The Salesman

Ein Oscar für ein subtiles Drama


FilmClicks:
„The Salesman“: Taraneh Alidoosti und Shahab Hosseini als verstörtes Ehepaar © Thimfilm
DIE STORY: Das mit dem Oscar gekrönte iranische Thrillerdrama „The Salesman“ spielt in Teheran in der heutigen Zeit. Der Lehrer Emad (Shahab Hosseini) und seine Frau Rana (Taraneh Alidoosti) brauchen eine neue Wohnung, da ihre alte unbewohnbar geworden ist. Ein Freund empfiehlt ihnen ein neues Apartment.
Zuerst sieht alles nach einem Glückstreffer aus. Aber dann wird Rana im neuen Heim von einem Mann  überfallen und die Ehepartner merken, dass sie mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen können. Rana zieht sich immer weiter zurück, während Emad sich auf die Suche nach dem Täter macht. Letzten Endes kämpfen beide verzweifelt um ihre Beziehung, die zu zerbrechen droht.      

Regisseur Asghar Farhadi (re.) mit Shahab Hosseini am Set © Thimfilm

DIE STARS: Der iranische Filmemacher Asghar Farhadi (für „Nader und Simim – Eine Trennung“ bekam er 2012 seinen ersten Oscar, für „The Salesman“ den zweiten) gilt als rechtmäßiger Erbe des legendären Alfred Hitchcock. In der Tat gibt es momentan keinen zweiten Filmer wie ihn. Farhadi  versteht es virtuos, Spannung so zu erzeugen, dass man fassungslos dem Geschehen zuschaut und sich jedes Mal fragt, wie es denn wieder zu dieser oder jener Katastrophe kommen konnte – großes Kino!    
 
DIE KRITIK: Darf man sauer sein, dass der sehr gute Film „The Salesman“ dem herausragenden Film des Jahres, „Toni Erdmann“, den Oscar als bester fremdsprachiger Film weggeschnappt hat? Ja, für ungefähr fünf Sekunden. Es gibt halt in diesen politisch aufgeladenen Zeiten politische Entscheidungen.
Spätestens, als der neue US-Präsident Donald Trump seine Einreisesperre für muslimische Staaten erließ, als sich dort der Iran wiederfand und Asghar Farhadi bekanntgab, dass er auf keinen Fall zur Oscar-Zeremonie anreisen würde, da war es klar: Es war Zeit für ein Zeichen. Eben dieses Zeichen hat die Amerikanische Filmakademie nun gesetzt. Ein zweiter Oscar für den iranischen Großmeister der Spannung.
Erneut nimmt Farhadi den Zuschauer mit auf eine Reise, die – wie bei allen seinen Filmen – zuerst einmal nicht nach der Riesenkatastrophe klingt. Als eine Ehefrau in der neuen Bleibe die Tür aufmacht, ohne zu schauen, wer kommt, wird sie niedergeschlagen.
In einer westlichen Großstadt würde man die Polizei verständigen, hätte ein paar unruhige Nächte. Würde sich einen Therapeuten und/oder eine neue Wohnung suchen. All das geht nicht bei „The Salesman“. Emad (Shahab Hosseini) und seine Frau Rana (Taraneh Alidoosti) müssen sich glücklich schätzen, dass sie dieses Apartment gefunden haben. Also müssen sie in und mit der Wohnung leben.
Rana leidet massiv unter dem Überfall. Sie wird in jeder Hinsicht immer stiller – irgendwann sieht sie sich außerstande, als Amateur-Darstellerin weiter in einer Produktion von Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ zu spielen, in der sie mit ihrem Mann mitwirkt.
Emad wiederum begibt sich auf eine Recherche- und Rache-Tour. Er findet heraus, dass die Vormieterin der Wohnung zu jenen Damen zählte, die sehr häufig Herrenbesuch empfangen. War der Schläger vielleicht ein Kunde der Prostituierten? Emad findet den Täter. Doch dessen öffentliche Bloßstellung würde die Familie des Mannes zerstören.
Asghar Farhadis große Kunst ist es, Spannung aus wenigen Blicken und Andeutungen entstehen zu lassen. Dem Blockbuster-verwöhnten Zuschauer könnte dies ein wenig spartanisch vorkommen. Aber es lohnt sich, in diesem ungewöhnlichen Thriller auszuharren.
         
IDEAL FÜR: den Kinogänger, der gern spannende Filmkunst aus der Ferne schaut, bei der man obendrein viel über das Leben im Iran lernen kann.
 






Trailer
LÄNGE: 123 min
PRODUKTION: Iran / Frankreich 2016
KINOSTART Ö: 17.03.2017
REGIE:  Asghar Farhadi
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Shahab Hosseini: Emad
Taraneh Alidoosti: Rana