GESAMTEINDRUCK: „The Man Who Killed Don Quixote“ ist ein 18 (!) Jahre nach Drehbeginn fertiggestelltes Projekt von Monty-Python-Regisseur Terry Gilliam: Herrlich absurdes Kino ohne Rücksicht auf den Mainstream.
DIE STORY: Den Werbefilmregisseur Toby (Adam Driver) verschlägt es zum Dreh eines neuen Clips nach Spanien. Dort hat er vor vielen Jahren einen sehr erfolgreichen Studentenfilm über den legendären Don Quixote gedreht. Als er in das Dorf kommt, in dem er einst filmte, stellt er fest, dass sein Hauptdarsteller (Jonathan Pryce) dort noch lebt. Allerdings glaubt der Mann mittlerweile, dass er selbst der legendäre Ritter sei und Toby sein Diener Sancho Pansa. Gemeinsam ziehen sie los und erleben allerlei amüsante und abgedrehte Abenteuer.
DIE STARS: Adam Driver („BlacKkKlansman“) und Ex-Bond-Schurke Jonathan Pryce („Der Morgen stirbt nie“) sind ein sehr gutes Gespann. Pryce bringt nach sehr vielen Jahren in Theater und beim Film die entsprechende Gelassenheit mit, diesen Quixote auf der messerscharfen Kante zwischen Genie und Wahnsinn zu spielen. Und Driver macht das, was er eh in all seinen Filmen am besten kann. Er zieht leicht verpeilt und extrem schlurfig durch den Film und versucht, aus der Sache irgendwie heil heraus zu kommen.
Neben den beiden Hauptdarstellern tauchen Stars wie Stellan Skarsgard oder Olga Kurylenko auf, ohne wirklich Eindruck zu hinterlassen. Nur die Portugiesin Joana Ribeoro bekommt genügend Raum und Zeit, um sich etwas entfalten zu können.
DIE KRITIK: Die 20-jährige Entstehungsgeschichte von „The Man Who Killed Don Quixote“ (die Vorbereitungen begannen 1998) ist an sich schon filmreif. Und es gibt auch eine brillante Doku darüber. In „Lost In La Mancha“ kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, was alles bisher beim Herstellen diesen Traumprojektes von Terry Gilliam schief gegangen ist.
Mal abgesehen von den ewigen finanziellen Problemen: In den Aufnahmen der ursprünglichen Version (mit Jean Rochefort und Johnny Depp) flogen irre laute Flugzeuge übers Set. Es gab Unwetter und Rochefort wurde plötzlich so krank, dass er nicht mehr reiten konnte. Eine extrem schlechte Voraussetzung für einen Film, in dem quasi ständig geritten wird.
Im Alter von 77 Jahren hat Terry Gilliam, Gründungs-Mitglied der legendären Anarcho-Truppe Monty Python, sein Werk nun doch noch fertig bekommen. Es ist genau der Film, den man von Gilliam erwarten durfte. Ein Film, der sich einen Dreck darum kümmert, ob der Zuschauer bei der Geschichte auch nur ansatzweise mitkommt – wie halt früher bei Monty Python.
Zu Beginn ist dieser „Don Quixote“, der mit Cervantes‘ klassischem Roman „Don Quijote von der Mancha“ nur sehr wenig gemein hat, noch recht herkömmlich erzählt.
Man begegnet dem Filmemacher Toby, der an einer Schaffenskrise leidet und hofft, dass er am Ort seines größten Triumphs vielleicht eine Eingabe hat. Stattdessen trifft er seinen ehemaligen Star, der mittlerweile den Verstand verlor und glaubt, die Inkarnation des Don Quixote zu sein.
Wenn Don Quixote mit seinem Getreuen Sancho Pansa zu neuen Abenteuern aufbricht, wird auch der Film – um es milde zu formulieren – vogelwild. Es geht in der Zeit vor und zurück. Oder auch nicht. Dann taucht ein Oligarch auf. Es wird um eine Hure gekämpft. Natürlich lassen sich irgendwann die berühmten Riesen blicken, die in Wahrheit sehr nach Windmühlenflügeln aussehen. Und es wird ständig gekalauert (leider nicht mehr so schön wie zu Monty Pythons Zeiten).
Kurzum: Terry Gilliam – zum Glück ist er noch so verspielt – zündet hier ein herrliches Feuerwerk der Fantasie. Allerdings eines, mit dem viele Zuschauer ihre Probleme haben dürften. Denn der Regisseur legt zu keiner Sekunde fest, was die Menschen vor der Leinwand über das Geschehen auf der Leinwand zu denken haben.
IDEAL FÜR: alle Fans des Monty-Python-Humors und für jene, die es im Kino gern verträumt und versponnen mögen.