DIE STORY: „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ bringt jene berühmte Geschichte auf die Kinoleinwand, die erst als Jugendbuch-Bestseller (1962) von James Krüss und dann als TV-Serie (1979) ein Millionenpublikum erreichte.
Im Zentrum steht der 12-jährige Timm Thaler (Arved Friese), der völlig aus der Bahn geworfen wird, als sein Vater (Bjarne Mädel) bei einem Arbeitsunfall stirbt. Timms Leben bei der Stiefmutter (Steffi Kühnert) ist die Hölle. Alles, was er noch besitzt, ist sein glockenhelles Lachen.
Doch dieses Lachen erweckt das Interesse eines bösen Mannes. Der Baron Lefuet (Justus von Dohnanyi) bietet Timm einen Handel an: Wenn der Junge sein Lachen an Lefuet (für Nicht-Auskenner: Man lese den Namen rückwärts!) verkauft, dann werde er nie wieder eine Wette verlieren. Sollte aber einmal ein Wettverlust eintreten, dann bekäme er sein Lachen zurück.
Timm willigt ein. Rasch wird er reich, mit Pferdewetten – ein Umstand, der vor allem die Stiefmutter begeistert. Timm aber ist einmal mehr kreuzunglücklich, hat er doch mit dem Lachen auch seinen Charme verloren.
Von zu Hause haut er ab. Er kommt als Page in einem großen Hotel unter, wo er in dem Barkeeper Kreschimir (Charly Hübner) einen Vertrauten findet. Auch seine Freundin Ida (Jule Hermann) hält zu ihm. Die beiden wollen, dass Timm wieder lachen kann. Also schmieden sie Pläne, wie man es anstellen könnte, dass der Junge eine Wette verliert.
DIE STARS: Offenkundig gibt’s in der ersten Riege der deutschen TV- und Filmstars viele „Timm Thaler“-Fans – anders ist das Großaufgebot prominenter Namen kaum zu erklären. Rund um den hochtalentierten „Timm“-Darsteller Arved Friese (er spielte zuvor Matthias Schweighöfers Sohn in „Der Nanny“) sind die TV-Kommissare Charly Hübner („Polizeiruf 110“ Rostock) und Axel Prahl („Tatort“ Münster) im Einsatz; dazu Sptzenkräfte wie Justus von Dohnanyi und Bjarne Mädel, Nadja Uhl und Fritzi Haberlandt. Ex-Talker Harald Schmidt tritt mit verwegenem Bart als Rennplatz-Sprecher auf, Joachim Król ist akustisch als Erzähler dabei.
Regisseur Andreas Dresen, bekannt für seine feinen Arthaus-Filme („Halbe Treppe“, „Halt auf freier Strecke“), dreht hier erstmals ein großes Jugend-Abenteuer. Drehbuch-Autor Alexander Adolph erfand die Krimi-Reihe „Unter Verdacht“ (mit Senta Berger).
DIE KRITIK: Der Autor James Krüss hat seinen Welterfolg „Timm Thaler“ einst für ein junges Publikum geschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass die Verfilmung ein Fall (nur) fürs Kinder-Kino ist. Wenn dieses formidable Abenteuer über die Leinwand flimmert, wird jeder Zuschauer wieder jung.
Denn „Das verkaufte Lachen“ ist nicht nur eine Parabel über das materielle Glück und das Lebensglück, sondern auch ein Film gewordener Gesellschaftsroman, der voller erstaunlich aktueller Anspielungen steckt.
Da geht’s um die rabiate Methodik eines reichen Mannes, Schwächeren seinen Willen aufzuzwingen (sei es mit monetärer Verführung oder mit alternativen Wahrheiten und Zwang).
Es geht um die Sehnsucht der Armen, ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen, der für sie bestens sichtbar und zugleich unerreichbar ist. Und es geht um einen Heranwachsenden, der bald spürt, dass ihm die vielen Geldscheine nicht seinen größten Reichtum ersetzen können: Die Fähigkeit, zu lachen, zu fühlen und ein Mensch voller Empathie zu sein.
Der junge Arved Friese als Timm spielt die Erkenntnis, dass er mit dem Lachen auch seine Seele verliert, sehr sensibel aus. Charly Hübner als bärbeißig brummender Kreschimir ist Timm ein kumpelhafter Freund, wie man ihn sich idealer nicht vorstellen kann. Der „Tatort“-Komödiant Axel Prahl begibt sich höchst animiert ins Fach eines servilen und verschlagenen Schranzen des diabolischen Lefuet. Justus von Dohnanyi legt den Baron so eiskalt an, dass man in seiner Gegenwart friert, auch wenn er Wärme verbreiten will.
So ist der opulent ausgestattete Film auch ein Fest für die Schauspieler, denen man mit großem Vergnügen zusieht. Das gilt nicht nur für die Männerrollen: Fritzi Haberlandt (gute Mutter), Steffi Kühnert (böse Stiefmutter) und Nadja Uhl (sinnliche Schönheit mit großem Herzen) verkörpern weibliche Prototypen, die sie mit so viel Eigenheiten ausstatten, dass sie nie klischeehaft wirken.
Zurück zur Story: Die vielen „Timm Thaler“-Fans wissen natürlich, wie die Sache ausgeht (und sie werden sich nur zu gern erneut von dem starken Finale gefangen nehmen lassen). Alle anderen können miträtseln, ob es gelingt, Timm sein Lachen wieder zurückzugeben. Existiert möglicherweise die eine, ganz spezielle Wette, die den ewigen Wettkönig Timm zum Verlierer und damit zum Sieger macht?
IDEAL FÜR: alle, die „Tim Thaler“ als Buch oder als Fernsehserie geliebt haben. Und für alle anderen auch.