DIE STORY: Der Gruselfilm „The Vatican Tapes“ erzählt von einem Archiv, dass es in Rom wirklich geben soll. Irgendwo unter dem Vatikan befindet sich – so die Legende – eine geheime Bibliothek, in der die Kirchenoberen alles zusammenfassen, was es zum Thema Teufel auf Erden gibt.
Zwei Kirchenmänner erlangen dort Kunde von der 27jährigen Angela (Olivia Taylor Dudley), die plötzlich von dunklen Mächten beherrscht zu sein scheint. Sie bekommt immer wieder Besuch von einem mysteriösen Raben, der ihr den Auftrag gibt, Chaos zu stiften. Steckt in Angela ein einfacher Dämon - oder doch mehr?
DIE STARS: Für den Independent-Film „The Vatican Tapes“, dessen Kosten in einem sehr überschaubaren Rahmen liegen dürften, wurde kein Star angefragt. Lediglich Michael Peña hat man schon häufiger gesehen, derzeit etwa sehr witzig in „Ant Man“.
Djimon Hounsou, Model und Schauspieler („Amistad“), hat einen recht großen Namen. Allerdings bekommt er als Krieger Gottes nur wenige sehr kurze Auftritte.
Die Intention des Studios mag es gewesen sein, die Effekte zum Star des Films zu machen. Aber was da geboten wird – Übersinnliches und Teufelsaustreibungen – war schon viel furchteinflößender zu sehen.
DIE KRITIK: Wie sieht er aus – der ultimative Kampf Gott gegen Teufel? Und was passiert, wenn das Gute den Kampf verliert und nun das Böse über die Erde herrscht?
„Vatican Tapes“-Regisseur Mark Neveldine (zuletzt inszenierte er die Action-Orgien „Crank“ und „Crank: High Voltage“) hat zu diesen Themen einige ganz interessante Ideen. Aber seltsamerweise bremst sich der Amerikaner ein und bietet auf der Leinwand keineswegs das Gruselfest, das man erwarten könnte.
Möglich allerdings, dass mehr gedreht wurde, als jetzt im Kino zu sehen ist „The Vatican Tapes“ hat eine reine Netto-Lauflänge (ohne Abspann) von nur 76 Minuten. Was darauf hindeutet, dass etliche der etwas krasseren Effekte vielleicht der Schere zum Opfer gefallen sind.
Der Bogen, den der Film schlägt, verspricht zuerst ziemlich viel. Zwei hohe Geistliche im Vatikan, Vikar Imani (Djimon Hounsou) und Kardinal Bruun (Peter Andersson), sichten Material, das ihnen zugespielt wurde. Darauf ist zu sehen, wie die junge lebensfrohe Angela (Olivia Taylor Dudley) von fremden Mächten besetzt wird.
Im einen Moment ist sie der Engel, nach dem sie benannt wurde. Im nächsten schon raunt sie alte Sprachen und kann, wenn ein Rabe in ihrer Nähe ist, Menschen gleichschalten und diese wie Marionetten dirigieren.
Wann immer der in Angela steckende Dämon Besitz von ihr ergreift, richtet sie größtmögliches Chaos ein. Ein Polizist rammt sich Glühlampen in die Augen. Ein ganzes Sanatorium beginnt, sich gegenseitig abzuschlachten. Dann fällt Angela in ein Koma und die Kirche ist sich sicher: Sie muss Exorzisten ans Bett der der jungen Frau schicken, um die teuflischen Kräfte auszutreiben.
Bis zu diesem Moment gefällt der Film durch immer wechselnde Perspektiven. Mal werden die Bilder als privates Video-Material deklariert, mal als offizielles Kirchen-Material, die titelgebenden „Vatican-Tapes“. Der Film springt lustig hin und her.
Dann folgt das Zentrum des Films – der Exorzismus. Doch diese Sequenz, auf die jeder Horrorfilm-Fan wartet, er gerät beliebig. Knochen knacken, es wird in fremden Zungen geradebrecht. Eklige Flüssigkeiten fließen. Aber kein Vergleich zu den Klassikern des Genres wie dem „Exorzist“ von William Friedkin, der wirklich zu verstören wusste.
Immerhin hat Regisseur Neveldine den Mut, am Ende des Films mal nicht das Gute gewinnen zu lassen. Aber leider verpufft der größte Effekt von allen. Denn der Teufel in Engelsgestalt bekommt kaum Gelegenheit, irgendetwas wirklich Schreckliches anzurichten.
Ein finaler Akt wäre da wünschenswert gewesen. Aber den – das muss man befürchten – haben sich die Macher, wenn der Film ein Erfolg wird, sicher für Teil 2 aufgehoben. Denn auf den „Vatican Tapes“ gibt es sicher noch viel zu entdecken.
IDEAL FÜR: Junge Horror-Fans, die noch nie vom „Exorzist“ gehört haben. Gleich nach dem Kinobesuch den Klassiker auf DVD anschauen und wirklich gruseln!