Thelma

Sinn und Übersinnlichkeit


FilmClicks:
„Thelma“: Die junge Norwegerin Eili Harboe beeindruckt das Publikum in der Titelrolle © Thimfilm
GESAMTEINDRUCK: „Thelma“ ist ein grandioses Coming-Of-Age-Drama mit sehr schönen übersinnlichen Phasen – ein  Film, der lange nachhallt.
 
DIE STORY: Die Norwegerin Thelma (Eili Harboe) ist mitten im Nirgendwo in einer streng religiösen Familie aufgewachsen. Nach der Schule geht die junge Frau nach Oslo, um dort zu studieren. Schon bald stellt sie fest, dass sie sich in ihre Kommilitonin Anja (Kaya Wilkins) verguckt hat, die ihre Liebe auch erwidert. Eines Tages jedoch verschwindet Anja. Und das scheint irgendwie mit Thelma zu tun zu haben. Denn sie hat die Fähigkeit, die Realität zu verändern. Wie sich später herausstellt, ist diese Gabe typisch für ihre Familie.

 
Zeit für Zärtlichkeit: Die Freundinnen Therlma und Anja (Kaya Wilkins) © Thim

DIE STARS: Dieser Film hat eine ganz wunderbare Hauptdarstellerin. Eili Harboe trägt das vielschichtige und alles andere als einfache Drama „Thelma“ problemlos auf ihren Schultern. Selbst gerade mal 23 Jahre alt, zeigt sie dem Zuschauer mit ihrem unglaublich intensiven Spiel, wie schwierig es sich anfühlt, zu seinem Anderssein stehen zu müssen. Oder sind all die Menschen um sie herum anders und Thelma ist normal? Der norwegische Filmemacher Joachim Trier (weitschichtig verwandt mit Lars von Trier) ist klug genug, darauf keine Antwort geben zu wollen.
 
DIE KRITIK: „Thelma“ hat eine der eindringlichsten Anfangssequenzen der jüngeren Kinogeschichte. Ein Vater geht mit seinem kleinen Kind jagen - mitten im herrlichsten norwegischen Winter. Als ein Tier auftaucht, das der Vater schießen möchte, bittet er seine Tochter Thelma, ganz genau auf das Tier zu achten. Er legt an. Und während sein Kind fasziniert auf das Wildbret schaut, reißt der Vater die Waffe herum und zielt auf sein Kind.
Die Szene soll nicht das letzte große Fragezeichen sein, das der Zuschauer bei diesem Film hat.
Man könnte „Thelma“ ein Familiendrama nennen kann oder ein Mystery-Drama - auch Science Fiction würde passen. Am besten eignet sich: glänzend erzähltes Kino über das Aufwachsen und Erwachen einer jungen Frau. Man sollte allerdings langsam erzählte Filme (zum Beispiel die Netflix-Serie „The OA“, die sehr an „Thelma“ erinnert) mögen.
Regisseur Joachim Trier lässt den Wahnsinn ganz allmählich in den Film kriechen. Man sollte nicht allzuviel wissen von dem, was alles passieren wird. Vielleicht nur, dass die Grenzen des Wahrscheinlichen mehr als einmal gedehnt werden. Und dass Trier für seine Geschichte um Schuld und Vergebung tolle Bilder findet, die auf die große Leinwand gehören.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die es mögen, wenn man über das, was man auf der Leinwand sieht, im Anschluss lange nachdenken oder diskutieren kann. 
 






Trailer
LÄNGE: 116 min
PRODUKTION: Norwegen 2017
KINOSTART Ö: 10.05.2018
REGIE:  Joachim Trier
GENRE: Drama|Science Fiction
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Eili Harboe: Thelma
Kaya Wilkins: Anja