regisseurin Regina Schilling) zu verfilmen.
Sie setzte sich mit einem Kamerateam in den alten Mercedes des Vaters und fuhr los. Schon die ersten Stationen zeigen, dass es mehr gibt als nur ein Geheimnis. Noch bevor sie Italien erreicht, Zagreb, Split und Rab liegen noch in weiter Reiseferne, entdeckt sie, dass der Vater mindestens eine Geliebte hatte.
Und es geht – von Station zu Station - weiter mit Geheimnissen. Es wird immer düsterer. Es geht immer weiter zurück. In die Zeit, als der Vater Partisan im zweiten Weltkrieg war und angeblich – daher der Filmtitel – dem späteren Staatschef Jugoslawiens Josip Broz Tito die Brille repariert haben soll. Eine der vielen Legenden der Familiengeschichte, die nun auf den Prüfstand kommen.
Adriana Altaras kann einen mit ihrer erfrischenden Art mitreißen, aber es besteht auch die Gefahr, dass diese Frau, die lieber die eigene Oma vor den Bus schubst, als auf einen Gag zu verzichten, einen überfordert. Doch wenn man sich auf Reise und Gastgeberin einlässt, verlässt man das Kino um viele Erkenntnisse reicher.      
              
IDEAL FÜR: alle, die spezielle Zeitreisen im Kino mögen und die neugierig darauf sind, welche Geheimnisse die finstere Zeit zwischen 1933 und 1945 noch bereithält. 
 






Trailer
LÄNGE: 94 min
PRODUKTION: Deutschland 2014
KINOSTART Ö: 06.03.2015
REGIE:  Regina Schilling
GENRE: Biografie|Dokumentation


BESETZUNG
Adriana Altaras: sie selbst