DIE STORY: Das Strand-Drama „The Shallows“ ist eine Art Spar-Version von „Der weiße Hai“ für eine Schauspielerin (und ein paar winzige Nebenrollen).
Der Plot: Die US-Medizinstudentin Nancy (Blake Lively) reist an einen einsamen Traumstrand in Mexiko, um zu surfen. Anfangs sind noch zwei Mexikaner mit ihren Surfbrettern in der Nähe, doch als die das Wasser verlassen, ist Nancy ganz allein. Allerdings nicht lange. Sie weckt den Appetit eines riesigen und hungrigen Hais, der sie attackiert, ins Bein beißt und unter Wasser zieht. Nancy kann sich erst einmal auf den Körper eines toten Wals retten, der zufällig durch die Bucht treibt.
Als der Hai auch den Wal anrempelt, schwimmt Nancy die paar Meter bis zu einem kleinen Felsen, der aus dem Wasser ragt. Für zwölf Stunden ist sie dort in relativer Sicherheit. Dann wird der Felsen wieder von der Flut überschwemmt werden.
Nancy nutzt die Atempause, um ihre Wunde notdürftig zu flicken. Der Strand ist in Sichtweite, doch das Hinüberschwimmen wäre viel zu gefährlich. Also übernachtet Nancy auf dem Felsen. Sie hat auch einen Gefährten: Eine Möwe mit verletztem Flügel, die nicht mehr fliegen kann.
Als der Felsen wieder unter Wasser gerät, wird es ernst, denn der Hai ist über Nacht nicht fortgeschwommen, sondern in der Bucht geblieben. Mit letztem Einsatz schafft es Nancy, eine große Boje zu erreichen, die im Wasser schwimmt. Der Hai erkennt allerdings rasch, dass man an einer solchen Boje prächtig rütteln und reißen kann…
DIE STARS: „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ ist ein Solostück für eine Frau und einen Hai. Blake Lively („Für immer Adaline“) kann zeigen, dass sie nicht nur eine gute Schauspielerin ist, sondern auch eine sportlich gestählte Schönheit.
Der Hai war beim Dreh allerdings nicht mit von der Partie. Er kam, als furchterregendes Animations-Computerwesen, erst im Studio dazu. Deshalb ist er auch auf den Szenenfotos vom Set nie zu sehen (im Trailer und im fertigen Film aber umso mehr).
DIE KRITIK: Das Hai-Abenteuer mit Blake Lively funktioniert nach jenem Prinzip, mit dem Alfred Hitchcock sein Publikum in Atem hielt: Suspense. Dabei geht es gar nicht unbedingt darum, dass etwas passiert. Der Nervenkitzel entsteht aus dem Wissen, dass jede Sekunde etwas passieren
könnte.
Im Fall von „The Shallows“ heißt das: Das Kinopublikum kann den herrlichen Surf-Spaß zu Filmbeginn viel weniger genießen als die Hauptfigur. Denn anders als Nancy wissen wir ja: Ein Hai wird kommen. Und wenn die Bestie dann wirklich erscheint, riesengroß und mit einem furchterregenden Gebiss, dann ist der Schrecken riesig. Von nun an zittert man bei jeder Kamera-Einstellung mit, wann und wie der Hai wieder seine gefräßige Visage zeigt.
Regisseur Jaume Collet-Serrat („House of Wax“), ein Spezialist fürs Gruselkino, inszeniert diese Passagen mit kompetentem Gefühl für die Balance zwischen Horror und kurzer Entspannung. Mit Blake Lively hat er eine (nicht nur optisch) prächtige Partnerin vor der Kamera. Sie löst die gewaltige Aufgabe, einen kompletten Film praktisch allein zu tragen, sehr gut. Zwar hat sie keine Mitspieler, mit denen sie sich Wortgefechte liefern kann, aber dafür mit dem Hai einen überlebensgroßen Gegner.
Allerdings kann weder der Regisseur noch seine Protagonistin etwas dagegen tun, dass man sich im Kino langsam an die Situation gewöhnt: Je öfter der Hai angreift, desto mehr lässt der Schrecken im Saal nach. Man ahnt ja, dass die tapfere Nancy auch die nächste Attacke wieder irgendwie überstehen wird. Und langsam beginnt man, darüber nachzudenken, welches Finale wohl im Drehbuch ausgeheckt wurde.
Hier nun gerät der Film dorthin, wo er titelmäßig verortet ist („The Shallows“ bedeutet Untiefen). Die Story rund um das Abenteuer ist nämlich ziemlich seicht und obendrein recht schmalzig.
Da geht’s irgendwie um Nancys schöne Mutter, die dereinst auch an diesem speziellen Strand surfte, mittlerweile aber viel zu früh verstorben ist. Und um Nancys noch lebenden Vater, der in der Sorge lebt, auch noch seine Tochter zu verlieren.
Diese Banal-Beilage zur rauen Action im und unter Wasser hätte sich der Film ruhig sparen können. So ist „The Shallows“ eine Art B-Movie der Zehner Jahre geworden, das seine Zuschauer mit Spannung und mit Kitsch versorgt.
Ob Nancy das Duell mit dem Hai überlebt, wollen wir natürlich keinesfalls verraten. Wetten werden aber gern entgegengenommen.
IDEAL FÜR: FreundInnen von Spannungs-Filmen, die sich gern vor Haien gruseln.